Das war schon längst überfällig. Eine Banalität, die langsam aus den Augen verloren wurde. Regiert wird in der Schweiz von den Regierungen.
Immunologen und ähnliche Wissenschaftler, vor allem eine Gruppe aus Bern, die den ehemaligen Leiter der neu gebildeten Corona-Task-Force, seine Frau und seinen Mitarbeiter Christian Althaus umfasst, haben sich immer mehr so gebärdet, als hätten sich der Bundesrat, die Kantonsregierungen vor ihnen zu rechtfertigen.
Locker wurden Lob (wenig) und Tadel (viel, gerne auch per Twitter) verteilt. Der neue Chef der Task Force, der auch schon mit fragwürdigen Aussagen auffiel, sagte doch tatsächlich hoheitsvoll in der «Tagesschau»: «Wir begrüssen die Entscheidungen des Bundesrats.» Brav gemacht, kopftätschel, aber: «Wir gehen davon aus, dass einzelne Kantone zusätzliche Massnahmen treffen müssen.»
Howgh, ich habe gesprochen bekräftigt der Häuptling der Indianer Winnetou. Oh, das ist ja nur eine Erfindung. Ackermann scheint es aber Ernst damit zu sein, dass es ihm und weiteren Mitgliedern der Task Force zusteht, Betragens- und Leistungsnoten, Lob und Rüffel, Warnungen und Prognosen abzusondern.
Um genau die daraus entstehende Kakophonie zu vermeiden, hat der Bundesrat eigentlich die Order erlassen, dass sich Mitglieder dieser Task Force nicht direkt an die Medien wenden sollen, sondern nur nach Rücksprache mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Aber ein wahrer Häuptling, ein die Wahrheit gepachtet habender Wissenschaftler lässt sich doch von solchen Kleinigkeiten nicht den Mund verbieten. Schliesslich haben Ackermann und Konsorten die feste Überzeugung, dass ohne ihre Direktiven schon bald in der Schweiz ein Massensterben einsetzen würde.
Dass es 30'000, gar 100'000 Tote geben wird. Falls sie diese Ankündigungen von den genau gleichen Wissenschaftlern wie Althaus vom März dieses Jahres einfach rezyklieren wollen. Hat damals nicht gestimmt, macht doch nix, man kann es nochmal probieren.
Nach einer Phase der Engelsgeduld hat nun endlich Bundesrat Alain Berset, der Gesundheitsminister und oberste Chef aller Corona-Massnahmen, Klartext geredet:
«Die Wissenschaftler sind sehr wichtig für uns, aber sie regieren nicht die Schweiz.» Da das der eine oder andere hyperventilierende Wissenschaftler vergessen zu haben scheint, unterstreicht Berset in seinem Interview mit der NZZ: «Die politischen Entscheide werden von anderen gefällt, vom Bundesrat und den Kantonsregierungen.»
Es ist beunruhigend, dass man Twitter-Kings wie Althaus und anderen ins Stammbuch schreiben muss, dass ihr Ratschlag intern gerne gehört wird, sie aber gefälligst Bundesrat und Kantonsregerungen ihre Arbeit machen lassen sollen. Ohne öffentlich ihren Senf dazu zu geben.
Denn der kleine Unterschied, auch zu den besserwisserischen Medien, besteht einfach darin, dass Regierende von den Regierten dazu beauftragt wurden, zu regieren, Verantwortung zu tragen, für Misserfolge den Kopf hinhalten zu müssen. Der Unterschied zu aufgeregten Wissenschaftlern und Zensuren und Forderungen verstreuenden Journalisten ist auch, dass die Regierenden versuchen, in einer Abwägung aller Interessen, selbstverständlich auch der Wirtschaft, ihre Entscheidungen zu treffen.
Das darf und soll man kommentieren und auch kritisieren. Aber staatlich angestellte Wissenschaftler, ob in einer Task Force oder nicht, sollten gefälligst nicht die Bevölkerung verunsichern, indem sie divergierende, warnenden, beängstigende Behauptungen und Forderungen aufstellen.
Dabei sollten sie vielleicht bedenken, dass eine Professur, bezahlt wie alles Staatliche aus Steuergeldern, keine garantierte Lebensstelle ist. Besonders, wenn man über die Stränge schlägt und seine Arbeitgeber erschreckt und verunsichert.
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