Sträflich unterschätzt: Das Pandemie-Virus muss auch Auswirkungen aufs Hirn haben. Anders sind die neusten Entwicklungen nicht zu erklären.
Zuerst viel zu lange gezögert, dann schlecht vorbereitet reagiert, schliesslich für teures Geld Schutzausrüstung gekauft. Und Multimilliarden in den Lockdown gesteckt. So kann man die ersten drei Etappen der staatlichen Reaktion auf die Pandemie zusammenfassen.
Jetzt sind wir in der vierten, und es wird immer bedenklicher. Restaurants mussten zuerst die Tische zwei Meter auseinanderstellen. Wer noch nicht pleite ist, darf sie nun auf 1,5 Meter zusammenrücken. Bestellt werden darf aber nur im Sitzen.
Das gilt hingegen nicht für Bars. Da darf man stehend bestellen und auch zusammenklumpen. Zum Mundschutz wird geraten, auch wenn das den Sinn der Sache, das Trinken, nicht gerade vereinfacht.
Noch irrer ist es bei Clubs. Dort dürfen sich Hunderte Balz- und Tanzwillige vergnügen, sich beim Kennenlernen anhusten und nicht nur Körperflüssigkeiten, sondern auch Virenwolken austauschen.
Wie weiland Bundesrat Maurer sagt nun der zuständige Gesundheitsminister Alain Berset «kä Luscht», bzw. «goht mi nüt ah». Aber weil er das mit diesem sympathischen französischen Akzent sagt und dazu staatstragend aus dem gut geschnittenen Anzug blickt, nimmt ihm das niemand übel.
Geht’s noch irrer? Aber sicher. Die Sommerferien stehen vor der Türe, und keine Regierung in Europa, natürlich auch nicht die Schweizer, möchte ihren Untertanen die schönsten Wochen des Jahres vermiesen. Also sind im Schengen-Raum alle Grenzen wieder offen. War da was in Italien? Oder in Spanien? Oder in Frankreich? Ach was, im Sommer ist es dem Virus sicher zu heiss.
Gilt das überall? Nein, für Schweden zum Beispiel nicht. Auch dorthin darf man natürlich reisen, kein Thema. Nur: Nach der Rückreise muss man für 10 Tage in Quarantäne. Das gilt auch für insgesamt 19 Destinationen, von Argentinien über Bolivien, die Dominikanische Republik, Israel, Panama, Südafrika bis zu den USA.
Und wer mutig eine Ferienreise in diese Destinationen schon gebucht hat, aber es sich nicht leisten kann, danach noch 10 Tage zu Hause zu bleiben? Nun, der hat schlicht und einfach Pech gehabt. Hätte halt seine Sommerferien in der Schweiz planen sollen, statt heim nach Serbien und so weiter zu fliegen.
Denn die sowieso schon gebeutelten Airlines, natürlich auch die Swiss, stellen sich auf den klaren Standpunkt: Wird der gebuchte Flug durchgeführt, aber nicht angetreten, dann hat sich das Ticket in Luft aufgelöst. Oder kann, wenn das in der Buchungsklasse erlaubt ist, umgebucht werden. Gegen Gebühr, versteht sich.
Mit solchen Anordnungen ist der Bundesrat weiterhin schnell zur Hand. Aber bis heute –unvorstellbar, aber wahr – bis heute gibt es noch keine belastbaren Zahlen, wie viele Schweizer symptomlos infiziert wurden und Antikörper gebildet haben. Aus den offiziellen Zahlen der Infizierten werden immer noch nicht die Geheilten herausgerechnet. Die Anzahl Tote wird weiterhin in absoluten Zahlen angegeben, nicht pro Million, was einzig einen internationalen Vergleich erlauben würde.
Konnte man noch eine Weile vermuten, dass das einfach Schlamperei oder Unfähigkeit war, gibt es inzwischen kaum mehr eine andere Erklärung, als dass das Absicht ist. Hinzu kommen nun die anschwellenden Warnungen vor einer zweiten Welle. Kommt die, ist sie schon im Anrollen? Mangels belastbarer Zahlen kann da wieder jeder dem Experten glauben, dem er vertraut.
Denn natürlich tun die Virologen, Epidemiologen und Pandemie-Experten weiter das, was sie von Anfang an taten: Sie widersprechen sich nach Kräften.
All das lässt keine andere Diagnose zu als diejenige, dass die Auswirkungen des Virus auf die Hirnzellen sträflich in den Untersuchungen vernachlässigt werden. Dabei ist es offenkundig.
Wie anders lässt sich erklären, dass der Mr. Corona Daniel Koch nach seiner Pensionierung in voller Bekleidung in die Aare sprang, und das gleich zweimal? Wie lässt sich anders erklären, dass der Gesundheitsminister der Schweiz mit Jeans, Lederjacke und Hut verkleidet sich unter die Leute in Bern mischte?
Diese Liste liesse sich endlos fortsetzen. Aber nur noch eines. Wie anders lässt sich erklären, dass man ab Montag im Öffentlichen Verkehr Mundschutz tragen muss, den dann aber vor dem privaten Verkehr in Vergnügungsstätten ablegen darf?
Diesem Phänomen müsste dringlich nachgegangen werden. Aber keinen kümmert’s.
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