Was Feuerwehr-Einsatzkräfte alles können müssen, ist das eine. Wer sie darin schult, das andere. Mathias Sengl, Daniel Stämpfli und Matthias Gantenbein gehen diesen Weg und es ist kein leichter, Instruktor zu werden. Den ersten Schritt haben sie schon mal gemeistert.
Mathias Sengl steht mit einer Gruppe angehender Feuerwehrmänner und -frauen vor dem Tanklöschfahrzeug auf dem Gelände des Ostschweizer Feuerwehr-Ausbildungszentrums OFA in Bernhardzell und erklärt den Einsatz verschiedener Hilfsmittel. Es regnet in Strömen, es ist kalt und allen tropft es von den Helmen – keine leichte Aufgabe also, die Motivation für die Übungen hochzuhalten. Doch Sengl lässt sich davon nicht beirren: Er instruiert die Gruppe im Umgang mit dem Löschwasser und ruft zur Aktivität auf. Aufmerksam beobachtend und erläuternd begleitet er die Übung. Immer wieder ruft er die Gruppe zusammen, um weitere Instruktionen zu geben. So, wie es ein ausgebildeter Instruktor eben zu tun hat. Doch Mathias Sengl steht noch ganz am Anfang und so wird auch er selbst an diesem Tag beobachtet und beurteilt.
Ein anspruchsvoller Ausbildungsweg
Mathias Sengl von der Feuerwehr Urnäsch gehört zu den drei Anwärtern aus den beiden Kantonen Appenzell, die derzeit im Auswahlverfahren zur Instruktoren-Ausbildung stehen. Auch Daniel Stämpfli von der Regiwehr Heiden-Grub-Eggersriet-Wolfhalden und Matthias Gantenbein von der Feuerwehr Speicher wollen Instruktoren werden. Ein vierter Anwärter hat sich kurzfristig zurückgezogen. Die Ausbildung ist gesamtschweizerisch nach einheitlichen Auswahlkriterien aufgebaut und ein anspruchsvoller, zeitaufwendiger Weg, bei dem verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein müssen: abgeschlossene Berufsausbildung, Akzeptanz seitens Arbeitgeber, mehrjährige Einsatz- und Ausbildungserfahrung, gute, gesundheitliche Verfassung, Sozialkompetenzen, strategisches Denken und rhetorische Fähigkeiten.
Bis zum eigentlichen Start der Instruktoren-Grundausbildung müssen mehrere Herausforderungen gemeistert werden, so zum Beispiel der Hospitanten-Kurs, der Fach-Test oder das Outdoor-Assessment. «Die Anforderungen müssen so hoch sein, damit wir die Einsatzkräfte in den Feuerwehren top ausbilden können und die Sicherheit der Bevölkerung auf hohem Niveau gewährleistet ist», erläutert Walter Hasenfratz, Feuerwehrinspektor der beiden Kantone Appenzell.
Die ersten Lektionen als Instruktor
Mathias Sengl absolviert an diesem Tag den Hospitanten-Trainingskurs bei der Grundausbildung angehender Einsatzkräfte. Das heisst, er sieht dem St. Galler Instruktor Pascal Sieber über die Schultern und übernimmt dabei selbst ein paar Lektionen. Diese musste er im Vorfeld vorbereiten und mit Sieber absprechen. Nach zwei Lektionen übernimmt dieser wieder die Ausbildungsverantwortung, während sich Mathias Sengl sein Feedback abholt: «Du musst schneller auf den Punkt kommen und das Team noch aktiver einbinden, aber sonst bin ich sehr zufrieden mit deiner Arbeit. Du bist fachlich top, hast eine ruhige, angenehme Art und vermittelst den Stoff auf verständliche Weise», findet Christian Stähli, Feuerwehrinspektor des Kantons Thurgau. Mathias Sengl weiss, da warten noch etliche Herausforderungen auf ihn, aber der Start scheint schon mal geglückt zu sein. Auch Daniel Stämpfli und Matthias Gantenbein haben ihren Hospitanten-Kurs bereits absolviert. Die nächste Hürde folgt am 8./9. Mai 2023 mit dem Fach-Test, dabei wird nicht nur ihr theoretisches Wissen abgefragt, sondern auch ihre Kommunikationsfähigkeit, Belastbarkeit und Motivation getestet.
Die Redaktion begleitet die drei Anwärter auf ihrem Ausbildungsweg. Wie es mit ihnen weitergeht, erfahren Sie Mitte Mai 2023.
Wie man Feuerwehr-Instruktor/in wird
1. Schritt: Anmeldungsverfahren mit Infoveranstaltung, Kader-Vorkurs und Hospitanten-Trainingskurs.
2. Schritt: Fach-Test, bestehend aus Wissensprüfung, Kurzvortrag, Aufsatz und Interview.
3. Schritt: 3-tägiges Outdoor-Assessment.
4. Schritt: Zweiter Hospitanten-Einsatz am Feuerwehrgrundkurs AR/AI in Heiden.
5. Schritt: 5-tägiger Basiskurs Methodik und Didaktik.
Wer es bis hierhin geschafft hat, darf sich Schweizerische/r Feuerwehrinstruktor/in nennen. Danach müssen regelmässig Weiterbildungen absolviert werden, um als Instruktor/in tätig sein zu können.
Nathalie Schoch ist freischaffende Journalistin und Mitinhaberin von Merkur Kommunikation. Sie lebt und arbeitet in Teufen.
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