Bruno Egli alias «Taxitubel», wie er sich selbst gerne nennt, hat genug von Politikern. Deshalb will er selbst einer werden. Statt Gossauer Stadtpräsident wie früher soll es jetzt ein Nationalratssitz sein.
Er ist in Gossau bekannt wie ein bunter Hund. Einer, der mit seiner Meinung nicht zurückhält. War sein Tummelfeld früher die offene Strasse, hat Bruno Egli inzwischen auch die sozialen Medien für sich entdeckt, konkret Facebook. Hier teilt er seinen Ärger mit Behörden und der Politik mit der Allgemeinheit. So beschwerte er sich kürzlich in Zusammenhang mit einer Betreibung über den «idiotischen Juristen- und scheiss Polizeistaat Schweiz».
Gleichzeitig betätigt sich der Taxiunternehmer («Taxi Bruno») als Gesundheitsratgeber. Wer Probleme mit der «Leber oder Milz oder so» habe und bei der Schulmedizin keine Lösung finde, solle sich melden. Ganz schön vielseitig also.
Vor einigen Tagen hat Bruno Egli nun aber definitiv durchgestartet. «Kein Politiker macht etwas, deshalb kandidiere ich für den Nationalrat. Wer gibt mir seine Unterschrift?», postete er auf Facebook. Auf der Suche nach Unterstützung gab es dann allerdings eine kleine Verwirrung. Egli schrieb zuerst, er trete für die SP an, und auf die allgemeine Empörung seiner «Anhänger» korrigierte er sich: Er habe die SD gemeint, die «Schweizer Demokraten» also. Das passt, denn 2012 hatte Egli davon gesprochen, die einstige Autopartei wieder aufleben zu lassen.
Nun aber also doch die SD. In der Tat ist damit zu rechnen, dass das unverwüstliche kleine Trüppchen der Schweizer Demokraten im Kanton St.Gallen – es gibt laut Webseite nur noch Ortsparteien in St.Gallen und Gossau – wieder bei den Nationalratswahlen mittut. Bisher wurde aber keine Liste kommuniziert, also ist auch unklar, ob Bruno Egli tatsächlich mit von der Partie ist.
Unerfahren ist er nicht, was Wahlen angeht. 2004 wollte er Stadtpräsident werden, 2008 immerhin Stadtrat, 2016 wieder Stadtpräsident – vom damaligen Wohnsitz in Thailand aus. Und auch dieses Mal meint er es ernst: Auf Facebook sammelt er bereits Wünsche von der Wählerschaft, die er als Nationalrat umsetzen würde.
Nicht ganz so ernst nimmt er es hingegen mit der Kommunikation. Auf unsere Fragen zu seiner Kandidatur, übermittelt via Facebook, wo er so rege aktiv ist, hat Bruno Egli auch nach einer Woche noch nicht geantwortet.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.