Bei der Aktion entstanden zehn Sandstein-Tafeln mit zehn neuen Geboten als «zeitgenössische Testamentisierung» zu den bisherigen, die letztmals vor 3500 Jahren in Stein gemeisselt wurden. Nun wird das artonomische Kunstwerk, das rund eine Tonne schwer ist, mitten im Zürcher Finanzdistrikt in das Gewässer des Schanzengrabens versenkt. Die performative Wässerung findet am Donnerstag, 9 Juli 2020, um 10 Uhr statt. In artonomischer Komplizenschaft mit dem Zürcher Blockchain-Startup Fyooz rütteln die Riklin-Brüder am System der Wirtschaft und bearbeiten das Potential zwischen Kunst und Ökonomie. Es geht um Sinnorientierung, Haltung und Wertewandel. Und um die Humanisierung des Investitionswesen.

«Die Stadt Zürich wird nächste Woche mindestens um eine Tonne schwerer sein», sagen die Künstler augenzwinkernd unisono. Die riklinsche Kunstform ist bekannt dafür, dass sie «vorsätzlich subversiv» ist. Frank und Patrik Riklin nennen das «Neo- Guerilla-Aktion», ein «gelebter Berthold Brecht» mit dem «epischen Verfremdungseffekt», indem die Öffentlichkeit im Vorfeld aufgeklärt wird, was passieren wird. Wie die Gesellschaft auf die öffentliche Aussetzung des Werks reagiert, ist offen.

Kompatibilität zur Realität

Die Kunstaktion findet an der Schnittstelle zwischen Kunst, Philosophie, Religion und Wirtschaft statt und versteht sich als sinnhafter «Kompass für die Gesellschaft der Zukunft». Sie soll den kontemplativen Assoziationsraum für individuelle Gedanken, Dialoge und Handlungen nachhaltig provozieren. «Zehn Gebote Vol. 2» ist eine Art gesellschaftliches Senselifting zugunsten einer neuen, zeitgenössischen Kompatibilität zur heutigen Realität der Welt – mit neuen Geboten, die zur Selbstreflexion appellieren und zu einem individuellen Zugang für eine neue Wertekultur in der Gesellschaft und in der Wirtschaft inspirieren sollen.

Gesellschaft herausfordern

«Was passiert, wenn die «Zehn Gebote Vol. 2» in der Gesellschaft öffentlich ausgesetzt werden? Was sind die Prämissen dieses Wertewandels? Wie tief werden sie unsere Gesellschaften durchdringen und wie nachhaltig werden sie wirken? Welche Bedeutung, aber auch welchen ökonomischen Wert werden neue Konzepte entwickeln? Mit diesen Fragen will die artonomische Versuchsanlage (www.artonomie.ch) der Riklin-Brüder die Gesellschaft herausfordern. Sie sollen zu einem gesellschaftlichen Umdenk- und Handlungsprozess anregen, um in sinnstiftende Visionen, Ideen und Haltungen zu investieren.

Wässerung inmitten des Finanzzentrums

Am Donnerstag, 9. Juli 2020, 10 Uhr gipfelt die aussergewöhnliche Kunstaktion der Riklin-Brüder in Zürich zum dramaturgischen Höhepunkt und geht anschliessend in die dritte Phase über. Ihre «Zehn Gebote Vol. 2», die zusammen über eine Tonne wiegen, werden einen Steinwurf entfernt von einem der mächtigsten Finanzplätze der Welt – dem Paradeplatz – im Schanzengraben gewässert resp. versenkt. Der metaphorische Akt der Wässerung lässt den Spirit der zeitgenössischen zehn Gebote der Riklins in die Welt hinaustragen: Über den Schanzengraben an der alten Börse vorbei in die Sihl, von dort in die Limmat, weiter in die Aare und über den Rhein in die Weltmeere – und damit symbolisch ins kollektive Gedächtnis der Menschheit.

??In die Haltung der Zehn Gebote investieren

Ab Donnerstag kann auf der Plattform www.fyooz.io/zgv2 in das Werk «Zehn Gebote Vol. 2» der Riklin-Brüder investiert werden. Damit beginnt eine aussergewöhnliche Messung, die Aufschluss darüber geben soll, welche Werte reine Sinnstiftung erzielt. Die finanziellen Mittel, die so beim Tokenisierer Fyooz für «Zehn Gebote Vol. 2» zusammenkommen, werden durch einen Verein verwaltet und ausschliesslich für weitere, sinnstiftende Aktionen im Sinne der Artonomie rund um die DNA der zehn Gebotstafeln verwendet.

Remo Prinz, Co-Founder von Fyooz: «Für uns ist die Aktion weit mehr als eine Kunstperformance. Wir treten an, um wieder wertebasiertes und emotionszentriertes Investment zu ermöglichen. Dafür liefern uns die «Zehn Gebote Vol. 2» der Riklins wichtige Einblicke in aktuelle Wertediskussionen. Gleichzeitig sind die «Zehn Gebote Vol. 2» Missionstatements unseres jungen Unternehmens: Sie sind Wegweiser und Motivator für unser Denken und Handeln.»

Künstler schweigen

Das Schweigen der Riklins zu ihrer neusten Arbeit ist eine bewusste, konzeptuelle Entscheidung. Sie wollen den freien, individuellen Gedanken- und Möglichkeitsraum der Gesellschaft nicht beeinflussen. «Die ‘Zehn Gebote Vol. 2’ ist keine Mission, sondern ein Statement; eine Haltung für das disruptive, unübliche Denken und Handeln im sozial-gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Alltag», so Frank und Patrik Riklin. «Die ‘Zehn Gebote Vol. 2’ sind die Essenz unserer Arbeit der letzten 10 Jahre. Wir sind gespannt, ob es Menschen gibt, die sich mit den neuen Geboten identifizieren und Sinn in einem Investement in diese Wertehaltung sehen.» Die These der Riklins lautet: Wenn Menschen in reine, zweckungebundene Gebote investieren, dann fordern sie wertebasiertes Handeln auch von Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen sie erwerben.

Das sind die «Zehn Gebote Vol. 2»

I. Believe in the urgency of your thoughts.

II. Trust insanity and question the conventional.

III. Break in so others can break out.

IV. Venture into new territories and surprise yourself.

V. Create new realities and make them happen.

VI. Be convinced and you will not need courage.

VII. Endure criticism as it drives discourse.

VIII. Accept antagonism as it is a sign that something new is happening.

IX. Do not look for customers find accomplices.

X. Keep processes going even if they seem to end.