Die Erwartungen an Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte sind hoch. Was gilt es zu beachten?
Der Verwaltungsrat muss stets ethische, politische, soziale, gesetzliche und unternehmerische Aspekte abwägen. Oft ist man als VR auch in einem Dilemma: Zum Beispiel sollte man als Verwaltungsrat möglichst unabhängig sein, zugleich aber über ein vertieftes, intimes Firmenwissen verfügen.
Professionalität ist gefragt
Üblicherweise trifft sich der VR nur an einigen mehrstündigen Sitzungen im Jahr, an denen oft strategisch relevante Entscheidungen gefällt werden. Gute Planung, Kompetenz und good Governance sind einige Voraussetzungen für einen reibungslosen Ablauf und die erfolgreiche Oberleitung der Firma. Deshalb ist heute auch in der Welt der kleineren Unternehmen immer klarer, dass im Gesamtverwaltungsrat ein gewisser Skill-mix vorhanden sein muss. Der VR sollte also optimal bestückt sein.
Zauberformel: Adäquate Vielfalt im VR
Gibt es für den Verwaltungsrat nun eine Zauberformel? Wir sind der Meinung: Es ist individuell. Aber wenn es denn eine gäben würde – würde sie am ehesten so lauten: Adäquate Vielfalt im VR.
Eine den Umständen entsprechend angemessene Diversität. Die praxisrelevanten Aspekte der Zusammensetzung des VR-Gremiums sind vielschichtig und auch abhängig von unterschiedlichen Gegebenheiten rund um das Unternehmen. Wir denken zum Beispiel an die Branche, den Entwicklungsstand und den Bedarf des Unternehmens. Die Grösse und Geschäftstätigkeiten der Firma. Die Rollen und Funktionen der VR-Mitglieder, die es zu besetzen gilt, um nur einige aufzuzählen.
Golden rules
Abgesehen von diesen individuellen Betrachtungsweisen gibt es eine Handvoll goldene Regeln hinsichtlich der Vielfalt im Verwaltungsrat: Know-how, Geschlecht, Alter, Netzwerke, Methodik – sofern sich diese Aspekte abbilden lassen. Genauso existieren gerngesehene Grundsätze in der Einheitlichkeit in einem VR-Gremium: Identifikation, Kommunikation, Verfügbarkeit, Unabhängigkeit, Integrität, Erfahrung, Kompetenz. Es gilt also die richtige Dosis zu finden, um einen ausgewogenen, effektiven, kompetenten und effizienten VR zusammenzustellen.
Um allfällige Ziel- und Interessenkonflikte weitestgehend zu vermeiden, bietet es sich an, möglichst unabhängige und den Aufgaben entsprechend kompetente Personen im Verwaltungsrat zu haben.
Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte werden unabhängiger
Gerade weil die Vergabe von VR-Mandaten bisher mehrheitlich im engsten Beziehungsnetz stattgefunden hat, braucht es eine Veränderung bei den Menschen, die Verwaltungsrats- und Stiftungsratsmandate vergeben. Die Anpassungen des Gesetzgebers, die zunehmende Bedeutung von Diversität, Nachhaltigkeit, Ethik, Unabhängigkeit und Corporate Governance sowie das Heranwachsen einer internetaffinen Generation werden auch ihren Teil zu diesem Wandel beitragen.
Dominic Lüthi (*1973) doziert u.A. im Lehrgang «Zertifizierte/ r Verwaltungsrätin/ Verwaltungsrat SAQ» der AKAD Business wie auch an der Digital Board Academy. 2012 lancierte er die erste digitale Vermittlungsplattform für Verwaltungsräte, Stiftungsräte und Beiräte (w/m), welche in den Schweizer Boards für mehr Managementkompetenz und bessere Durchmischung sorgt.
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