Unsere Gesundheit ist uns lieb und teuer. Zu teuer, was in der Ostschweiz, speziell im Kanton St.Gallen, zu Problemen führt. Spitälern droht die Schliessung. Zur Kostensenkung müssen wir Patienten selbst zum Skalpell greifen!
Da zahlt man regelmässig seine jährlich steigenden kranken Kassenprämien und wenn man sich dann endlich eine akute Blinddarmoperation leisten will, knallen sie einem die Spitaltüre vor der Nase zu. In der Ostschweiz zumindest in Rorschach, Flawil, Wattwil, Altstätten und Walenstadt.
Was streng nach wirtschaftlichen Kriterien richtig ist, treibt die betroffenen Patienten auf die Barrikaden. Wenn man mit seiner Anwesenheit schon die Landflucht bekämpft, will man dafür nicht auch noch bestraft werden und wenigstens die Annehmlichkeit eines nahen Spitals geniessen. Eine verzwickte Situation für die St.Galler Noch-Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann. Aber was soll sie tun, wenn die Intensivstation selber auf der Intensivstation liegt? Gefragt sind deshalb kreative Lösungen.
In Zeiten von Smart Home, in denen sich über unsere Handys Storen runterdrehen, der Backofen heizen, der Latte Macchiato aufschäumen und der Staubsaugerroboter durchs Kinderzimmer dirigieren lassen, müsste es möglich sein, einen Humanoiden, also eine menschliche Maschine, zur Verfügung zu stellen, die bei uns zuhause vorbeischaut. Oder noch besser wird in jedem Haus, oder zumindest in jedem Quartier, ein solcher stationiert. So hätte und wäre fast jeder sein eigenes Spital und die persönliche Gesundheitsversorgung und mehr stünde jederzeit zur Verfügung. Nach der Blinddarmentfernung könnte der Humanoid gleich noch den Abwasch besorgen und mit dem Hund Gassi gehen, bevor er beim Nachbarn die Hecke amputiert, nachdem er ihm das Kreuzband geflickt hat.
Natürlich wäre auch das nicht ganz billig. So ein künstlicher Mediziner würde die Krankenkosten nur sehr bedingt entlasten. Richtig billig, und die horrenden Ausgaben für Spitäler hinfällig machen, würde es nur, wenn wir selber Hand anlegen. Selbst ist der Mann und die Frau oder was auch immer, womit wir bei der Geschlechtsumwandlung wären, wo ich überhaupt nicht hin wollte. Doch es müsste möglich sein. Im Zuge unserer Individualisierung und Autonomisierung könnten wir zukünftig bei Amazon online das OP-Starterkid «Schnippschnapp» bestellen, bei Zalando einen kleidsamen Arztkittel und uns den Blinddarm selber auf dem Küchentisch rausschneiden. Möglich ist das. Hat der Russe Leonid Rogosow schon 1961 gemacht. Also nicht den ganzen Krempel online bestellt, sondern seinen Blinddarm herausoperiert. Als einzigem Arzt einer Forschungsstation in der Arktis blieb ihm keine andere Wahl. Not macht eben erfinderisch.
Der Stadt-St. Galler Ralph Weibel pflügt sich seit über 30 Jahren als Bühnenautor durch die Medienlandschaft. Mehrere Jahre produzierte er zudem die Satirezeitschrift «Nebelspalter».
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