Die neueste Umfrage zur Konjunktur zeigt: Weltweit, vor allem aber im Euroraum, kühlt sich die Konjunktur ab. Das hinterlässt auch Spuren in der Region St.Gallen-Appenzell, vor allem beim Export. Die Bauwirtschaft befindet sich in einem Umschwang, aber der Detailhandel lässt Federn.
Handelskonflikte, wachsende Staatsschulden, Unruhe an den Devisenmärkten, Brexit, Turbulenzen an den Börsen und politische Unsicherheiten: Die konjunkturellen Risiken haben zugenommen und die globale Expansion hat ihren Zenit überschritten. So verstärken sich insbesondere im Euroraum die Anzeichen einer Wachstumsabschwächung. Dem globalen, synchronen Aufschwung der Weltwirtschaft geht langsam aber sicher die Puste aus. Das zeigt die jüngste Umfrage im Oktober der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich.
Abgeschwächtes Exportwachstum
Das Exportwachstum der Region St.Gallen-Appenzell hat sich im 3. Quartal abgeschwächt, gegenüber dem Vorquartal ist es sogar um 4.7% gesunken. Hauptverantwortlich dafür ist die Nachfrage aus den Ländern des Euroraumes, in welche rund 5% weniger Produkte als im Vorquartal geliefert werden konnten.
Eine Wende zum Besseren setzte in den Ländern der Nicht-Euro-Zone ein, legten die Exporte doch im 3. Quartal um 3.3% zu, während sie im Jahresverlauf um rund 1% geschrumpft sind. Von den sechs Schwergewichte im Exportportfolio der Region St.Gallen-Appenzell entwickelten sich die vier Warengruppen Chemie / Pharma, Präzisionsinstrumente, Nahrungs- und Genussmittel sowie die Elektroindustrie / Elektronik erfreulich. Hingegen weisen die Maschinen- / Fahrzeug- und die Metallindustrie im vergangenen Quartal ein Minus aus. In der Schweiz sind die Logiernächte in den ersten neun Monaten um 3.7% gewachsen, in St.Gallen-Appenzell um 0.9%.
Industriekonjunktur kühlt sich ab
Der Industriemotor in der Region St.Gallen-Appenzell läuft nach wie vor gut, allerdings zeigen sich erste Abkühlungstendenzen. Das kleinere Exportwachstum widerspiegelt sich in einer Abschwächung des Produktionsanstiegs; Auftragsbestand und Ertragslage stagnieren.
Die Geschäftslage wird weniger gut eingeschätzt als im Vorquartal. Insbesondere hat sich die Laune bei den grossen und exportorientierten Industriebetrieben verschlechtert. Auch der Auftragsbestand sendet negative Signale aus, liegt der doch erstmals seit acht Quartalen wieder leicht unter dem Vorquartal.
In der Maschinenindustrie hat sich die Konjunktur auf hohem Niveau stabilisiert, und die Aussichten bleiben intakt. Auch in der Metallindustrie wird die Geschäftslage gut beurteilt, aber die Aussichten fallen aufgrund des stockenden Auslandgeschäftes weniger rosig aus. Die Branche Elektrotechnik hat an Schwung verloren. Dennoch prognostiziert sie für die kommenden Monate einen stabilen Konjunkturverlauf.
In der Kunstostoff- und Chemiebranche hat eine Abkühlung eingesetzt, die sich in den nächsten Monaten akzentuieren wird. Die sich schon im Vorquartal abzeichnende, nachlassende Dynamik in der Textilindustrie hat sich in im Berichtsquartal bestätigt. Ebenfalls eingetrübt hat sich die Geschäftslage in der Papier-, Druck- und Verlagsindustrie. Trotzdem herrscht für die kommenden Monate verhaltene Zuversicht.
Bauwirtschaft bleibt im Hoch
In den Sommer- und Herbstmonaten hat sich der Aufschwung in der Bauwirtschaft fortgesetzt, und die Aussichten auf die kommenden Monate bleiben insgesamt erfreulich. Zuversicht strahlt vor allem das Ausbaugewerbe an, gemäss deren Prognose die gute Konjunktur anhalten wird. Weniger optimistisch sind die Vertreter des Hoch- und Tiefbaus. Nach ihrer Meinung wird sich die Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten etwas eintrüben.
Leichter Rückschlag im Detailhandel
Die zaghaften Aufschwungstendenzen im Detailhandel haben sich im 3. Quartal nicht bestätigt. Die Detailhandelsumsätze in der Schweiz sind sowohl im Nicht-Nahrungsmittel- als auch im Nahrungsmittelsektor gesunken. Im Gegensatz zum Landesdurchschnitt präsentiert sich die Geschäftslage in der Region St. Gallen-Appenzell unverändert.
Der Index der Konsumentenstimmung hat sich im Oktober gegenüber Juli kaum verändert. Im Vergleich mit der ersten Jahreshälfte blicken die Konsumenten aber weniger optimistisch in die Zukunft. Die regionalen Detailhändler zeigen sich von den aktuellen Entwicklungen wenig beeindruckt, erwarten sie doch in den kommenden sechs Monaten einer Verbesserung des Geschäftsganges.
Regionaler Konjunkturindex
Der Konjunkturindex für die Region St.Gallen-Appenzell hat im Januar 2018 einen Höhepunkt erreicht und tendiert seit dem Frühling seitwärts. Die im letzten Quartal auffallend grosse Lücke zwischen der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und den Produktions- beziehungsweise Umsatzaussichten hat sich zu Beginn des 4. Quartals infolge der Eintrübung des Geschäftsganges verkleinert.
Peter Eisenhut ist Managing Partner von Ecopol Wirtschafts- und Politikberatung. Er lebt in Reute (AR).
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