Mit 32 Jahren ist er schon längst Unternehmer und hat einen zehnjährigen Sohn: Kevin Mauchle weiss genau, was er will – und was eben nicht. Im Interview erklärt er, weshalb es ks selection trotz Corona gelungen ist, weiter zu wachsen und welche Pläne er demnächst in Angriff nimmt.
Euer Geschäft umfasst grob erklärt die Online-Personalrekrutierung. Wie sind Sie persönlich zu ks selection gekommen?
Wir sind als Online Recruiting Dienstleister ausschliesslich im Auftrag von Unternehmen tätig. Dieser Ansatz der kundennahen Personaldienstleistung und des Active Sourcing gefällt mir sehr. Ich habe mich in verschiedenen nationalen wie internationalen Unternehmen in diese Richtung entwickelt. Dabei entstand schlussendlich der Drang zum Unternehmertum. Das habe ich in meinem Netzwerk offen kommuniziert und so schliesslich zur ks selection gefunden. Ausschlaggebend war der Austausch bei JCI St.Gallen mit Christoph Battocletti, meinem heutigen Geschäftspartner und Gründer der ks selection. Ihn kenne ich seit einigen Jahren aus dem Netzwerk der Junior Chamber International und wir verstehen uns auf den verschiedensten Ebenen ausgezeichnet.
Sie wollten schon früh Unternehmer werden. Auch Ihre Ansichten darüber, weshalb Angestellte, die zwar dasselbe tun, jedoch nicht mit dem gleichen Output oder Motivation, gleich viel verdienen, unterscheiden sich häufig von den gängigen Modellen. Überspitzt gesagt: Sind viele Anstellungsverhältnisse «überholt»?
Überholt wäre jetzt wirklich überspitzt formuliert. Die gängigsten Anstellungsverhältnisse passen einfach nicht auf mich, was eher an meiner Begeisterung, hoher Eigenmotivation und gesunder Selbstüberschätzung liegt. Zusammengefasst passen vermutlich die heutigen Anstellungsverhältnisse super zur Mehrheit unserer Gesellschaft – und nur Wenige nehmen Risiken gerne auf sich oder investieren viel Freizeit in die Berufung. Persönlich brauche ich das aber unbedingt, und habe das bereits früh erkannt.
Fachkräftemangel, Corona, Abwanderung – die Berufswelt ist einem Wandel unterzogen. Die kss entwickelte eine Software, mit welcher verschiedene Social Media Kanäle mit Hilfe von Big Data nach möglichen Arbeitnehmern durchforstet werden. Wie genau können wir uns das vorstellen?
Wir suchen proaktiv nach den passendsten Talenten für eine explizite, vakante Position im Kundenunternehmen. Dabei erhalten wir von der Schlüsselperson diverse Informationen, welche wir als Suchkriterien in unserer Software editieren. Somit findet die ks selection über alle möglichen Kanäle eine Vielzahl an potenziellen Profilen, welche alle Richtlinien erfüllen. Die Aktivität auf diesen Social Media Kanälen zeigt uns ausserdem, wie aktiv jemand auf den jeweiligen Business-Plattformen ist. Damit errechnet uns das System mit eigens definierten Parametern die Wechselwahrscheinlichkeiten sowie die Plattform, auf der die Person am ehesten zu kontaktieren ist.
Sie sagen es: Sogar die Wechselwilligkeit der möglichen Arbeitnehmer kann bestimmt werden. Da drängt sich die Frage nach dem Datenschutz auf?
Nein. Das liegt an den Plattformbetreibern, bei welchen wir über die Software den Zugang herstellen. Des Weiteren werden viele Schnittstellen, zum Beispiel auch von Google, verschlüsselt weitergeleitet. Social Media-Betreiber leben schlussendlich davon, zahlungspflichtige Informationen herauszugeben. Datenschutztechnisch ist dies unbedenklich. Das Schwierigste ist es, diese Daten in einem sinnvollen Algorithmus zusammenzuführen und relevante Schlüsse daraus zu ziehen.
In wie weit hat Corona Ihrem Geschäft in die Karten gespielt?
Homeoffice, Remote, Workspaces etc. kennen wir schon lange. Somit mussten wir intern keine Veränderungen vornehmen, konnten uns also direkt um so mehr auf die speziellen, neuen Bedürfnisse der Kundschaft konzentrieren. Der Fokus hat sich verlagert, die Anfragen sind gestiegen und wir sind konstant im Wachstum – trotz Corona.
Sie sind mit 32 Jahren ein sehr junger Unternehmer. Was denken Sie: Überwiegen die Vorteile, wenn man früh den Schritt in die Selbstständigkeit wagt?
Ich bin seit 17 Jahren in der gleichen Beziehung, glücklich verheiratet und wir haben einen Sohn, der zehn Jahre jung ist. Somit habe ich wohl bei allem früh durchgestartet. Aber ich musste auch im vergangenen Jahrzehnt sehr viel Leistungsfähigkeit aufbauen, welche ich heute wiederum im Unternehmertum nutze. Sobald man den inneren Drang nach Selbstverwirklichung verspürt, sollte man die Energie so früh als möglich in Taten umsetzen. Das Alter spielt gar keine Rolle. Persönlich überwiegen für mich die Vorteile, diesen Schritt so früh gemacht zu haben. Es war eine unbeschreibliche mentale Befreiung.
Welche Ziele wollen Sie noch erreichen?
Mein Ziel ist es, weiterhin positiv nach vorne zu schauen und stetig zu wachsen. Wachsen an Persönlichkeit, Familienzusammenhalt, Freundschaften und natürlich auch an Unternehmergeist. Mit der ks selection sieht es ähnlich aus: Wir entwickeln uns stets weiter, unser super Team wächst und wir ziehen demnächst in ein grösseres Büro etwas ausserhalb der Stadt St.Gallen.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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