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Umfrage zur Coronapolitik

Alles bestens oder doch lieber Rücktrittsforderung?

Wie gut erledigt der Bundesrat seinen Job, wie tauglich ist die Coronapolitik der Schweiz? Eine Frau aus Rapperswil-Jona hat eine Umfrage lanciert, mit der sie ein Stimmungsbild erhalten möchte. Konkrete Auswirkungen erhofft sie sich davon weniger als vielmehr eine Sensibilisierung der Bevölkerung.

Stefan Millius am 12. Februar 2021

Tamara Lins aus Rapperswil-Jona will es wissen. Sie hat eine Umfrage gestartet, in der sie wissen will, wie die Schweizerinnen und Schweizer die Arbeit des gesamten Bundesrats, von Alain Berset im Besonderen und generell die Coronapolitik bewerten. Die Auswahlmöglichkeiten reichen von «Sehr zufrieden, weiter so!» bis zu «Sofortiger Rücktritt der Verantwortlichen der Corona-Massnahmen».

Die Umfrage ist hier zu finden.

Im Interview sagt Tamara Lins, was sie damit bezweckt – und was sie sich erhofft.

Tamara Lins, Sie hatten ja vermutlich einen konkreten Grund für Ihre Aktion. Wie sind Sie persönlich von der Coronapolitik betroffen?

Beruflich schränken mich die Massnahmen ein, weil ich keine Workshops durchführen kann und keine Gruppencoachings. Schlimmer noch sind die privaten und sozialen Einschränkungen. Nächstes Wochenende wird mein Vater 80 Jahre alt. Im Januar wurde eine Freundin 50, im Februar.werden zwei meiner Freundinnen 50 Jahre alt. Feier verboten. Die eine Freundin lebt in Stuttgart. Die darf ich noch nicht einmal mehr sehen. Auswärts essen ist eine sozial wichtige Komponente. Mit Freunden, mit Familie, mit dem Partner. Alles nicht mehr möglich. Nebst meinem Arbeitspensum muss ich nun täglich kochen, da ich während der Arbeit nicht auswärts essen gehen kann. Immer den gleichen einzigen Take-Away in der Nähe aufzusuchen, macht auch keinen Spass. Und die Praxis riecht danach ungut. Das geht einfach nicht. Letzten Herbst hatten wir eine Reise auf die Philippinen geplant. Auch die musste abgesagt werden.

Haben Sie auch Erfahrungen von anderen Menschen mitverfolgt?

In meinem Umfeld gibt es viele, die finanziell schwierige Zeiten durchzustehen haben, weil sie die versprochenen Unterstützungsgelder nicht erhalten haben. Jene, die erst seit ein oder zwei Jahren Unternehmer sind, trifft es extrem hart, weil die Zahlung abhängig ist vom versteuerten Einkommen des Vorjahres. Wer sich selbständig macht, hat als Einzelunternehmer in den ersten ein bis zwei Jahren in seltenen Fällen wirklich viel Gewinn erwirtschaftet, weil die Investitionen den Ertrag auffressen. Somit gibt es genau für jene Zielgruppe keinen Erwerbsersatz. Das ist ein Hohn. Dafür bekommen Fussballvereine mit Topspielern, die Millionensaläre beziehen, Erwerbsersatz.

Wie kam es letztlich zur Idee, eine Umfrage zu lancieren?

Ich beobachte seit geraumer Zeit, dass die grossen Medienhäuser der Schweiz, SRF mit eingeschlossen, unsere Regierung nicht hinterfragen und die Massnahmen durch ihre Propaganda stützen. Die Medien vernachlässigen ihren Auftrag, da sie abhängig sind von der Hand, die sie füttert. Fakten werden negiert, gute Journalisten mundtot gemacht. Propaganda ersetzt zunehmend den Journalismus. Dadurch verlieren die EinwoherInnen der Schweiz zunehmend ihre Stimme. Das ist einer Schweiz und einer Demokratie unwürdig. Ich möchte mit dieser Umfrage den Menschen eine Stimme geben.

Wichtig wird sicher sein, dass viele Leute teilnehmen, um ein aussagekräftiges Bild zu erhalten. Wie möchten Sie das erreichen?

Ich möchte, dass sich so viele Medienhäuser wie möglich an dieser Umfrage beteiligen. Auch habe ich die Umfrage auf sozialen Medien wie Facebook, Telegram und whatsapp geteilt, um soviele Menschen wie möglich daran teilnehmen zu lassen. Je mehr Menschen mitmachen, desto repräsentativer wird das Resultat ausfallen.

Was wird mit den Ergebnissen passieren?

Jene Medien, die jetzt mitmachen, können das Resultat publizieren. Auch werde ich das Resultat in denselben Kanälen publizieren, die ich für die Umfrage verwendet habe. Zudem werde ich einen weiteren Brief an den Bundesrat verfassen. Der letzte Brief - bezüglich unserer Bundesverfassung - blieb bis heute unbeantwortet. Die Umfrage zeigt mir auch die Faktenlage auf und motiviert mich, am demokratischen Prozess des Landes aktiv mitzuwirken. Zunehmend.

Versprechen Sie sich auch mehr, als dass das Resultat zur Kenntnis genommen wird?

Zwei Dinge. Ein wachsendes Bewusstsein der Menschen, dass sie eine Stimme und Macht haben, also den Dingen nicht machtlos ausgeliefert sind. Eine bessere Wahrnehmung der Menschen für alles, was ist. Und drittens Transparenz. Wir sind eine direkte Demokratie. Das sollten wir leben.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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