In der neuen veröffentlichten «Expats Insider Studie» des Netzwerkes InterNations erreicht die Schweiz nur ein unterdurchschnittliches Ergebnis.
Nellen & Partner
Publiziert am 19. Dezember 2019
(Quelle: InterNations GmbH)
Sie liegt gemäss der Studie auf Platz 38 von insgesamt 64 Ländern, während Taiwan, Vietnam und Portugal die Rangliste anführen. Dabei hiess es zwei Monate zuvor im Wirtschaftsmagazin Bilanz: «Die Schweiz ist das beliebteste Land für internationale Fachkräfte, den sogenannten Expats.» Grundlage dafür war eine Umfrage der britischen Bank HSBC, nach der die Schweiz den ersten Platz belegte, vor Singapur und Kanada. Diese widersprüchlichen Aussagen innerhalb kurzer Zeit können auf den ersten Blick Verwirrung stiften, passen aber auf den zweiten Blick zusammen.
Unterschiedliche Kriterien
Um zu ergründen, wie die Differenz zustande kommt, macht es Sinn, die Kriterien zu betrachten, die den Ranglisten zugrunde liegen. In der Umfrage der HSBC wurde nach der Verbesserung der Lebensqualität gefragt, nach dem Durchschnittsgehalt der in die Schweiz gezogenen Fachkräfte, nach dem Gesundheitsgefühl, der Work-Life-Balance, dem Sicherheitsgefühl, der politischen sowie wirtschaftlichen Stabilität und dem Zugang zu Bildung. All dies sind Kriterien, bei denen die Schweiz punkten kann. So stellten 82 Prozent der Befragten in der Schweiz eine Verbesserung ihrer Lebensqualität fest. Sie erklärten, ein überdurchschnittliches Gehalt zu beziehen, eine bessere Work-Life-Balance und ein höheres Sicherheitsgefühl zu haben. «Eine grosse Mehrheit gab zudem an, glücklich zu sein über die politische (86?%) und wirtschaftliche (80?%) Stabilität hierzulande», so das Magazin Bilanz. So sehen denn in die Schweiz gezogene Eltern dort auch einen hervorragenden Ort, um ihre Kinder grosszuziehen. 60 Prozent der Befragten glauben, dass ihre Kinder seit dem Umzug mehr Selbstvertrauen und ihre Kompetenzen verbessert haben, 53 Prozent sind der Meinung, dass ihre Kinder Zugang zu einer besseren Bildung haben.
Die Studie von Internations widerspricht diesen Ergebnissen nicht. Ihr zufolge gehört die Schweiz, was die Lebensqualität betrifft, zu den besten Ländern weltweit. Sie zeichnet sich durch hohe Sicherheit und Umweltqualität aus und erreicht Platz 5 der Rangliste. Jedoch thematisiert die Studie auch negative Aspekte, wie die hohen Lebenshaltungskosten, die im Übrigen mit dem hohen Gehalt korrelieren. So verwundert es nicht, dass das, was auf der einen Seite positiv zu Buche schlägt, durch die Kehrseite ausgeglichen wird. Denn im Vergleich der Lebenshaltungskosten belegte die Schweiz Platz 61 von 64 und im Vergleich der Kosten für die medizinische Versorgung ebenfalls Platz 61 von 64. Darüber hinaus schneidet die Schweiz in puncto Kinderbetreuung (Platz 35 von 36) sowie Eingewöhnung (Platz 59) sehr schlecht ab. 28 Prozent beschreiben die Schweizer Bevölkerung als generell unfreundlich und viele Expats haben Schwierigkeiten, Freunde zu finden.
Veränderungen aktiv anstossen
Die detaillierten Ergebnisse erklären somit den Mittelplatz der Schweiz in der neuen Studie und demonstrieren, dass Ranglisten kritisch betrachtet werden sollten. Nichtsdestotrotz zeigen die beiden Studien, dass die Schweiz auch für Expats, von denen die Schweiz nach Angaben der Neuen Zürcher Zeitung etwa 730?500 zählt, ein hervorragendes Land ist – aber kein Paradies im herkömmlichen Sinne, wenn auch eines auf eine bestimmte Weise. Denn: Es lässt sich etwas bewegen.
Dafür ist jedoch jedes Unternehmen, das Expats in die Schweiz entsendet, jede Fachkraft und jeder mitgereiste Lebenspartner gefragt, an einer schnellen Eingewöhnung zu arbeiten. Verschiedene Initiativen helfen dabei. So bietet InterNations Informationen, Events und Verbindungen zu anderen Expats an. Der Kanton Zug wartet unter dem Motto «Back to Work» mit englischsprachigen Seminaren auf. In Genf, Zürich, Lausanne, Basel und Bern gibt es glocals.com – eine Community von Expats sowie international orientierten Einheimischen, die gemeinsame Erlebnisse und Unterstützung bis hin zur Jobsuche offeriert, um nur einige Beispiele zu nennen.
Wichtig für Expats und Schweizer gleichermassen ist, der jeweils anderen Kultur positiv eingestellt zu begegnen. So ist es leichter möglich, die unterschiedlichen Mentalitäten zu erfassen und gegenseitiges Verständnis zu entwickeln. Dies wiederum bildet eine gute Basis, um voneinander zu lernen sowie vom Wissen und von den Fähigkeiten des anderen zu profitieren. Darüber hinaus lässt es sich in einer partnerschaftlichen Atmosphäre besser an den Dingen arbeiten, die noch nicht optimal funktionieren. Denn ob hohe Lebenshaltungskosten oder unzureichende Kinderbetreuung – den Schweizern bereiten oft dieselben Themen Kopfzerbrechen.
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Nellen & Partner
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