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Zeyer zur Zeit | Jusos

Aufruhr wegen Openair-Band «Feine Sahne Fischfilet» – Hetze ohne Sinn und Verstand

Die Juso St. Gallen zeigen, wie verantwortungslose Denunziation und die Übernahme völlig unbelegter Behauptungen geht. Die Co-Präsidentin und das Vorstandsmitglied sollten zurücktreten.

«Die Ostschweiz» Archiv am 27. Juni 2023

Es werden starke Worte gewählt: «Wenn Worten keine Taten folgen, sind diese nicht mehr als Heuchelei. Wäre das OASG wirklich feministisch und queerfreundlich, würden sie Tätern keine Bühne bieten.» So poltert Anna Miotto, Co-Präsidentin der Juso St. Gallen. Wir haben darüber berichtet.

Um in der gleichen Währung zurückzugeben: wer unqualifiziert denunziert, ohne sich über die Hintergründe zu informieren, hat sich dermassen disqualifiziert, dass er (auch sie) sofort zurücktreten müsste. Gälte Anstand noch etwas in der Erregungsbewirtschaftung.

Die Hintergründe. Seit einiger Zeit gibt es die anonyme Denunziationswebseite «Niemand muss Täter sein». Die hatte am 22. August 2022 Anschuldigungen gegen den Sänger der deutschen linksradikalen Band «Feine Sahne Fischfilet» erhoben: «Fünf Betroffene sexualisierter Gewalt haben uns dazu veranlasst, Jan Gorkow als Täter zu outen. Sechs weitere Personen haben sich seitdem bei uns gemeldet – Das sind elf Menschen!»

Die Verantwortlichen dieser Webseite, die sogenannten Opfer blieben und bleiben anonym. Es wurden keinerlei genauere Angaben zu den Vorfällen «sexualisierter Gewalt» gemacht. Weder Ort, noch Zeitpunkt, noch Vorfall wurden konkretisiert. Anzeigen wurden nicht erstattet. Der Instagram-Auftritt der anonymen Denunzianten wurde gesperrt, auf Twitter stammt ihr letztes Lebenszeichen vom Dezember 2022.

Der Sänger der Punkrocker hatte die anonymen und diffusen Vorwürfe zurückgewiesen, das Landgericht Stralsund stufte sie im November letzten Jahres als Verleumdung ein.

Wenn schon, könnte man der Band und ihrem Sänger ein problematisches Verhältnis zu Gewalt vorwerfen. So singt «Monchi»: «Die Bullenhelme – sie sollen fliegen, Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein». Darüber sollte man vielleicht diskutieren. Wenn man eine Ahnung hätte, worüber man sich aufregt. Stattdessen schwafeln die Jusos weiter: «Wir werden mit Besucherinnen und Besuchern über die Vorwürfe gegen Jan Gorkow sprechen, wir werden Zeichen setzen, werden das Openair und seine Heucheleien kritisieren und wir werden im Sittertobel achtsam feiern», so Robin Eichmann, Vorstandsmitglied der Juso St. Gallen.

Ob er damit wohl die gewaltverherrlichenden Texte der Band meint? Die kennt er entweder nicht – oder er hat daran nichts auszusetzen. Woher kennen aber die «achtsamen» Jusos die aufgewärmten Vorwürfe gegen die Punkkapelle? Aus einer vertrauenswürdigen Quelle namens «barrikade.info». Das ist eine linksradikale Webseite, die – genau wie «Niemand muss Täter sein» – nur eine ungültige Mailadresse als Kontaktmöglichkeit angibt und ungehemmt alles Gedöns verbreitet, was ebenfalls anonymen Schmierfinken so einfällt.

Zum feministischen Streiktag forderte «barrikade»: «Queerfeministisch streiken - antikapitalistisch und revolutionär!» Was immer das sein mag.

Als neuster Streich veröffentlicht das Krawallorgan den anonymen Beitrag «Keine Bühne für Täter! Keine Feine Sahne!» Darin schreiben feige Schmierfinken: «Jan «Monchi» Gorkow, der Sänger von Feine Sahne Fischfilet, ist Täter.» Als «Beleg» wird angeführt: «Wie die Gruppe «Keiner muss Täter sein» auf Instagram eröffnete, soll der Musiker seine Macht missbraucht und sexualisierte Gewalt ausgeübt haben.» Er «ist» Täter, weil er laut einer anonymen Quelle etwas getan haben «soll»? Was für eine Verluderung der Sitten.

Wohlgemerkt sind das die gleichen, haltlosen, belegfreien und anonymen Anschuldigungen, die schon längst zurückgewiesen und als Verleumdung abqualifiziert wurden. Aber, so der Text in «barrikade»: «Doch wir glauben den Betroffenen, stellen uns kompromisslos hinter sie. Wir sind empört und erschüttert. Warum wird an einem derart grossen Event wie dem Openair, einer solchen Band kommentarlos die Bühne angeboten?!»

Der Text endet mit einem Aufschwung ins Absurde: «Wir schenken allen Betroffenen uneingeschränkten Glauben und fordern: Keine Bühne für Täter! Schluss mit dem Mackertum! Schluss mit sexuellen Übergriffen! Wir wollen Gerechtigkeit und Aufklärung sowie tatsächliche Ehrlichkeit und Selbstreflexion! Keine Bühne DEM Täter! Solidarisiert euch mit den Betroffenen sexualisierter Gewalt! Hinterfragt "Monchi" und die Rolle, die er sich mit seiner Band geschaffen hat! Egal ob Till Lindemann oder Jan Gorkow, niemand muss Täter sein! Kampf dem Patriarchat hier im Sittertobel und überall!»

Es ist eine Sache, wenn anonyme Denunzianten das Internet missbrauchen, um haltlose Anschuldigungen zu erheben. Es ist eine Sache, wenn solche Schmierereien von anderen Schreihälsen ungeprüft und ohne Kenntnisse der Hintergründe übernommen werden.

Aber dass Parteipolitiker, die ernst genommen werden wollen, sich in den Dienst einer solchen verantwortungslosen Hetze stellen, ist bedenklich. Dass sie diese Behauptungen zum Anlass für scharfen Protest nehmen, die gewaltverherrlichenden Texte der Band aber mit keinem Wort kritisieren, das ist peinlich.

Wer sich so öffentlich entblösst, sollte seiner Partei den Gefallen tun und von seinen Pöstchen zurücktreten. Bevor die beiden Jungpolitiker sich selbst und die SP noch mehr lächerlich machen.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
«Die Ostschweiz» Archiv

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund einer halben Million Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG.

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