Mode ist schnelllebig und kommt aus Italien. Aber dass es nun so schnell ging, dafür ist ein 120 bis 160 Nanometer kleines, hassenswertes Virus namens Covid-19 verantwortlich.
In meiner letzten Kolumne habe ich noch leise zu hoffen gewagt, dass die Anzugträger hinter der nächsten Ecke lauern. Nun sind sie von einem Tag auf den anderen verschwunden. Sie hocken zu Hause, bügeln ihre Anzüge, polieren ihre rahmengenähten Schuhe, verfrachten alles in die Schränke und steigen in Bequemkleidung. Die Angehörigen dieser modesensiblen Minderheit dürften sich vor dem Gang ins Homeoffice noch mit einem halbwegs ansehnlichen Designertrainer eingedeckt haben.
Aber wie ergeht es all jenen, die den Trainingsanzug bereits zur Ausgehuniform erkoren haben? Oder jenen, die hilflos dastehen, sobald sie ihre Destroyed Jeans, ihre Jack-Wolfskin-Jacken oder ihre langweiligen bankkompatiblen Hosenanzüge respektive Deux-Pieces nicht mehr tragen dürfen? Sie stürzen sich in Schlabberlook: Klamotten, die sie ausser bei sich zu Hause nie anziehen würden. Selbst Führungskräfte präsentieren sich zurzeit locker und betont schlecht gekleidet auf Zoom, Microsoft Teams, FaceTime & Co.
Drückt die Kleiderwahl nicht den Respekt aus, den man seinem Gegenüber zollt – oder nicht zollt? Dabei wurde der Homeoffice-Look wahrscheinlich noch relativ sorgsam ausgesucht. Wie mag es in diesen Haushalten nach Feierabend aussehen? Eine fürchterliche Vorstellung! Kein Wunder, nahm nach 20 Tagen des Ausharrens in den eigenen vier Wänden die häusliche Gewalt signifikant zu. Das muss nicht sein! Halten Sie durch. Bewahren Sie Stil oder eignen Sie sich welchen an. Führen Sie Ihre Partnerin oder Ihren Partner auch mal gehörig aufgebrezelt an den heimischen Küchentisch aus. Es wird Ihnen beiden guttun. Zum anschliessenden Waschen und Bügeln haben Sie im #stayhome-Modus sowieso mehr Zeit, als Ihnen lieb ist.
Schreiben Sie mir auf rene@eugster.com, falls Sie interessante Beobachtungen zum Thema machen. Ich freue mich.
René Eugster (55) ist Familienvater, bekennender amüsierter Modefreund, scharfer Beobachter und kommt als international tätiger Werber momentan auch in Videokonferenzen ganz schön rum.
René Eugster (55) ist Familienvater, bekennender, amüsierter Modefreund, scharfer Beobachter und kommt als international tätiger Werber ganz schön rum.
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