logo

Brücke zwischen Glauben und Leben

Der christliche Geist der Schule wird vorgelebt aber niemanden aufgezwungen

Vor 99 Jahren gründeten die Salettiner Patres in Mörschwil eine Missionsschule für den Nachwuchs der Ordensgemeinschaft. Daraus ist im Laufe der Zeit die Privatschule «Waid» geworden, wo derzeit 37 Schüler und Schülerinnen im christlichen Geist unterrichtet werden.

Michel Bossart am 21. März 2023

Letztes Wochenende feierte die Untere Waid in Mörschwil – bestehend aus dem Missionshaus Untere Waid und der Schule Waid – das 99-Jahr-Jubiläum mit einem Gottesdienst, einem anschliessenden Apéro und einem gemeinsamen Mittagessen. Das Motto der Feier war: «Gott und den Mitmenschen Vertrauen schenken», wie Stiftungsratspräsident Pater Piotr Zaba sagt.

Am 19. März 1924 haben die Salettiner Patres (Missionare von La Salette) die Liegenschaft mit dem alten Kurhaus Untere Waid gekauft. Damit gründeten sie eine neue Niederlassung und am 2. Oktober des gleichen Jahres die Missionsschule mit 15 Schülern für den Nachwuchs ihrer Ordensgemeinschaft. Aus dieser Schule wurde später das Gymnasium Untere Waid, das ab 2007 von einer Stiftung getragen wurde. Vor zwei Jahren wurde die Schule neu positioniert und in «Waid» umbenannt. Seither werden eine Primarstufe (4. bis 6. Klasse), eine typengemischte Oberstufe und ein Untergymnasium geführt. Derzeit werden in der Waid 37 Schüler und Schülerinnen unterrichtet.

Herr Zaba, welche zentralen Werte möchte die Waid den Schülern und Schülerinnen mit auf den Lebensweg geben?

Zusammen mit dem Gymnasium Friedberg, der Maitlisek Gossau und dem Kathi Wil entschied sich die Waid im Rahmen des Projektes «wertebilden.ch», einem Bildungsengagement des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St. Gallen, gemeinsame christliche Werte wie Vertrauen schenken, achtsam sein, Spiritualität wecken, offen sein, Selbstbewusstsein fördern, Wertschätzung leben und offen sein bewusst zu leben.

Wir versuchen eine Brücke zwischen Glauben und Leben, Spiritualität und Alltag zu schlagen. Der Spirit soll uns Hilfe und Kraft im Meistern unseres Lebens bieten. Dafür Verantwortung zu übernehmen, liegt bei jeder und jedem, der unsere Schule besucht.

Gelebte Solidarität nach innen zeigt sich in der Mitverantwortung, die obere Klassen für die neu eintretenden Schülerinnen und Schüler übernehmen. Aktive Mitwirkung und kreative Identifikation mit der Schule kann im Schülerrat und in der Mitarbeit bei Projekten gelebt werden. Nach aussen wird soziales Engagement in Einzelprojekten und Projektwochen angeregt.

Neben der Vermittlung von christlichen Werten soll gleichzeitig geistige Offenheit vorgelebt werden, steht auf der Webseite. Wie schafft die Schule diesen Spagat?

«Offen sein» steht in keiner Art und Weise in einem Widerspruch zu christlichen Werten und prägt den Alltag unserer Schule. Das beginnt beispielsweise damit, dass alle Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder Religion, an der Waid herzlich willkommen sind und ihre Spiritualität leben. Sowohl die Eltern als auch die Schülerinnen und Schüler und die Lehrpersonen akzeptieren den christlichen Geist der Schule, der niemanden aufgezwungen wird. Im Gegenteil: Es besteht an der Waid die Möglichkeit, sich im Kontext der eigenen Überzeugung, Religion oder Konfessionslosigkeit mit christlichen und Werten im Allgemeinen auseinanderzusetzen, sich weiterzuentwickeln und seinen Weg, seine innere Stärke und damit zu einem gesunden Selbstbewusstsein zu finden. Wie eine gute Atmosphäre den Menschen wohltut, so ist es auch der Geist unserer Schule, der die jungen Menschen begleitet. Dabei geht es uns nicht nur um Vermittlung der christlichen Werte, sondern vor allem darum, dass wir sie selbst im Schulalltag und darüber hinaus vorleben. Das Entscheidende ist, was wir fürs Leben mitnehmen können, um sinnvoll und glücklich unser Leben zu gestalten.

