Ausnahmsweise geht’s mir heute mal nicht um Gott und die Welt und die Pflanzen, sondern schlicht und einfach um die Heidelbeere.
Innerhalb von zwei Jahrzehnten ist aus der einstigen fast exotischen Nischenobstart ('Amerikanische Kulturheidelbeeren') die nach den Himbeeren wichtigste Strauchbeere im Garten geworden. Im Fruchtmarkt ist die Heidelbeere gerade dabei, die Spitzenposition der Erdbeere anzugreifen, die Himbeeren und Brombeeren hat sie schon längst überholt.
Dennoch: Ich sehe allzu häufig, dass die wichtigsten Regeln für diese ‘neue’ Beerenobstart nicht eingehalten werden und hege manchmal den nicht ganz unbegründeten Verdacht, dass unsere hohen Verkaufszahlen auch damit zu tun haben, dass sich viele Heidelbeeren sehr schnell wieder aus dem Garten verabschieden. Und nicht immer aus freien Stücken.
Deshalb hier ganz kurz und umso nachdrücklicher die fünf wichtigsten Tipps:
• Heidelbeeren brauchen ein Moorbeet, saure Erde mit einem pH von 4 bis 5.5. Diesen pH-Wert gibt es nur in den wenigsten Gärten (3%, nur in bestimmten Regionen) und das heisst, Heidelbeeren müssen immer ein Moorbeet gepflanzt werden. Punkt.
• Und so muss das Moorbeet aussehen: Es ist sicher mindestens 50cm tief und hat pro Heidelbeere eine Fläche von ca. 1m2. Ein in der Grube ausgelegter Plastik schützt das Moorbeet vor dem Eindringen des kalkhaltigen Wassers, am Boden sind einige Löcher im Plastik eingeschnitten, so dass das Wasser abfliessen kann. Der Boden wird mit einer Drainageschicht Kies oder Splitt bedeckt, dann kommt Moorbeeterde oder reiner Torf. Übrigens: Ich weiss haargenau, dass Sie jetzt an Auswege denken: Sägemehl, geklaute Walderde, die Erde unter Tannenbaum – vergessen Sie’s, das alles funktioniert normalerweise nicht.
• Das einfachste Moorbeet ist ein Topf oder Kübel, selbstverständlich gefüllt mit… Moorbeeterde (Lubera Fruchtbare Erde Nr. 3). Eine Jungpflanze im 1.3l Topf pflanzen Sie spätestens im Frühjahr um in einen 5l-10l Kübel, eine Pflanze im 5l Topf kann bei Ihnen in ein Gefäss von 15-20l: wenn Sie unsere grossen Luberissima-Heidelbeersträucher kaufen (im 14l Topf), so kann die Pflanze 1-2 Saisons darin bleiben, dann geht’s in einen Kübel von 20-30l
• Achtung Düngung: Heidelbeeren sind extrem salzempfindlich, es dürfen keine mineralischen, nicht umhüllten Dünger eingesetzt werden. Wir empfehlen den Einsatz von Langzeitdüngern (die die Nährstoffe kontinuierlich abgeben, z.B. Frutilizer® Saisondünger Plus) oder aber ab Blütezeit bis Ernte das Angiessen mit Flüssigdünger (Frutilizer® Instant Blue).
• Winterhärte: Alle (fast alle) Heidelbeeren sind winterhart, und können gerne immer draussen stehen bleiben. AUSSER die halbimmergrünen Heidelbeeren, die ihr Laub nicht oder nur sehr langsam verlieren: Sunshine Blue, Buddy Blue, Pink Lemonade, Bluedrop. Diese halbimmergrünen Heidelbeeren sollten über den Winter geschützt werden: Die Wurzelzone wird mit Stroh oder Laub isolierend abgedeckt, bei lange gefrorenem Boden wird das Laub mit Reisig gegen die Sonneinstrahlung geschützt, die das Wasser aus den grünen Pflanzen zieht und sie verdursten lässt. Im Topf werden die halbimmergrünen Heidelbeeren an einem schattigen, geschützten Ort möglichst ohne direkte Sonneneinstrahlung überwintert, der Topf selber wird mit isolierendem Material eingepackt. Wenn der Boden länger als 2 Wochen gefroren ist, werden auch die Triebe selber mit einem schattierenden Tuch abgedeckt.
Das wär’s schon. Und das mit dem Moorbeet und mit der sauren Erde: Bitte glauben Sie es mir. Es sei denn, Sie möchten mir was Gutes tun und mir helfen, alle Heidelbeeren mindestens zweimal zu verkaufen?.
Gärtnern Sie weiter und vergessen Sie das Moorbeet nicht!
Herzliche Grüsse
Markus Kobelt
PS: Einige unserer lieben Mitbewerber (die mit den bunten Katalogen) behaupten gerne, es gebe Heidelbeersorten für den normalen Gartenboden. Diese Lösung der Mutter aller Heidelbeerprobleme gibt es leider nicht. Punktschlussendeamen.
Markus Kobelt ist Gründer und zusammen mit seiner Frau Magda Kobelt Besitzer von Lubera.
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