Die St.Galler CVP lehnt den Nachtrag zum Berufsbildungsgesetz ab. Man wolle zwar die Führungsstrukturen bereinigen, aber keine Zentralisierung unterstützen.
«Die CVP Kanton St.Gallen unterstützt das Ziel, die Unklarheiten in den Führungsstrukturen der Berufsfachschulen zu beseitigen», heisst es in einer Mitteilung der Partei. Die Quintessenz daraus:. Die Vorlage der Regierung, welche die Führung beim Amt für Berufsbildung zentralisieren will, lehnt die CVP ab. Sie wolle beim dezentralen Miliz-System bleiben. Entsprechend empfiehlt die CVP der St.Galler Bevölkerung, die Abstimmungsvorlage abzulehnen.
Für die CVP ist der Gesetzesvorschlag der Regierung unterm Strich eine Massnahme zur Zentralisierung. Die Gesetzesänderung sehe vor, dem Amt für Berufsbildung die Führung zu übertragen und diesem auch die in ihren Aufgaben zurückgestuften Berufsfachschul-Kommissionen zu unterstellen.
«Mit dem Nachtrag zum Berufsbildungsgesetz wollen Regierung und ein Teil des Kantonsrats die Berufsfachschulkommissionen und damit die duale Berufsbildung schwächen», begründet Parteipräsident Patrick Dürr die Ablehnung. In der dualen Berufsbildung sei die Wirtschaft der wichtigste Partner der Berufsfachschulen. Ein dauernder Wissensaustausch von Schule, Wirtschaft und Praxis sei unabdingbar.
«Keine gefährlichen Experimente»
CVP-Kantonsrat Peter Göldi sieht mit der«zentralistischen Führung» das Erfolgsmodell der dualen Berufsbildung gefährdet. Das anvisierte Modell sei ein Experiment mit zu vielen Schwächen und ungewissem Ausgang. «Die Berufsfachschulen sind zu wichtig, um damit zu experimentieren», so Peter Göldi. Den Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft in den Berufsfachschulkommissionen verbliebe lediglich die Funktion der Führungsgehilfen.
Wer dieser Vorlage zustimme, überlasse die Führung des bewährten dualen Berufsbildungssystems der Verwaltung, blähe diese auf und halte Wirtschaft, Gesellschaft und Politik von der Berufsfachbildung fern. «Die Verwaltung kann die entscheidenden Verknüpfungen zwischen Wirtschaft und Berufsfachschulen nicht ersetzen», so Göldi.
Regionale Vernetzung schwächen
Paul Dürr, Präsident der Berufsfachschulkommission des Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg, kann in der Vorlage nirgends eine Stärkung der Berufsfachschulkommissionen erkennen. Diese seien in die Erarbeitung zwar eingebunden gewesen, jedoch kaum ernsthaft angehört worden, «weil sich die Regierung schon sehr früh für die Linienorganisation entschieden hat».
Da für die Berufsfachschulkommission nur noch im schwierigen Geschäftsfeld der Weiterbildung eine selbständige Rolle vorgesehen sei, dürfte es schwierig werden, namhafte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gewerbe für die Mitarbeit in der Kommission zu gewinnen. «Die Aufhebung der regionalen Fachkommissionen schwächt klar die guten Beziehungen zu den regionalen Unternehmen und Ausbildungsbetrieben», mahnte Paul Dürr. Zudem würde die verwaltungsorientierte Organisation die Innovation hemmen und die Bürokratie fördern.
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