Im Jahr 2019 erhöhte sich die Zahl der schweizerischen FinTechs um sieben Prozent auf 382 Unternehmen. Diesen Wert ermittelte die Hochschule Luzern in ihrer fünften IFZ FinTech Study.
Nellen & Partner
Publiziert am 18. Juni 2020
Mehr als zwei von drei Schweizer FinTechs entwickeln Produkte für das Investmentmanagement oder die Banking Infrastruktur. Sie digitalisieren Prozesse und fokussieren sich auf die Automatisierung. Auch Robotics und Technologien wie die Blockchain sind wichtige Themen.
Um ein Start-up zu gründen und es nachhaltig am Markt zu etablieren, braucht es einen langen Atem und verlässliche Kapitalgeber. Wer nach vielen Jahren erfolgreicher Berufstätigkeit gründet, hat Reserven gebildet: Kommt die zündende Idee in jungen Jahren, ist meist kein nennenswertes Kapital vorhanden. Aus den Gewinnrücklagen zu wachsen ist der Idealzustand, dauert aber lange und ist kurz nach der Gründung eher noch nicht möglich.
Naheliegende Kapitalgeber sind die eigene Familie oder Freunde, sofern die Verwandten und Bekannten vermögend sind. Ein Bankkredit ist nicht immer leicht zu bekommen. Die Hausbank fordert in der Regel eine Bürgschaft und weitere Sicherheiten, zudem kalkulieren Banken für junge Unternehmen häufig eine hohe Risikoprämie ein.
Wie kommen Start-ups an das nötige Kapital?
Neben dem klassischen Bankkredit gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Geld für die Start- und Wachstumsphase einzusammeln. Dazu gehören öffentliche Fördermittel oder Programme von Universitäten sowie Technologieparks, Inkubatoren und Gründerzentren. Neben staatlichen Gründerzentren nutzen immer mehr Großunternehmen eigene Inkubatoren, um Innovation zu fördern. Weitere Unterstützung bieten Risikokapitalgeber wie Family Offices, Venture Capital Fonds oder Business Angels.
Im Jahr 2019 wurden 2,3 Milliarden Schweizer Franken in 266 Start-ups investiert, was eine Steigerung von 85,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Fünfmal übertraf der in ein Start-up investierte Betrag die Grenze von 100 Millionen Schweizer Franken, wie der Swiss Venture Capital Report 2020 zeigt.
Dem ICT-Sektor, zu dem FinTechs gehören, kam 2019 knapp die Hälfte des investierten Kapitals zugute. Auf dem zweiten Platz folgte die Biotech-Branche. Mit 1,2 Milliarden Schweizer Franken kam das meiste Kapital aus dem Kanton Zürich.
Abhängig von der Geschäftsidee und den Produkten kann eine Crowdfinanzierung sinnvoll sein. Die Gründer präsentieren ihre Idee auf Crowdfunding-Plattformen im Internet und rufen zu «Spenden» auf. Die Crowdfunder bekommen zum Beispiel zu einem späteren Zeitpunkt für ihr Geld Produkte des Start-ups.
Mit Business Angels gründen und wachsen
Business Angel sind für Start-ups ein interessanter Partner, da sie in einem frühen Stadium externes Kapital einbringen. Die erfahrenen Unternehmer bringen nicht nur Kapital für einen Minderheitenanteil mit, sondern zudem hilfreiche Kontakte, Erfahrung und Fachwissen. Im Gegensatz zum Kauf von Aktien oder Anleihen bringen sich die Investoren deutlich stärker ein. Die Gründer arbeiten eng mit dem Business Angel zusammen und haben ähnliche Ziele. Idealerweise vertrauen sie einander und sind sich sympathisch.
Üblicherweise bewerben sich Start-ups beim Business Angel mit einer kurzen schriftlichen Zusammenfassung ihres Geschäftsplans, einem Onepager von hoher Qualität. Stösst ihr Angebot auf Interesse, werden die Jungunternehmen im nächsten Schritt zu einem persönlichen Gespräch oder einem Pitch eingeladen, um sich zu präsentieren.
Business Angels sind keine Hasardeure: Sie wissen genau, dass nur ein Bruchteil der Start-ups langfristig Erfolg hat. Scheitert das Unternehmen, verlieren sie ihr investiertes Kapital. Daher finanzieren sie üblicherweise Unternehmen einer Branche, die sie gut kennen und verstehen. Dabei wählen sie Start-ups, an deren nachhaltigen Erfolg sie glauben. Auf diese Weise können sie die Chancen und Risiken gut einschätzen und streben eine attraktive Rendite an.
Bei manchen Business Angels liegt der Fokus auf dem erfolgreichen Exit, um mit dem erzielten Gewinn das nächste Start-up zu finanzieren. Andere sind stärker am nachhaltigen Wertzuwachs ihrer Beteiligung interessiert.
Im Jahr 2019 wurde Christian Wenger von der Schweizerischen Vereinigung für Unternehmensfinanzierung (SECA) als schweizerischer Business Angel des Jahres ausgezeichnet. Der Partner der Anwaltskanzlei Wenger & Vieli hat in über 30 Start-ups investiert, andere beraten und obendrein im Jahr 2011 den Inkubator Blue Lion in Zürich mitgegründet.
Mit dem richtigen Team nachhaltig gründen
Für eine erfolgreiche Gründung ist neben der Finanzierungsfrage das passende Team mit stark unternehmerischer Denkweise wichtig. Wer Informatik studiert, kennt aus dem Studium kompetente andere Informatiker. Für die erfolgreiche Gründung braucht es jedoch Vertreter weiterer Ausbildungsgänge, damit am Ende kein Team am Werk ist, das rein von der Technologie getrieben wird. Wer in seinem Freundeskreis Wirtschaftswissenschaftler oder Marketingprofis hat, ist gut dran.
Wer sich mit Freunden zusammentut, profitiert von dem Vorteil, sich gut zu kennen und einander zu vertrauen. Dem steht das Risiko gegenüber, dass sich im gemeinsamen Arbeiten Differenzen zeigen – und daran die Freundschaft zerbricht.
Der zweite «Swiss Startup Radar» hat 450 Exits der letzten 25 Jahre in der Schweiz untersucht. Diese Analyse unterstrich den nachhaltigen Erfolg von Unternehmensgründungen. Mehr als die Hälfte der früheren Gründer unterstützen die nächste Generation der Start-ups. Sie fungieren als Investoren, Berater oder gar Serial Entrepreneurs. Ein solches Ökosystem sorgt dafür, dass die Gründer mit ihrer Idee im Land bleiben.
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Nellen & Partner
Nellen & Partner ist Ihr Partner für Executive Search in Zürich und St.Gallen. Nellen & Partner ist im Bereich Personalberatung, Kadervermittlung, Human Resource Management und Headhunting tätig und unterstützt Sie bei der Suche nach Führungskräften, Verwaltungs- und Stiftungsräten sowie Fachspezialisten.