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Christina Meier

5G: Eine «Expertin» fabuliert

Sie ist ein «Medium »und eine gutbezahlte Vortragsrednerin - und nun offenbar auch Expertin für technische Fragen: Christina von Dreien.

Stefan Millius am 03. Juni 2019

Wer sich die fast 55 Minuten Film auf Youtube antut, weiss stellenweise nicht, ob er lachen oder weinen soll. Da sitzt ein Mädchen, visuell und von der Art her eher noch Kind als Teenager, und wird von einem älteren Herrn freundlich befragt zu Themen, die von komplexer wissenschaftlicher Natur sind. Das bewusste Mädchen fabuliert über die Auswirkungen von 5G, als hätte sie geheime Dokumente gefunden, die sie nun offenbart. Und der nette Interviewer unterstützt sie munter im Bestreben, immer absurdere Dinge von sich zu geben.

Wie auch immer man zur neuen Technologie steht: Wenn es nach Christina Meier, die sich selbst Christina von Dreien nennt, geht, ist 5G reines Teufelszeug. Sie warnt nicht wie die meisten Kritiker nur vor körperlichen Folgen. Glaubt man der jungen Toggenburgerin, werden wir alle bald innerlich gegrillt, und unsere Hirne werden manipuliert. Wir sind dann also eine Art Grillhähnchen-Zombie, gesteuert von unbekannten Kräften.

Wirklich auseinandergesetzt mit 5G hat sich Christina Meier allerdings nicht. Sie ist im festen Glauben, die Technologie sei völlig unnötig, weil man damit vielleicht einfach «eine Sekunde schneller auf Facebook» sei. Die Bedeutung des nächsten Digitalisierungssprungs für die Wirtschaft ist ihr ganz offensichtlich nicht näher bekannt. Dafür «weiss» sie, dass 5G der totalen Überwachung dient.

Wer dem Mädchen eine Weile lang zuhört und zuschaut, der staunt, dass sie ganze Vortragssäle füllen kann. Sie spricht stockend, verliert den Faden, senkt den Blick immer wieder, kann kaum den Augenkontakt zu ihrem Gegenüber halten. Ihre Anhänger würden das vermutlich mit ihrer verletzlichen feinstofflichen Ebene oder ähnlich erklären. In einem über 50 Minuten langen Gespräch ist es in erster Linie nur eines: Anstrengend.

Auch auf der inhaltlichen Ebene übrigens. Ein Müsterchen. Auf die Frage, was 5G denn so gefährlich mache, sagt Christina Meier alias von Dreien: «Weil 5G schwingt und wir schwingen.» Aha.

Wie «20 Minuten» berichtet, sind andere 5G-Kritiker alles andere als begeistert von Meiers Aktivitäten. Mit der Behauptung, wir würden «gegrillt» und überwacht durch die Technologie, werden ernsthafe Zweifler in Misskredit gebracht. Zumal dem bekannten «Medium» meist mehr Leute zuhören als irgendwelchen Politikern.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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