Was sonst in Casinos rumsteht, hat in diesem Fall einen anderen Sinn: Es geht nicht darum, Jetons abzugreifen, die bares Geld bringen, sondern um einen Dreigänger als Hauptgewinn.
Reinkommen, Menü bestellen, Jeton erhalten. So simpel sind die ersten drei Schritte, wenn man im Säntispark «die Zeche prellen» möchte. Etwas Glück braucht es auch noch. Wenn man den Jeton vor dem Bezahlen abgibt, kann man nämlich eine Runde Roulette spielen. Die Zahl, auf der die Kugel landet, macht den Preis aus, den man für das 3-Gang-Menü bezahlt. Im besten Fall landet die Kugel bei 0, im schlechtesten bei 36.
Spiel und Kulinarik will man damit verbinden, wie Thomas Möderndorfer, Leiter Marketing und Verkauf beim Hotel Säntispark auf Nachfrage sagt. Der Roulette-Tisch stammt vom Casino St.Gallen, mit dem man die Zusammenarbeit bei dieser speziellen Marketingmassnahme gesucht hat. Getränke bezahlt man übrigens separat. Das Roulette-Menü gibts noch bis zum 7. September.
Virgil Schmid ist Experte darin, die Kassen seiner Kunden mit spielerischen Verkaufsideen klingeln zu lassen. Unter dem Titel «Spielend verkaufen» hat er sogar ein Buch dazu veröffentlicht. Schmid erklärt sich den Erfolg solcher Massnahmen so: «Es ist das spielerische Element. Wer spielt, verlässt ausgetretene Pfade und geht neue Wege. Spielen kann sehr unterschiedliche Formen annehmen – als Wettkampf, Rollenspiel, Glücksspiel, Strategiespiel, Geschicklichkeitsspiel, als längere Interaktion oder als kurzer, spielerischer Moment.» Von kurzer Dauer ist auch das Spiel mit der Roulette-Kugel. Der Nervenkitzel umso grösser.
Der Roulette-Tisch im Säntispark ist bei weitem nicht die einzige Möglichkeit, Produkte mit Spielereien an den Mann zu bringen. «Spielerische Elemente lassen sich in allen Branchen und Verkaufsbereichen einbauen», sagt Virgil Schmid. Unter Spiel im Verkauf versteht er alle verkäuferischen Massnahmen, die Kunden auf spielerische, humorvolle, ungewöhnliche Weise ansprechen und dadurch positiv im Sinne des Unternehmens beeinflussen.
Das heutige Einkaufsverhalten von Konsumenten, das immer häufiger mit einem Klick auf die Computermaus endet, muss wohl genau durch solche Massnahmen durchbrochen werden. Egal, ob dazu eine Roulette-Kugel, ein Krimidinner oder einfach eine spielerische Warenpräsentation nötig ist.
Martina Signer (*1988) aus Mosnang ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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