In Ausserrhoden wollen FDP und SP den amtierenden Nationalrat stürzen. Die Kriterien für die Kandidatur sind unscharf.
Es ist die wohl bemerkenswerteste Allianz dieses Wahlherbsts, und das nicht nur für die Ostschweiz. Die einst übermächtige Ausserrhoder FDP will den Nationalratssitz, den sie an die SVP verloren hat, ausgerechnet mit Hilfe der SP zurückholen. Wir haben berichtet. Selbst parteiintern verstehen das nicht alle, wie das prominente Beispiel des früheren FDP-Regierungsrats Ueli Widmer zeigt.
Nun erklärt sich auch die SP, und zwar in einem Interview mit der Appenzeller Zeitung. Der SP-Kantonalparteipräsident Jens Weber bestätigt dort, dass man selber nicht antreten werde, sondern die FDP-Kandidatur unterstütze. Jedenfalls, wenn diese befriedigend ausfällt, ansonsten werde wohl Stimmfreigabe beschlossen.
Ein schlechtes Gewissen angesichts des «Päckli» habe er nicht, sagt Weber. Er argumentiert, es gehe in der Politik «immer auch um die Distanzen». Die SP stehe der FDP eben näher als der SVP. Deshalb sei man nun bereit, zusammenzuarbeiten. Dies jedenfalls für die nächsten vier Jahre, wenn es mit der Wahl klappt, danach werde man weitersehen.
Weber suggeriert also, dass ein allfällig mit Hilfe der SP gewählter FDP-Nationalrat im Jahr 2023 mit einer SP-Gegenkandidatur rechnen müsse.
Interessant wird es bei den Kriterien, welche die SP an die FDP-Kandidatur stellt. Weber sagt: «Es sollte eine Frau mit einem liberal-sozialen Profil und einem grossen Bewusstsein für die Klimapolitik sein.» Und nach diesem ziemlich glasklaren Anforderungskatalog fügt er an: «Jetzt aber einen Anforderungskatalog zusammenstellen zu wollen, ist nicht sinnvoll.» Und auf die Frage, ob auch ein Mann unterstützt würde, sagt der SP-Präsident: «Das Geschlecht ist nicht das Hauptkriterium.»
Die FDP sollte also wenn möglich eine Frau suchen, die aber durchaus auch ein Mann sein kann. Das macht die Aufgabe natürlich ein bisschen leichter.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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