Das Coronavirus hat viele Vorzeichen verändert. In den Budgets der öffentlichen Hand, bei den Unternehmen - und selbst auf den Strassen. Damit wird auch sichtbar, was bisher alles verpasst worden ist. Ein Gastbeitrag von Manfred Trütsch.
Der Zustand der Pandemie, ausgerufen von der WHO im März 2020, hat so manches Budget ausser Kraft gesetzt. Sie sind blosse Makulatur geworden und können nicht im Oktober des laufenden Jahres «Copy/Past» für das Jahr 2021 herangezogen werden. Viele in der Verantwortung stehende Politiker stossen dabei an ihre Grenzen. Es war doch immer so, plus ein paar Prozente mehr Personal, ein paar Prozente mehr Lohnkosten, Erträge wie gehabt, Übernahme der Zahlen vom alten Jahr, das war’s, basta.
Die Pandemie macht so manchem einen Strich durch die Rechnung. Die Ökonomen gehen von einer Verlangsamung der Globalisierung und damit des Wirtschaftswachstums aus. Insbesondere sind diejenigen Länder betroffen, die zuvor besonders von der Globalisierung profitierten. Dazu zählt unter anderem die Schweiz, die als stark exportorientierter und international vernetzter Industriestaat gilt. Das zwingt die Länder, die Versorgung und die Produktionsstätten wieder vermehrt regional zu konzentrieren.
Für die Schweiz heisst das nichts anderes, als dass die letzten Landreserven angezapft werden müssen, damit die Versorgung sichergestellt werden kann. Im Sog von Corona spricht auch der Onlinehandel von astronomischen Wachstumszahlen. Allein im April transportierte die Post 17 Millionen Stück Pakete, ein absoluter Monatsrekord. Auch die kleinere Quickpac verdoppelte ihr Volumen und ihr Personal im ersten Halbjahr. Dazu erhöhte sie den Fahrzeugbestand um 75 Einheiten.
Augenfällig werden die ganzen Veränderungen auf der Strasse. Der Druck auf die Strasse nimmt zu. Die Staus dauern noch länger. Und ausgerechnet in dieser Zeit werden monatelang Strassen aufgerissen und zugeteert, aufgerissen und zugeteert, für das Wasser, die Engergie, die Telefonie, das Internet, die Fernwärme, um letztendlich einen Belag über alles einzulegen.
Der Bürger wünscht sich mehr Gedanken zu konkreten Problemen wie Baustellenmanagement, Critical Path Studien, generell zu den Entwicklungen in der Zukunft, immer wieder wird nur beklagt, verhindert, besänftigt, vertröstet. Eine Stadt, eine Gemeinde ohne Vision und ohne Gestaltungswille.
Manfred Trütsch ist Präsident des ACS St. Gallen – Appenzell. Der ACS bezweckt den Zusammenschluss der Automobilisten zur Wahrung der verkehrspolitischen, wirtschaftlichen, touristischen, sportlichen und aller weiteren mit dem Automobilismus zusammenhängenden Interessen wie Konsumenten- und Umweltschutz.
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