Einmarsch «fremder Fötzel» im Alpstein? Unter den vielen Bewerbern um die Pacht im Berggasthaus Äscher ist auch das Innerschweizer Unternehmen «Sinnvoll Gastro». Dieses betreibt bereits neun Lokale, sieht sich aber nicht als Gastrokette.
Ob bewusst oder unbewusst: Aus Marketingsicht hat «Sinnvoll Gastro» aus Luzern bisher alles richtig gemacht. Kein anderer Bewerber um die Pacht im Gasthaus Äscher ist mit seinen Ambitionen so präsent. Und das, obwohl es an Bewerbungen um eines der berühmtesten Lokale der Welt kaum mangelt.
Ob sich die Offensive auszahlt, ist offen. Denn es ist ja keine Publikumsjury, die den Zuschlag vergibt, sondern die Stiftung Wildkirchli, welcher das Berggasthaus gehört. Und es ist zu vermuten, dass Bewerbungen aus anderen Teilen der Schweiz nicht unbedingt einen Startvorteil haben.
Dessen ist sich auch Philippe Griesser bewusst, einer der Mitinhaber von «Sinnvoll Gastro». Im Interview auf dem Newsportal nau.ch räumt er ein, dass es für Auswärtige vielleicht nicht ganz einfach werden dürfte, glaubt aber, «dass wir auch in Appenzell als fremde Fötzel die Einheimischen überzeugen können.»
Es gibt einige Parallelen zwischen dem Äscher und den Lokalen des Luzerner Unternehmens. Auch diese befinden sich eher ab vom Schuss, müssen also bewusst aufgesucht werden, weil keine Laufkundschaft zufällig daran vorbeizieht. Griesser betont auch, man sei trotz der Anzahl von neun Betrieben keine Gastrokette, verstehe sich als bodenständig, urchig, hemdsärmelig - und als Gastronomen mit Leib und Seele.
Was im Alpstein sicher gut ankommt, ist die Tatsache, dass die Innerschweizer auf Regionalität setzen auf der Speisekarte und mit Landwirten der Region zusammenarbeiten.
Auf die Tatsache angesprochen, dass die heutigen Pächter aufgrund der mangelhaften Infrastruktur und dem Gästeansturm, dem diese nicht gewachsen war, das Handtuch werfen, sagt Griesser, es sei sicherlich eine Herausforderung, die viel Nerven brauche. In der Gastronomie werde man täglich ganz direkt mit Kritik konfrontiert. Damit müsse man umgehen können. «Diese Herausforderung ist sicher schöner mit vielen Gästen als mit zu wenigen», so Griesser weiter, fügt aber noch an: «Aber das ist natürlich einfach gesagt.»
Am letzten Samstag wurde die Pacht des Äscher offiziell ausgeschrieben, nun darf man gespannt sein, wem diese Aufgabe als nächstes zugetraut wird.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.