Kürzlich habe ich ein Interview im Radio gehört. Einige Leute wurden auf der Strasse befragt, ab wann man alt ist. Ist es, sobald man Rückschmerzen hat? Vergisst, was man zum Frühstück gegessen hat? Graue Haare bekommt?
Bullsh*t! – Entschuldigen Sie den Ausdruck, aber ich hasse die Zeit, denn Einstein hatte Recht. Die Zeit ist relativ. Einige Momente dauern Jahre an bis sie plötzlich vorbei sind und andere sind in Sekunden vorbei. Uns bleiben nur die Erinnerungen. Etwas, das einmal war und jetzt nicht mehr da ist.
Hätte sich Einstein doch nur geirrt und wir könnten selbst bestimmen, wie lange oder wie oft wir einen Moment erleben.
Hätten wir die Fähigkeit, zu einem Moment zurückzukehren und ihn ein zweites Mal zu erleben, welchen würden Sie wählen? Einen Geburtstag? Eine Begegnung? Ein erstes Mal?
Einige Momente will man vielleicht vergessen, doch manchmal hat es einen Grund, wieso sie sich in unser Gedächtnis eingebrannt haben.
Ich habe lange darüber nachgedacht, zu welchem Moment ich zurückkehren würde. Es gibt so viele, die ich gerne ein zweites Mal erleben würde – vielleicht auch, um mich an einigen Dingen zu hindern.
Aber ist es nicht so, dass uns jeder Moment, den wir erleben, zu dem macht, was wir heute sind? Jeder Moment prägt und formt uns. Ich habe mir in letzter Zeit immer mehr Gedanken über die Zeit und die Zukunft gemacht. Dabei habe ich natürlich auch zurückgeschaut und – das soll jetzt nicht selbstverbliebt klingen – ich mag mich wirklich. Die junge Frau, zu der ich herangewachsen bin. Der Mensch, der aus diesen bizarren Momenten entstanden ist. Ich bin wahnsinnig gespannt, was die Zukunft noch für mich offenhält und ich hoffe, dass ich vielleicht eines Tages eine Inspiration für andere bin. Ich habe gelernt, dass nach jedem schrecklichen Tag die Sonne wieder aufgeht. Genauso an jedem wundervollen Tag. Wir müssen die Zeit, die wir haben, geniessen und schätzen. Solange wir daran glauben, wird es auch passieren. Die Sonne wird aufgehen.
Lea Müller (*2001) aus dem Kanton Thurgau ist Studentin in Fribourg. Sie interessiert sich für Sport und schreibt seit ihrem 12. Lebensjahr Geschichten.
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