logo

Fabio Landert

Comedian ohne Hose

Dem Mann bereitet ein imaginäres Kind Schwierigkeiten. Zwar garantiert ihm seine Ankündigung, gerade Vater geworden zu sein, jeweils Applaus auf der Bühne, aber sie führt auch zu einem Lügensumpf. In diesem suhlt sich Fabio Landert vor seinem Publikum jeweils genüsslich – und mit stoischer Ruhe.

Nadine Linder am 28. September 2020

Das 32-jährige Nachwuchstalent aus Oberbüren gewann vor einem Jahr den «Swiss Comedy Award». Dabei wusste der Ostschweizer bis vor Kurzem gar nicht, dass man als Comedian in der Schweiz Erfolg haben kann. Im Interview mit «Die Ostschweiz» erklärt Landert, welche Personen er sofort blockiert und wieso er schon lange Zeit keine richtige Hose mehr getragen hat.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine ergänzende Information zu einem im Printmagazin «Die Ostschweiz» publizierten Artikel. Das Magazin kann hier im Jahresabo (6 Ausgaben) für 69 Franken bestellt werden.

Fabio Landert, wie kam es, dass Sie Comedian wurden?

Durch Kiko. Er ist ebenfalls ein St. Galler Comedian. Ich habe gesehen, dass er mit Comedy angefangen hatte und wusste bis dato gar nicht, dass das in der Schweiz möglich ist. Er hat mir dann ein paar Tipps gegeben wo man auftreten kann. Das Lustige ist, er wurde SRF3 Comedy Talent 2018 und ich wurde es dann im 2019.

War dies schon immer Ihr Traumberuf? Waren Sie früher in der Schule der Pausenclown?

Nein mein Traumberuf war es nicht, weil ich nie daran gedacht hatte und nicht wusste, dass dies als junger Künstler von der Schweiz aus überhaupt machbar ist bzw. dass es in der Schweiz überhaupt eine Szene gibt für Comedy. Der Pausenclown war ich nicht wirklich, aber hatte sicherlich immer einen Spruch bereit.

Haben Sie auch einen bodenständigen Beruf erlernt?

Ich habe wie jeder der einfach eine gute Basis braucht, aber nicht weiss was er genau später machen möchte, die kaufmännische Ausbildung gemacht. Allerdings habe ich mich nie bodenständiger gefühlt wie jetzt als Künstler.

Leben Sie von Ihrem Beruf als Comedian?

Ich lebe, das ist das Wichtigste.

Wie hat Ihr Umfeld – zum Beispiel Ihre Eltern – auf Ihren Beruf reagiert?

Beide sind sehr stolz. Mein Vater war von Anfang an sofort begeistert und begleitet mich auch an fast jeden Auftritt.

Wer ist Ihr Vorbild in Sachen Comedy? Mit wem möchten Sie sich gerne einmal eine Bühne teilen?

Mein Vorbild ist der Amerikaner Dave Chappelle. Eine Bühne teilen würde ich aber eher mit einem bekannten Musiker als mit einem Comedian.

Wie witzig und vorlaut sind Sie privat?

Privat bin ich eher ruhig, sobald ich aber merke, dass irgendwo ein Witz ankommt und gelacht wird dann probiere ich immer bis zum Absurdum den Witz auszuschlachten, das geht dann manchmal in die Richtung, dass Leute mir sagen: „Ist gut jetzt“ Vorlaut bin ich nicht wirklich, da ich zum Teil etwas länger brauche um aus mir herauszukommen.

Wie würden Sie einem Fremden Ihren Humor erklären?

Trocken, zum Teil auch bisschen absurd.

Wie nervös sind Sie vor einem Auftritt?

Das kommt ganz auf die Situation an. Wenn ich neues Material ausarbeite und die Nummer noch nicht ganz sitzt, bin ich nervös. Ansonsten habe ich eine gewisse Grundnervosität, die sich aber im Rahmen hält. Da ich auf der Bühne sehr ruhig spreche, kann ich das zum Teil gut ausgleichen.

Woher nehmen Sie die Themen für Ihr Bühnenprogramm?

Vieles entsteht aus dem Alltag und meinen Gedanken, die ich dazu habe.

Vor wem üben Sie Ihr Bühnenprogramm? Wer ist Ihr Versuchskaninchen?

Ich übe immer vor fremdem Publikum an den sogenannten Open-Mics, das sind offene Bühnen und quasi der Trainingsplatz für Comedians.

Gibt es Themen, über die Sie aus Prinzip keine Witze machen?

Eigentlich nicht. Ich möchte aber nicht zu politisch werden, oder probiere bei schwierigen Themen auch den Funken Humor darin zu sehen.

Wie baut man sich eine Karriere als Comedian in der Schweiz auf?

In dem man einfach anfängt.

Sie haben 2019 den Swiss Comedy Award von SRF gewonnen. Wie war dieser Moment für Sie?

Sehr befreiend. Es war der Preis für sehr harte Arbeit.

Sie sind auch schon in Berlin und in Köln aufgetreten. Funktioniert bei einem deutschen Publikum der gleiche Humor wie bei uns Schweizern? Oder wo liegen die Unterschiede?

Ich denke, dass der Humor ziemlich ähnlich ist. Den einzigen Unterschied den ich sehe, ist dass in Deutschland die jungen Leute mehr Live Comedy konsumieren. In Berlin z.B. gibt es jeden Tag Live Comedy und es ist immer voll. In der Schweiz steigt das Interesse an Live Comedy erst langsam.

Wie leicht fällt es Ihnen vom Mundart zum Hochdeutsch zu wechseln?

Eigentlich leicht, dank meinem St. Galler Dialekt, der sehr neutral ist. Den Schweizer kann ich aber doch nicht ganz verstecken. Ich schreibe meine Sachen auch auf Hochdeutsch also übersetze ich eher ins Schweizerdeutsch ?

Sie sind aus Oberbüren im Kanton St. Gallen. Wie stehen Sie zu ihrem Dialekt?

Man kann über den St. Galler Dialekt lachen wie man möchte, Fakt ist: uns versteht jeder!

Welches finden Sie die lustigsten Ausdrücke im St. Galler Dialekt? Welches die Schlimmsten?

Der Schlimmste ist (ich glaube das kann jeder aus der Ostschweiz nachvollziehen) wenn nicht St. Galler einem St. Galler sagen «Hopp St. Gallä fürä mitem Ballä». Solche Personen werden von mir blockiert...

An welchem Ort in der Ostschweiz halten Sie sich am liebsten auf?

Drei Weieren finde ich schön. Da ich einen Hund habe, bin ich auch gerne an der Thur bei uns in Oberbüren. Am liebsten bin ich aber im Alpstein.

Wie hat sich Corona auf Ihre Tätigkeit ausgewirkt?

Dass ich lange Zeit keine richtige Hose mehr anhatte.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Mein Soloprogramm, das ich am entwickeln bin und voraussichtlich 2021 starten wird sowie meine Karriere in Deutschland weiter aufbauen.

Fabio Landert

Fabio Landert

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Nadine Linder

Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.