Der Werdenberger Binnenkanal soll in den beiden Abschnitten Sevelen und Sennwald revitalisiert werden. Als Vorbild dient der bereits naturnah gestaltete Bereich des Binnenkanals in Buchs.
Der Werdenberger Binnenkanal leitet das Wasser der bergseitig liegenden Bäche von Wartau bis Sennwald ab und mündet bei Rüthi in den Rhein. Der 130 Jahre alte Kanal muss saniert werden. Dazu wurde das 19 Kilometer lange Gewässer in zehn Abschnitte aufgeteilt und im Gewässerentwicklungskonzept priorisiert. Während der Binnenkanal im Bereich ARA bis Ochsensand Buchs bereits neu gestaltet wurde, sollen die beiden Teilabschnitte in Sevelen und Sennwald als nächstes folgen.
Dazu wurden Vorprojekte erarbeitet, die in den letzten Tagen den Ortsgemeinden, den Behörden, diversen Vertretern von den betroffenen kantonalen Fachstellen sowie Umweltverbänden vorgestellt wurden. Ziele der Revitalisierungsmassnahmen sind die Verbesserung der Strukturvielfalt, der Diversität und der Vernetzung sowie die Erhöhung der Hochwassersicherheit. Durch die naturnahe Gestaltung sollen neue Lebensräume entstehen und das Naherholungsgebiet aufgewertet werden.
Verlegung ist vorgesehen
In Sevelen umfasst das Vorprojekt den Werdenberger Binnenkanal im Bereich Rheinstrasse bis zur Einmündung des Sevelerbachs bei der Gemeindegrenze zu Buchs. Heute ist der 1,9 Kilometer lange, trapezförmige Kanal als «stark beeinträchtigtes Gewässer» klassifiziert. Sprich der ökologische Zustand ist schlecht. Um diesen zu verbessern, soll der Kanal aufgeweitet und analog dem Vorzeigeprojekt von Buchs naturnah gestaltet werden. Dazu ist eine Gerinneverlegung Richtung Osten und die Verfüllung des heutigen Kanals vorgesehen. Dadurch entsteht neues, ackerfähiges Kulturland.
Durch die Revitalisierungsmassnahmen werden die Breiten, Tiefen und Böschungsneigungen unterschiedlich ausgestaltet. Zudem soll durch die Verlegung in den Wald – analog Buchs – der Auencharakter gestärkt und neuer Lebensraum erschaffen werden. «Mit dem frühzeitigen Einbezug der verschiedenen Fachstellen, Grundeigentümer und Umweltschutzverbände holen wir ein breites Fachwissen für die weitere Planung ab», erklärt Beat Tinner, Präsident des Werdenberger Binnenkanal Unternehmens. Herausforderungen und allfällige Problemstellungen werden mit diesem Vorgehen frühzeitig erkannt und können in einer frühen Phase gelöst werden.
Hochwassersicherheit im Vordergrund
Bei den geplanten Massnahmen vom Herbrig bis zum Schluch in Sennwald steht die Hochwassersicherheit im Vordergrund. In den vergangenen Jahren wurde dieser Bereich mehrmals überflutet. Im Mittel führt der Werdenberger Binnenkanal an dieser Stelle 6,9 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Bei einem hundertjährlich wiederkehrenden Hochwasserereignis wird mit einem Abfluss von 120 Kubikmeter pro Sekunde gerechnet.
Mit der Erhöhung des Hochwasserschutzes werden zudem die Strukturvielfalt und die Diversität auf dem 3,2 Kilometer langen Abschnitt verbessert. Eine erste Informationsveranstaltung zum Vorhaben fand im Februar 2019 statt. In der Zwischenzeit wurden Gespräche mit privaten Grundbesitzern sowie weiteren Betroffenen geführt. Das heutige Vorprojekt sieht vor allem linksseitig des Kanals eine Aufweitung vor.
Die aus der kürzlich durchgeführten Informationsveranstaltung gewonnenen Erkenntnisse werden nun in das Vorprojekt einfliessen. Anschliessend werden die beiden Projekte der Teilabschnitte Sennwald und Sevelen zur Vorprüfung beim Kanton eingereicht. Parallel dazu wird die Finanzierung abgeklärt. Im Idealfall sollen die beiden Bau- und Auflageprojekte bis Ende 2020 vorliegen. Vor der öffentlichen Planauflage werden die Betroffenen im Sinne eines Mitwirkungsverfahrens angehört.
Ralph Dietsche ist Geschäftsführer und Inhaber der Kommunikationsagentur radikom GmbH mit Sitz in Rüthi.
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