Werden in Regelschulen nicht dieselben Werte vermittelt?

Jain. Die gleichen Werte werden auch an anderen Schulen gefördert. Bei uns ist aber der Ursprung anders. Wir richten uns dabei nach unserer christlichen Überzeugung, die ausser dem Menschlichen auch das Göttliche, das Spirituelle wahrnimmt, berücksichtigt und den anderen mitteilen will. Die Motivation, würde ich sagen, ist anders. Sie hilft uns, nicht nur von diesen Werten zu reden, sondern sie auch zu leben. Das bald 100-jährige Erbe der Unteren Waid hat diesbezüglich viele gute Früchte getragen. Das Motto dieses Schuljahres «zusammenwachsen, zusammen wachsen» zeigt uns, dass wir gemeinsam durch das gegenseitige Schenken von Vertrauen vieles erreichen können und eine grosse Zukunft vor uns haben.

Sind christlich geprägte Schulen wie die Waid noch zeitgemäss?

Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach Sinn, nach Werten, nach Wurzeln, nach Spiritualität. Deshalb ganz klar: Ja.

Für welche Schüler und Schülerinnen eignet sich die Waid?

Die Waid ist einzig in der Art. Hier finden sowohl Primar- als auch Oberstufenschülerinnen und -schüler sowie leistungsorientierte Untergymnasiastinnen und Untergymnasiasten einen Ort, um zu lernen und sich ganzheitlich zu entwickeln. Im familiären Ambiente der Waid ist es einfacher einen Ort zu finden, wo man gerne lernt und sich herausfordern lässt, wo man Gemeinschaft und Geborgenheit erlebt. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler individuell betreut und begleitet. Die Begabungsförderung liegt uns am Herzen, so dass die Schülerinnen und Schüler ihre Talente und Fähigkeiten entdecken und entfalten können.

Wie finanziert sich die Waid? Für das Untergymnasium ist zum Beispiel ein Schuldgeld von 21’000 Franken pro Jahr fällig. Können mit diesen Beiträgen alle Kosten gedeckt werden?

Die Waid wird einerseits durch das Schulgeld und andererseits durch Beiträge aus einem guten Netzwerk finanziert. Mit der ausreichenden Anzahl der Schülerinnen und Schüler sind wir selbsttragend.

«Amici der Waid» ist ein Förderverein der Schule. Wie genau unterstützt der Verein die Schule?

Der gemeinnützige Verein unterstützt die Schule in ideellen und materiellen Belangen seit 1982. Die Subventionierung von Schulgeldbeiträgen einkommensschwächerer Familien sowie die Netzwerkbildung für Ehemalige sind den Amici besondere Anliegen. Die Amici pflegen einen engen Kontakt zur Schule. Zu den Fixpunkten des Jahres gehören neben der Hauptversammlung der Schuljahresbeginn, das Sommernachtsfest, Netzwerk-Treffen und kulturelle Anlässe.

Nächstes Jahr wird die Untere Waid 100 Jahre alt. Laufen die Vorbereitungsarbeiten für das grosse Fest bereits?

Jawohl. Das OK-Team steht. Demnächst werden wir das konkrete Programm erstellen. Das grosse Jubiläum werden wir am 19. März 2024 mit Bischof Markus Büchel mit einem Festgottesdienst feiern. Wir werden es aber ein ganzes Jahr mit verschiedenen Anlässen begehen. Darüber werden wir zu einem späteren Zeitpunkt gerne informieren.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Michel Bossart

Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.