In regelmässigen Abständen beliefern die Thurgauer «Schweizer Demokraten» die Medien mit Stellungnahmen. Doch besteht die Partei aus mehr als aus ihrem langjährigen Sekretär Willy Schmidhauser? Und warum fehlt sie als Kantonalpartei im Verzeichnis der Schweizer Mutterpartei?
Im Bild oben: Willy Schmidhauser. (Screenshot: Tele Top)
Die «Schweizer Demokratien» (SD) hiessen einst «Nationale Aktion für Volk und Heimat», im Sprachgebrauch «Nationale Aktion» (NA). Zu ihren besten Zeiten war die Partei im Bundeshaus mit fünf Nationalratsmandaten vertreten. Seit 2007 sitzt kein «Schweizer Demokrat» mehr im Bundesparlament, und auch aus den Kantonsparlamenten wurde die Partei herausgekegelt. Sie dümpelt in der faktischen Bedeutungslosigkeit. Die SVP hat der nationalistisch-konservativen Kraft nach und nach das Wasser abgegraben und die Überreste aufgesogen.
Entsprechend wenig hört man von der Partei. Mit Ausnahme des Thurgaus. Dort wirbelt Willy Schmidhauser, der frühere Präsident der Kantonalpartei und heute deren Sekretär. Schickt er eine Parteistellungnahme an die Medien, darf man sich auf Kraftausdrücke gefasst machen. Auch in drt Rubrik «Aktuelle Fragen», einer Art Blog auf der Webseite, sind die Beiträge in diesem Stil verfasst.
In der neuesten Zusendung regt sich Schmidhauser über eine junge Frau aus Afghanistan auf, die in der «Arena» von SRF die Ungleichbehandlung zwischen Flüchtlingen aus der Ukraine und anderen Ländern beklagt hatte. Der Betreff des Mails, in dem die Mitteilung verschickt wurde, lautet: «Eine freche, afghanische Göre».
23 Jahre stand Willy Schmidhauser der Kantonalpartei vor, danach wurde er zu deren Sekretär. Wer aber ist aktuell Präsident? Wer sind die anderen Vorstandsmitglieder?
Das weiss niemand, jedenfalls nicht nach einem Blick auf die Webseite. Dort figuriert nur der Mann aus Dettighofen namentlich.
Man könne nicht mehr Köpfe zeigen, heisst es dazu erklärend, «da die Medien und viele Zeitgenossen eine demokratisch dringend notwendige Opposition totschweigen und am liebsten auch noch personell vernichten würden.» Wer sich exponiere, könne privat und beruflich Probleme kriegen. Deshalb sei man trotz vieler Anhänger punkto Exponenten «auf wenige Vorstandsmitglieder beschränkt». Und auch die wollen ihre Mitgliedschaft nicht offenlegen. Nach aussen gibt es also nur einen: Den 79-jährigen Willy Schmidhauser.
Doch sind die Thurgauer «Schweizer Demokraten» überhaupt noch eine reguläre Kantonalpartei? Die schweizweite Partei führt auf ihrer Webseite zehn Kantone auf, in denen kantonale Ableger aktiv sind. Der Thurgau befindet sich nicht darunter.
Hat die Mutterpartei ihren Thurgauer Zögling etwa aus den eigenen Reihen entfernt? War ihr das Gebaren im Osten zu wild? Sind die Thurgauer Schweizer Demokraten nun eigenständig, dürfen aber den Namen weiterhin führen? Oder hat der Webmaster den Thurgau einfach vergessen?
Fragen über Fragen, die aber auch die SD Schweiz nicht beantwortet. Der Kontaktversuch bleibt beim Telefonbeantworter hängen, ein Rückruf blieb bisher aus. Die Partei dürfte inzwischen auch in der Administration schmal aufgestellt sein. Aber letztlich verdanken es die Schweizer Demokraten wohl nicht zuletzt dem Parteisekretär aus dem Thurgau, dass überhaupt noch jemand von ihnen spricht.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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