Dehäm zerscht! «Draghische» Reaktionen auf die Zinsreduktionen.
Panische Reaktionen bei allen Banken, Existenzängste und Wut über die Abhängigkeit von der EU, in der wir ja gar nicht sind, die uns aber mal wieder Negatives beschert.
Wie werden die Banken reagieren?
Die Zinsgeschäfte als Haupteinnahmequelle werden nun wegbrechen, es bleiben also nur Gebührenerhöhungen, eine bei Kunden unbeliebte Variante, nachdem Überweisungen und Geldabhebungen schon lange nicht mehr gratis sind.
Grosse Banken verfügen am Kunden vorbei, Regionalbanken sind viel verantwortungsbewusster, allen voran die Appenzeller Kantonalbank. Nachdem alle Brainstormings keine Resultate gebracht hatten, zitierte die Geschäftsleitung alle Entscheider zum Zwangsseminar in die erste Wildkirchli-Höhle, um zu demonstrieren, wo sie bald stehen würden, wenn keine genialen Ideen kämen. Bei winterlichen Temperaturen wurde speditiv gedacht, doch bis auf die Abschaffung der Gratisbonbons in den Filialen kam nichts Konkretes dabei heraus. Mehrere Flaschen Appenzeller Bitter wurden offeriert. Es wurde lauter, aber Erkenntnisse wuchsen keine. «es‘ Buurebüebli» hallte ergebnislos von den Kalkwänden zurück.
Stunden später lallte jemand in den hinteren Reihen: «Machen wir es doch wie Trump!» Plötzlich war es kreativ still. Ideen sprudelten. Banker bekamen auf einmal leuchtende Augen und engagierten sich.
Nach einem wilden Durcheinander war klar: die Appenzeller KB schützt ihre innerrhodischen Kunden und lässt andere bluten. Schnell waren die Regeln akzeptiert: für Einheimische werden keine erkennbaren und versteckten Gebühren erhöht, doch für Ausserkantonale soll ab sofort gelten:
für Ostschweizer um 5%
für alle ländlichen Kantone um 10%
für Stadtkantone um 20%
für Zürcher um 30%
Obwohl der Appenzeller Alpenbitter schon lange ausgetrunken war, fiel man sich in die Arme und jubelte, herzte sich wie nie im Bankgeschäft und gratulierte sich zu einem nun garantierten Fortbestand der Bank. Der Slogan war gemeinsam schnell gefunden: «Dehäm zerscht!»
Ein einziges Detail wurde einer internen Arbeitsgruppe überlassen: Wie soll mit Ausserrhoden umgegangen werden? Gehören sie zu uns oder zu einer anderen Region?
Wolf Buchinger (*1943) studierte an der Universität Saarbrücken Germanistik und Geografie. Er arbeitete 25 Jahre als Sekundarlehrer in St. Gallen und im Pestalozzidorf Trogen. Seit 1994 ist er als Coach und Kommunikationstrainer im Management tätig. Sein literarisches Werk umfasst Kurzgeschichten, Gedichte, Romane, Fachbücher und Theaterstücke. Er wohnt in Erlen (TG).
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