Fabio Landert
Dem Mann bereitet ein imaginäres Kind Schwierigkeiten. Zwar garantiert ihm seine Ankündigung, gerade Vater geworden zu sein, jeweils Applaus auf der Bühne, aber sie führt auch zu einem Lügensumpf. In diesem suhlt sich Fabio Landert vor seinem Publikum jeweils genüsslich – und mit stoischer Ruhe.
Das 32-jährige Nachwuchstalent aus Oberbüren gewann vor einem Jahr den «Swiss Comedy Award». Dabei wusste der Ostschweizer bis vor Kurzem gar nicht, dass man als Comedian in der Schweiz Erfolg haben kann. Im Interview mit «Die Ostschweiz» erklärt Landert, welche Personen er sofort blockiert und wieso er schon lange Zeit keine richtige Hose mehr getragen hat.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine ergänzende Information zu einem im Printmagazin «Die Ostschweiz» publizierten Artikel. Das Magazin kann hier im Jahresabo (6 Ausgaben) für 69 Franken bestellt werden.
Fabio Landert, wie kam es, dass Sie Comedian wurden?
Durch Kiko. Er ist ebenfalls ein St. Galler Comedian. Ich habe gesehen, dass er mit Comedy angefangen hatte und wusste bis dato gar nicht, dass das in der Schweiz möglich ist. Er hat mir dann ein paar Tipps gegeben wo man auftreten kann. Das Lustige ist, er wurde SRF3 Comedy Talent 2018 und ich wurde es dann im 2019.
War dies schon immer Ihr Traumberuf? Waren Sie früher in der Schule der Pausenclown?
Nein mein Traumberuf war es nicht, weil ich nie daran gedacht hatte und nicht wusste, dass dies als junger Künstler von der Schweiz aus überhaupt machbar ist bzw. dass es in der Schweiz überhaupt eine Szene gibt für Comedy. Der Pausenclown war ich nicht wirklich, aber hatte sicherlich immer einen Spruch bereit.
Haben Sie auch einen bodenständigen Beruf erlernt?
Ich habe wie jeder der einfach eine gute Basis braucht, aber nicht weiss was er genau später machen möchte, die kaufmännische Ausbildung gemacht. Allerdings habe ich mich nie bodenständiger gefühlt wie jetzt als Künstler.
Leben Sie von Ihrem Beruf als Comedian?
Ich lebe, das ist das Wichtigste.
Wie hat Ihr Umfeld – zum Beispiel Ihre Eltern – auf Ihren Beruf reagiert?
Beide sind sehr stolz. Mein Vater war von Anfang an sofort begeistert und begleitet mich auch an fast jeden Auftritt.
Wer ist Ihr Vorbild in Sachen Comedy? Mit wem möchten Sie sich gerne einmal eine Bühne teilen?
Mein Vorbild ist der Amerikaner Dave Chappelle. Eine Bühne teilen würde ich aber eher mit einem bekannten Musiker als mit einem Comedian.
Wie witzig und vorlaut sind Sie privat?
Privat bin ich eher ruhig, sobald ich aber merke, dass irgendwo ein Witz ankommt und gelacht wird dann probiere ich immer bis zum Absurdum den Witz auszuschlachten, das geht dann manchmal in die Richtung, dass Leute mir sagen: „Ist gut jetzt“ Vorlaut bin ich nicht wirklich, da ich zum Teil etwas länger brauche um aus mir herauszukommen.
Wie würden Sie einem Fremden Ihren Humor erklären?
Trocken, zum Teil auch bisschen absurd.
Wie nervös sind Sie vor einem Auftritt?
Das kommt ganz auf die Situation an. Wenn ich neues Material ausarbeite und die Nummer noch nicht ganz sitzt, bin ich nervös. Ansonsten habe ich eine gewisse Grundnervosität, die sich aber im Rahmen hält. Da ich auf der Bühne sehr ruhig spreche, kann ich das zum Teil gut ausgleichen.
Woher nehmen Sie die Themen für Ihr Bühnenprogramm?
Vieles entsteht aus dem Alltag und meinen Gedanken, die ich dazu habe.
Vor wem üben Sie Ihr Bühnenprogramm? Wer ist Ihr Versuchskaninchen?
Ich übe immer vor fremdem Publikum an den sogenannten Open-Mics, das sind offene Bühnen und quasi der Trainingsplatz für Comedians.
Gibt es Themen, über die Sie aus Prinzip keine Witze machen?
Eigentlich nicht. Ich möchte aber nicht zu politisch werden, oder probiere bei schwierigen Themen auch den Funken Humor darin zu sehen.
Wie baut man sich eine Karriere als Comedian in der Schweiz auf?
In dem man einfach anfängt.
Sie haben 2019 den Swiss Comedy Award von SRF gewonnen. Wie war dieser Moment für Sie?
Sehr befreiend. Es war der Preis für sehr harte Arbeit.
Sie sind auch schon in Berlin und in Köln aufgetreten. Funktioniert bei einem deutschen Publikum der gleiche Humor wie bei uns Schweizern? Oder wo liegen die Unterschiede?
Ich denke, dass der Humor ziemlich ähnlich ist. Den einzigen Unterschied den ich sehe, ist dass in Deutschland die jungen Leute mehr Live Comedy konsumieren. In Berlin z.B. gibt es jeden Tag Live Comedy und es ist immer voll. In der Schweiz steigt das Interesse an Live Comedy erst langsam.
Wie leicht fällt es Ihnen vom Mundart zum Hochdeutsch zu wechseln?
Eigentlich leicht, dank meinem St. Galler Dialekt, der sehr neutral ist. Den Schweizer kann ich aber doch nicht ganz verstecken. Ich schreibe meine Sachen auch auf Hochdeutsch also übersetze ich eher ins Schweizerdeutsch ?
Sie sind aus Oberbüren im Kanton St. Gallen. Wie stehen Sie zu ihrem Dialekt?
Man kann über den St. Galler Dialekt lachen wie man möchte, Fakt ist: uns versteht jeder!
Welches finden Sie die lustigsten Ausdrücke im St. Galler Dialekt? Welches die Schlimmsten?
Der Schlimmste ist (ich glaube das kann jeder aus der Ostschweiz nachvollziehen) wenn nicht St. Galler einem St. Galler sagen «Hopp St. Gallä fürä mitem Ballä». Solche Personen werden von mir blockiert...
An welchem Ort in der Ostschweiz halten Sie sich am liebsten auf?
Drei Weieren finde ich schön. Da ich einen Hund habe, bin ich auch gerne an der Thur bei uns in Oberbüren. Am liebsten bin ich aber im Alpstein.
Wie hat sich Corona auf Ihre Tätigkeit ausgewirkt?
Dass ich lange Zeit keine richtige Hose mehr anhatte.
Was sind Ihre nächsten Ziele?
Mein Soloprogramm, das ich am entwickeln bin und voraussichtlich 2021 starten wird sowie meine Karriere in Deutschland weiter aufbauen.
Fabio Landert
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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