Thal braucht einen neuen Gemeindepräsidenten, weil der bisherige neuer Rorschacher Stadtpräsident ist. Und nun wird der wohl früheste Wahlkampf aller Zeiten geführt.
Der CVP-Kantonsrat Felix Bischofberger will neuer Gemeindepräsident seiner Wohngemeinde werden. Der «Postunternehmer» hat aus seinen Ambitionen keinen Hehl gemacht, kaum war der Amtsinhaber nach Rorschach weggewählt worden. Nachdem die üblichen Verdächtigen angefragt wurden, war er der einzige, der sofort klare Worte sprach.
Die anderen Parteien und mögliche weitere Kandidaten haben sich noch nicht in Stellung gebracht. Aber Bischofberger will offenbar keine Zeit verlieren, um das noch offene Feld zu bestellen. Zwar ist er noch nicht von seiner Partei nominiert und damit noch kein offizieller Kandidat. Das hindert ihn aber nicht daran, schon jetzt die Werbetrommel zu rühren.
Auf Facebook veröffentlicht Bischofberger derzeit einen Medienartikel rund um die Ausgangslage. Aber nicht etwa einfach als Beitrag auf seinem Profil, sondern als bezahlte Werbung. Oder wie es bei Facebook heisst: «Gesponsert». Der Beitrag erscheint also gegen Entgelt bei einer bestimmten Zielgruppe.
Es ist sicher ziemlich einzigartig, dass jemand bereits Geld für seine Kandidatur ausgibt, bevor klar ist, ob es überhaupt zu dieser Kandidatur kommt. Wobei Bischofberger - vermutlich nicht zu unrecht - davon ausgeht, dass ihm seine Thaler Ortspartei die Unterstützung nicht verwehren wird.
Zwar betont der Sozusagen-Kandidat in der bezahlten Anzeige, dass er es «Schritt für Schritt» nehmen wolle. Dagegen spricht die Offensive via Facebook. Gemessen an der Häufigkeit der Einblendungen, investiert er doch einige Franken.
Der Thaler Kantonsrat hat bereits vor einigen Jahren Aufsehen erregt, als er mittels Crowdfunding seinen Wahlkampf in den Nationalrat finanzieren wollte. 9000 Franken peilte er an. Nach Ablauf der Kampagne waren gerade mal 400 Franken zusammengekommen. Ganze drei Unterstützer hatten für vier Prozent der Zielsumme gesorgt. Weil die anvisierte Summe nicht reintrudelte, wurde das Geld auch nicht ausbezahlt.
Und das, obwohl der Politiker den besonders grosszügigen Spender ein gemeinsames Skiwochenende in Aussicht gestellt hatte. Initiiert hatte Bischofberger die Aktion zusammen mit einem externen Kommunikationsberater.
Nun also der umgekehrte Weg: Bischofberger fragt nicht um Geld, sondern investiert es zum frühestmöglichen Zeitpunkt.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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