Eine Modelleisenbahn? Ein Skateboard? Ein Smartphone? Nichts von dem. Was sich Kinder heute zum Geburtstag sehnlichst wünschen, ist eine Coronaimpfung. Die Achse zwischen Politik und Medien fährt zur Höchstform auf. Und dafür soll es Geld geben?
Es war ein grosser Moment im Leben linientreuer DDR-Bürger: Wenn das Kind der «Freien deutschen Jugend», kurz FDJ, beitrat. Mit 14 Jahren war das möglich. Es war der erste Schritt in die straff organisierte Hierarchie eines Staates, in der sich alles um die Frage drehte, wie absolut man sich mit dem System identifizierte. Es ging nicht nur darum, dabei zu sein, sondern auch darum, möglichst viel Engagement zu zeigen, Leidenschaft, ein Bekenntnis abzulegen. Und man signalisierte damit, dass die wichtigste Botschaft der DDR angekommen war: Das Individuum ist nichts, die Gesellschaft ist alles.
In der Schweiz kann man das neuerdings bereits mit zwölf Jahren tun. Und zwar, indem man sich impfen lässt. Das können nun auch Kinder zwischen 12 und 15 Jahren – selbst ohne Wissen oder Zustimmung der Eltern. Es ist ein wichtiger Schritt im Rahmen einer Impfkampagne, die pünktlich mit dem Beginn der warmen Zeit langsam schwächelt. Dass man sich bald selbst beim Einkauf im Grossverteiler eine Spritze setzen lassen kann, spricht Bände.
Aber wollen Kinder, die vom Coronavirus kaum gefährdet sind, das tun? Natürlich wollen sie. Denn die neue Erzählart des Bundes lautet: Jeder kriegt das Virus früher oder später. Aus einem 15-jährigen Jungen wird vielleicht dereinst ein 75-Jähriger mit Vorerkrankungen. Da kann es nicht schaden, mit einem Vorlauf von 60 Jahren schon mal loszulegen. Ausserdem, und das wurde beispielsweise in Deutschland im Rahmen einer bewussten Strategie von Regierungsseite aktiv gestreut, können ja Kinder, selbst wenn sie selber kaum unter dem Virus leiden, ihre Grosseltern umbringen.
Allerdings besteht die Gefahr, dass sich diese Logik einem Kind oder einem Teenager nicht sofort erschliesst. Deshalb muss man darauf hinarbeiten.
Das geschieht derzeit in einer unübersehbaren Offensive. Zum Beispiel mit einem Artikel im «Blick», der bei Erich Honecker Tränen der Begeisterung ausgelöst hätte.
Wir lernen in diesem Text Nicole Benz aus Zürich und ihre offenbar namenlose elfjährige Tochter kennen, die sehr darauf hin fiebert, zwölf zu werden. Aber nicht wie andere Kinder, weil sie sich einfach freut, langsam erwachsen zu werden oder weil sie gespannt ist auf die Geschenke. Sondern weil sie sich dann endlich impfen lassen kann
Zitat:
Ich kann es kaum erwarten. Dann bin ich geschützt und helfe, auch andere zu schützen!
Wer selbst Kinder hat, weiss: Das ist kein Satz, den eine Elfjährige von sich aus sagt. Er ist das Produkt einer seit über einem Jahr anhaltenden Indoktrination, die gerade zur Höchstform aufläuft. Die Tochter von Frau Benz hat Angst vor einer Ansteckung und ist überzeugt, dass sie eine Gefahr für andere ist. Sie repetiert die Botschaft ihrer Eltern, die diese Botschaft ihrerseits dank dem unablässigen Beschuss durch Regierung und Behörden verinnerlicht haben.
Dass Kinder, von Natur aus unbekümmert, solche Gedanken wälzen, ist nicht natürlich, sondern anerzogen und eingetrichtert. Selbst wenn sie von sich aus den Wunsch nach der Impfung äussern – wie angeblich im Fall der Familie Benz –, geschieht es als Folge von Ereignissen, die nur mit dem Begriff Hirnwäsche umschrieben werden können. Die reicht bis tief in den privaten Rahmen. Eine Hausärztin sagt im bewussten Artikel, es gebe wenig Meinungsverschiedenheiten in Familien, «weil die Kinder auf ihre Eltern hören.» Und tun sie das nicht, gibt es immer noch die «Influencer» im Umfeld, als Gleichaltrige. Sie müssten die «Argumente und Fakten» kennen, dann läuft es quasi wie von selbst.
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Es bleibt unausgesprochen, ist aber klar, welche Argumente und Fakten gemeint sind: Die offiziell verbreiteten aus den Quellen, die noch nicht der Zensur anheim gefallen sind. Es gibt unzählige Ärzte, die darauf hinweisen, dass es keinen Grund gibt, Kinder gegen Covid-19 zu impfen oder die auf das Missverhältnis zwischen Notwendgkeit und Risiken hinweisen. Sie werden ausgeblendet. Und den Rest erledigen Geschichten wie die von einem elfjährigen Mädchen, das ursprünglich vielleicht gerne Reitstunden gehabt hätte, nun aber nur noch einen Wunsch kennt. Solche «Vorbilder» sollen andere dazu bringen, auch so zu denken.
Oder um es mit den Worten der Tochter von Familie Benz zu sagen: Ein Impftermin rechtzeitig zum Geburtstag «wäre das schönste Geschenk!»
Wie so oft in der Coronasituation kann man nur den Hut ziehen. Wer es schafft, dass ein Kind so etwas sagt, der hat ganze Arbeit geleistet. Und vor allem: Es ist Grundlagenarbeit. Sie kann in Zukunft für alles Mögliche verwendet werden. Für jede noch so absurde Botschaft. Denn es funktioniert ja.
Alles hängt zusammen. Aktuell sprechen wir von hunderten von Millionen Franken, die der Steuerzahler den grossen Verlagshäusern zukommen lassen soll. Damit diese ihren vom Staat völlig unabhängigen, demokratierelevanten Journalismus zugunsten einer gut informierten Bevölkerung zelebrieren können.
Wie das aussieht, sehen wir schon heute.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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