logo

Erinnerungen an den FCSG-Spieler Urs Fischer

«Dieser arrogante Zürcher hat im ehrwürdigen Espenmoos nichts zu suchen»

Was sich in den vergangenen Wochen und Tagen beim Bundesligaclub Union Berlin, dem Tabellenletzten, abgespielt hat, ist in der Welt des Fussballs einzigartig. Obwohl Union Niederlage an Niederlage reihte, standen der Club, die Fans eisern zu Trainer Urs Fischer.

Markus Scherrer am 16. November 2023

Doch am vergangenen Montag befand er selber, dass es sich richtig anfühle, wenn jetzt eine Veränderung passiere. Das passt ganz gut zu Urs Fischer, der einst als Aktiver auch beim FC St.Gallen gespielt hat. Erinnerungen an einen Spieler, der schon zu Espenmoos-Zeiten wie ein Trainer dachte.

Als der FC St.Gallen vor der Saison 1987/88 bekanntgab, dass Urs Fischer vom FC Zürich zum Ostschweizer NLA-Club wechsle, war die Meinung unter den FCSG-Anhängern schnell gemacht. Dieser «arrogante Zürcher», tat der eine oder andere Anhänger des Clubs damals lautstark kund, habe im ehrwürdigen Espenmoos rein gar nichts zu suchen. Acht Jahre und 243 Spiele später war er «einer von ihnen». Sie hatten den Fussballer, aber vor allem auch den Menschen Urs Fischer kennengelernt. Ein Mensch, dem Werte wie Anstand und Ehrlichkeit wichtig sind.

Der Fussballer Urs Fischer

Da war der Fussballer Urs Fischer, der sich für nichts zu schade war. Als er 1995 zu seinem Stammverein FC Zürich zurückkehrte, hielt er einmal in einem Resümee schmunzelnd fest: «In der Meisterschaft habe ich auf jeder Position mindestens einmal gespielt.» Je nach Trainer spielte er im Mittelfeld, in der Verteidigung oder als Libero, den es damals noch gab. Und weil er auf dem Platz ein «Chrampfer» war, konnte sich auch die St.Galler Anhängerschaft schnell mit ihm anfreunden.

Urs Fischer war mit dabei, als das Espenmoos die begeisternden Zamorano-Zeiten erlebte. Wobei er das selber hin und wieder nicht als «begeisternd» empfand. Urs Fischer, der schon als Spieler wie ein Trainer dachte und damit dem einen oder anderen Vorgesetzten Kopfzerbrechen bereitete, ärgerte sich über den chilenischen «Freigeist» Hugo Rubio, der sich meist nicht an die Vorgaben (heute: Matchplan) hielt. Als Rubio nach einem Angriff wieder einmal für sich entschied, vorne stehen zu bleiben und nicht zurückzulaufen, die Mannschaft dadurch in der Defensive in Schwierigkeiten geriet, hatte Fischer genug. Er lief schnurstracks nach vorne und stellte den Chilenen ganz ordentlich in den Senkel. Das war Urs Fischer, der Leitwolf, der Antreiber.

Der Mensch Urs Fischer

Wer Urs Fischer zu jenen St.Galler Zeiten kennenlernte, stellte schnell fest, welch feiner Mensch er ist. Das Jahr 1993 sagt so viel über ihn aus. In jenem Jahr stieg der FC St.Gallen in die NLB ab. Es gab Spieler, die nach dem Abstieg schon fast eidesstattlich versicherten, sie würden beim Club bleiben, um tags darauf ihren Transfer zu einem NLA-Club zu verkünden. Nicht so Urs Fischer. Trotz Abstieg blieb Urs Fischer.

Obwohl der Verein damals mit grossen finanziellen Problemen zu kämpfen hatte und die Spieler Lohnkürzungen hinnehmen mussten, blieb Urs Fischer beim FC St.Gallen. Mit Blick auf jene Zeit (1993) beim FC St.Gallen hat er einmal gesagt: «Wenn man ein paar Franken weniger verdient, dafür aber ein Umfeld hat, in dem man sich wohl fühlt, macht das viel aus.»

WERBUNG
Ostschweiz Newsletter

Highlights

Meinung zu Idee von Bundesparlamentskommission

Die angedachte «vorgezogene Retourengebühr» für den Online-Versandhandel ist ein ausgemachter Unsinn

am 03. Dez 2023
Reaktionen auf Bundesentscheid

Nach Bekanntgabe eines neuen Asylzentrums in Rehetobel: «Die Bevölkerung ist verunsichert»

am 01. Dez 2023
Interpellation der SVP

Hat die Wiler Schule Lindenhof ein Gewaltproblem?

am 05. Dez 2023
Pflege zu Hause

Spitex St.Gallen auf dem Weg in ruhigere Gewässer? Das ist der neue Verwaltungsrat - und so viele haben sich beworben

am 04. Dez 2023
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
St.Gallen wählt im Frühling

Regierungsratswahlen: Was bisher bekannt ist, und weshalb alle auf die SVP warten

am 05. Dez 2023
Martin Imboden

Herzstillstand: Gemeindepräsident von Wuppenau ist unerwartet verstorben

am 05. Dez 2023
Rettungsdienst umfährt Notfallzentrum

Happiger Vorwurf des Toggenburger Ärztevereins: «Kantonale Gesundheitspolitik gefährdet die Bevölkerung»

am 05. Dez 2023
Ostschweizer Energieversorgung

Energieversorgerin SAK setzt sich als erstes Schweizer Energieunternehmen Netto-Null-Ziel bis 2040: Die Antworten auf die wichtigsten Fragen

am 06. Dez 2023
Ana Krnjic trat in Investorenshow auf

Konnte diese Kosmetikherstellerin aus St.Gallen die «Löwen» überzeugen?

am 06. Dez 2023
Culinarium-Partnerbeitrag

Im Hoch dank Hochmoor Chäs: Wie die dritte und vierte Generation die Käserei Liechti weiterentwickelt

am 06. Dez 2023
Das etwas andere Stelleninserat

Erfolgreiche Kandidatensuche: Für einmal macht der Samichlaus in St.Gallen keine Überstunden

am 06. Dez 2023
Social-Media-Rundschau

Nach SRG-Kritik von Ueli Maurer twittert der St.Galler Kantonsrat Sandro Hess auf der grossen Bühne mit

am 01. Dez 2023
Spekulation über Verbindungen zu Fundamentalisten

Wiler Moschee sorgte einst für politischen Zündstoff

am 04. Dez 2023
Gedanken zu Freundlichkeit und Krieg

Psychiaterin Luise Reddemann: «Ich bitte Sie, werden Sie lauter und weisen Sie darauf hin, dass man ohne Krieg zu führen leben kann»

am 02. Dez 2023
Ostschweizer in Atacamawüste

Auf dem Weg zum Weltrekord: Wenn das Fahren, Putzen und Kochen kein Ende nehmen will

am 03. