Bargeld ist immer noch beliebt, auch wenn Kartenzahlungen längst etabliert sind. Doch wie sieht es mit Mobile Payment oder dem Einsatz von Kryptowährungen aus?
In der Schweiz erfreut sich das Bargeld auch im Zeitalter der Digitalisierung weiter grosser Beliebtheit und der Umlauf von Banknoten stieg im Jahr 2019 sogar leicht an. Gleichzeitig dünnen viele Banken ihr Filialnetz aus und reduzieren die Zahl der Geldautomaten.
Der Internetvergleichsdienst Comparis lancierte 2019 eine Onlinebefragung unter 1028 Personen in der Schweiz, um die beliebtesten Zahlungsmittel zu eruieren.
Dabei hat die Debitkarte das Bargeld auf den zweiten Platz verwiesen. Dieses Ergebnis dürfte auch auf die Attraktivität zurückzuführen sein, mit der Debitkarte schnell und kontaktlos zu bezahlen. Auf Platz 3 folgt unverändert die Kreditkarte. Deutlich abgeschlagen nennen lediglich 2,3 Prozent der Befragten das Mobile Payment, also die Bezahlung mit einer App auf dem NFC-fähigen Smartphone oder der Smartwatch. Das ist zwar ein zu vernachlässigender Anteil, aber trotzdem hat sich der Wert gegenüber 1,2 Prozent im Vorjahr fast verdoppelt. Bislang spielt das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone im schweizerischen Alltag noch eine eher untergeordnete Rolle.
Das mag mit Bedenken in Fragen der Sicherheit zusammenhängen oder der Angst, dass die eigenen Daten missbraucht werden könnten. Die Nutzer sichern ihre Smartphones nicht immer ausreichend gut gegen Viren und Hackerangriffe – und sie vernachlässigen die regelmässig nötigen Updates.
Steigt das Interesse an alternativen Bezahlformen?
Das Mobile Payment scheint sich jedoch langsam aus seiner Nische heraus zu entwickeln. Laut der Umfrage von Comparis öffnen sich die Menschen stärker gegenüber dem Bezahlen mit dem Smartphone. Von 38 auf 43 Prozent stieg der Anteil jener, die glauben, dass das Bezahlen mit dem Smartphone klassische Debit- und Kreditkarten ablösen wird.
Amerikanischen Anbietern wie Apple Pay oder Google Pay bietet zum Beispiel Twint einen schweizerischen Gegenentwurf. Über zwei Millionen Nutzer bezahlen unkompliziert mit der App Twint: Im Supermarkt, an der Parkuhr, der Ladestation für das E-Auto, im Hofladen oder beim Online-Shopping setzen sie die App ein. Fast jede zweite Transaktion erfolgt im Freundeskreis, wenn Twint genutzt wird, um kleine Beträge zu überweisen.
Wo die Reise mit dem mobilen Bezahlen hingegen kann, können wir in Asien beobachten. Der chinesische Messengerdienst WeChat ist eine sogenannte All-in-one-App, mit der die Nutzer Nachrichten schicken, bezahlen und weite Teile ihres Alltags organisieren.
Um die Akzeptanz zu erhöhen, ist es wichtig, dass das Mobile Payment einfach anzuwenden ist und flächendeckend funktioniert.
Bitcoin & Co: Ist die Schweiz reif für Kryptowährungen?
Die schnellen und preiswerten Transaktionen mit Kryptowährungen bewegen sich nach der Untersuchung von Comparis mit 0,2 Prozent weiterhin unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Das hängt damit zusammen, dass es noch vergleichsweise wenig Akzeptanzstellen gibt und viele Menschen das System nicht kennen, verstehen oder ihm nicht vertrauen. Immerhin bieten schon die grössten schweizerischen Onlineshops die Möglichkeit an, mit Kryptowährungen den Einkauf zu bezahlen.
Um den Anteil der Akzeptanzstellen zu erhöhen und die Kryptowährungen als Zahlungsmittel in der Schweiz zu etablieren, haben sich Ende 2019 Wordline und Bitcoin Suisse zusammengetan. Bitcoin Suisse ist der älteste Krypto-Finanzdienstleister der Schweiz, hat die Banklizenz beantragt und plant, nach deren Erhalt an die Börse zu gehen. Wordline und Bitcoin Suisse wollen die Akzeptanz von Kryptowährungen als Zahlungsmittel gemeinsam voranbringen. Dabei bringt Wordline über SIX Payment Services ein umfangreiches Netzwerk mit mehr als 85.000 Händlern in der Schweiz in die Partnerschaft ein.
Mit Adresszettel reisen: regulatorische Vorgaben für Kryptowährungen
Ende August 2019 haben die Technologieunternehmen Sygnum und Seba Crypto gleichzeitig ihre Banklizenz für Kryptowährungen und Digital Assets erhalten. Diesem positiven Signal für die Kryptowährungen weht allerdings der raue Wind der Regulierung entgegen. Die Anbieter sind nun angehalten, die von der FINMA vorgegebene «Reiseregel» zu befolgen. Zahlungen über eine Blockchain müssen folglich durch einen «Adresszettel» begleitet werden und sind nicht mehr anonym. Die korrekte Umsetzung dieser Vorgabe wird die Kosten für Kryptowährungen erhöhen. Ausnahmen gelten bei Transaktionen zwischen Privatpersonen (also Peer-to-Peer) und unterhalb einer Bagatellgrenze.
Das Interesse an neuen Bezahlformen ist in der Schweiz eindeutig vorhanden. Nun liegt es an den Anbietern, mögliche Ängste bezüglich Sicherheit und Datenschutz zu zerstreuen und Produkte mit einer hohen Nutzerfreundlichkeit anzubieten. Wer als Bank oder FinTech eine einfache und sichere Technik auf den Markt bringt, wird langfristig das Rennen machen.
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