Seit zwei Jahren ist Matthias Hüppi Präsident des FC St.Gallen. Auch jetzt steht er wieder in der Öffentlichkeit, so wie während der letzten 40 Jahre, als er sich als Sportmoderator im Radio und Fernsehen einen Namen gemacht hat. An seinem Erfolg hat er hart gearbeitet. Und Glück war auch dabei.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine ergänzende Information zu einem im Printmagazin «Die Ostschweiz» publizierten Artikel. Das Magazin kann hier im Jahresabo (6 Ausgaben) für 69 Franken bestellt werden.
Matthias Hüppi ist einer, den kennt man einfach: Fast vierzig Jahre arbeitete er beim Schweizer Fernsehen als Sportreporter. Er moderierte die Sendungen «Sportpanorama» und «sportaktuell», war Live-Kommentator für Ski-Alpin und berichtete von den Fussball-Weltmeisterschaften. Seine letzte Sendung moderierte er am 17. Dezember 2017. Nicht, weil er TV-müde war, sondern weil «ich mit 60 nochmals eine Chance erhielt, etwas komplett anderes zu machen», wie er sagt. Das kann man wohl so sagen: Für den fussballbegeisterten Hüppi bot das Schicksal eine ganz besonders attraktive Alternative zum Fernsehstudio: Das Präsidentenamt eines Fussballclubs – und zwar nicht irgendeines Fussballclubs, sondern beim FC St.Gallen. «Sport hat mich seit jeher gefesselt. Ich bin ein ausgeprägter Bewegungsmensch», sagt er. Als Kind habe er keinen Match des FCSG verpasst, sei nie ohne Ball unter dem Arm zur Schule gegangen. Er sei sehr anpassungsfähig, meint er, aber wenn man ihm den Sport von heute auf morgen verbieten würde, dann hätte er wirklich ein Problem.
Karrierestart mit Brief
In den 1980er Jahren begann Hüppi ein Jura-Studium, weil man damals Moderator weder lernen noch studieren konnte. Es sei immer sein Traum gewesen, Sportmoderator zu werden und so schrieb er Sepp Renggli, dem legendären Sportreporter und Direktor des Radiostudios Zürich, einen Brief und bat ihn, in den Ferien «mal ein bisschen reinschauen zu dürfen». Hüppi lacht: «Ich dachte an Kaffee holen und Telexe bringen, doch bereits nach zwei Wochen moderierte ich meine erste Sendung!»
Hand aufs Herz: Wäre das heute überhaupt noch möglich? «Nein, kaum», meint Hüppi. «Auch bei mir gab es Wirbel, weil ich ohne Ausbildung ans Mikrofon gelassen wurde.» Letztendlich konnte er aber mit der Qualität seiner Arbeit überzeugen, schmiss nach vier Semestern das Jus-Studium und absolvierte die nötigen Sprech- und Medienausbildungen. Überhaupt habe er die bestmögliche Zeit als Fernsehreporter erleben dürfen: «Es ist immer nur vorwärts gegangen. Ich habe den ganzen Ausbau des Sportbereichs bei SRF miterlebt; das war eine sensationelle Spielwiese.» Heute, mit unzähligen Fernsehsendern, die man Zuhause anschauen könne, sei es für junge Moderatoren viel schwieriger, zu einer «Marke» zu werden.
Leben und arbeiten lassen
Am Anfang von Hüppis Medienkarriere stand also ein Brief – und eine Portion Glück. Nicht, weil der damalige Sportchef, Martin Furgler, der Bruder seiner Mutter war. Dieser wollte dem jungen Hüppi die Moderatorenkarriere eher ausreden als ihn «auf den Sessel lupfen». Doch Hüppi hat sich durchgesetzt und sich eine gute Position und den Respekt des Publikums erarbeitet. «Das habe ich gespürt, als ich aufhörte. Die Reaktion so vieler Menschen hat mich sehr berührt», sagt er. Auch in der Retrospektive sei es noch eindeutig sein Traumberuf: «Viele wollten, wenige konnten. Um ein erfolgreicher Moderator zu sein, braucht es sicher Talent, aber vor allem auch harte Arbeit. Dazu gibt es Faktoren, die man nicht lernen kann – die Kamerapräsenz zum Beispiel», erklärt er. Er habe immer mit viel Freude gearbeitet und dabei Tage und Stunden nie gezählt. Das alles wäre gar nicht möglich gewesen, gibt Hüppi unumwunden zu, wenn er nicht eine Familie um sich gehabt hätte, die bedingungslos hinter ihm stand. «Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass die Familie das mitträgt. Für meine Nächsten war es nicht immer einfach, wenn der Ehemann und Vater oft unterwegs war und in der Öffentlichkeit stand. Aber sie haben sich nie beschwert. Dafür bin ich dankbar.»
Auch jetzt ist Hüppi eigentlich 24 Stunden auf Empfang. Er sagt: «Mein Entscheid zum Wechsel war mutig; der Fussball ist ein unberechenbares Feld: Bis jetzt habe ich es noch keine Sekunde bereut, diesen Schritt gewagt zu haben.» Und um die Sache richtig zu stellen: Präsident eines anderen Clubs wäre Hüppi niemals geworden. «Das wäre überhaupt nicht in Frage gekommen!», meint er und nennt drei wesentliche Grundpfeiler seiner Werteskala: Glaubwürdigkeit, Bodenhaftung und Leidenschaft.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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