Das St.Galler Parlament ächzt unter der Last von Vorstössen rund um den Klimawandel. Die St.Galler Gemeinden zeigen nun auf, mit welchen Massnahmen sie bereits heute für die Umwelt aktiv sind.
An der nächsten Session des St.Galler Kantonsrates werden verschiedene Vorstösse zum Klimaschutz und zu möglichen Massnahmen diskutiert. Für die 77 St.Galler Gemeinden seien dies «altbekannte Themen», wie es in einer Mitteilung der Vereinigung St.Galler Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten (VSGP) heisst.
.Die 77 St.Galler Gemeinden sehen sich dembach «seit Jahrzehnten in der Verantwortung, für ökologische Anliegen und den Klimaschutz einzustehen». In vielen Bereichen übernähmen sie eine eigentliche Vorbildfunktion. Themen wie saubere Gewässer, eine umweltfreundliche Abfallentsorgung mit hohem Recyclinganteil, ein gezielter Naturschutz, energieeffiziente Wärmeverbund- und Solaranlagen, batteriebetriebene Kommunalfahrzeuge stünden «seit Jahren ebenso auf der Agenda wie Altbausanierungen und Neubauten öffentlicher Gebäude nach neusten energetischen Standards.»
Energiestädte im Vormarsch
48 der 77 St.Galler Gemeinden wurden im Rahmen des Förderprogramms «EnergieSchweiz» bereits mit dem Label «Energiestadt» ausgezeichnet. Drei davon sogar als «Energiestadt Gold». Diesen Titel erhalten jene Gemeinden und Städte, die sich für eine effiziente Energienutzung, die Förderung erneuerbarer Energien, den Klimaschutz sowie für eine möglichst umweltverträgliche Mobilität einsetzen.
Gemessen wird dies an der Erfüllung konkreter Ziele, die pro Gemeinde mit Energiestadt-Beratern festgelegt werden. Erreicht eine Gemeinde 50 Prozent der definierten Ziele, qualifiziert sie sich für die Auszeichnung. Für das Gold-Label müssen mindestens 75 Prozent der Ziele erfüllt sein. Alle vier Jahre erfolgt die «Rezertifizierung», sofern die geforderten Vorgaben wieder erreicht oder verbessert werden.
«Gemeinden übernehmen Eigenverantwortung»
50 St.Galler Gemeinden verfügen laut der Mitteilung bereits über eigene Energiekonzepte, die detaillierte Ziele und Massnahmen enthalten. Zahlreiche Gemeinden konnten durch frühzeitige Sanierungen von öffentlichen Bauten, durch Wärmeverbundlösungen, durch die Förderung von Öko-Strom und die Installation von Photovoltaikanlagen ihre CO2-Emmissionen rapide senken.
Seit 2019 erstellt die Energieagentur St.Gallen für die Gemeinden auch ein Energie-Monitoring zu den Themen Wärme, Strom und Mobilität. Fortschritte können so festgestellt sowie korrigierende und neue Massnahmen definiert werden. Darüber hinaus existieren fünf regionale Fachgruppen mit Gemeinde- oder Wirtschaftsvertretern, die neue Potenziale im Bereich Energie identifizieren und zukunftsweisende Projekte lancieren.
Abwasser-Zweckverbände rüsten «grün» um
Im Rahmen von Energieeffizienz-Analysen identifizierten die Gemeinden beispielsweise auch einen hohen Energieverbrauch beim Betrieb der 42 Abwasserreinigungsanlagen (ARA). Sie entwickelten deshalb umfassende Sparmassnahmen und investierten in moderne, umweltschonende Infrastruktu-ren. Dadurch wurde der Stromverbrauch aller ARA um 10 Prozent gesenkt.
Zwei Drittel der Anlagen produzieren zudem eigenständig Wärme und Elektrizität: Mittels der Energiegewinnung durch Klärgas und dem Unterhalt von Photovoltaikanlagen lag der Eigenversorgungsgrad der ARA 2017 bereits bei 85 Prozent. Darüber hinaus werden Gewässerverunreinigungen heute wesentlich wirkungsvoller gefiltert.
Klimafreundliches Verhalten wird gefördert
Die Gemeinden sorgen laut der Vereinigung auch «für eine gezielte und bürgernahe Information zu Energiesparmassnahmen.» 32 St.Galler Gemeinden verfügen über eine eigene Energieberatungsstelle. Die Energieagentur St.Gallen bietet zudem kostenfreie Telefonberatungen sowie im Auftrag der Gemeinden Erstberatungen für Hausbesitzende an. Verschiedene kommunale Programme ermöglichen auch finanzielle Zuschüsse für Massnahmen, die sich positiv auf den Energieverbrauch und auf CO2-Reduktionen auswirken.
Gemeinden rücken Nachhaltigkeit in den Fokus
Überall im Kanton finden zudem zahlreiche Informationsabende, Referate, Messen, Nachhaltigkeitswochen, Mobilitätstage und andere Aktionen statt. Sie liefern wertvolle Tipps und bewegen die Bewohnerinnen und Bewohner zu nachhaltigem Denken und Handeln. Ein jährlicher Treffpunkt für Gemeinden, Energieunternehmen, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist zudem der Energiekongress im Rahmen der Energie-Tage St.Gallen. Die Energieagentur St.Gallen, Veranstalterin dieses Kongresses, bietet den Gemeinden eine Informations- und Netzwerkplattform zur Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit.
«Anhand der Beispiele wird deutlich, dass die St.Galler Gemeinden sich seit Jahrzehnten umfassend für den Klimaschutz sowie für eine ökologische und nachhaltige Politik einsetzen und, wo immer möglich, eine Vorbildunktion einzunehmen versuchen», heisst es in der Mitteilung weiter. Die Herausforderungen seien je nach Region unterschiedlich. Durch gezielte Investitionen, finanzielle Fördermassnahmen sowie durch eine offene Informationspolitik habe man in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt.
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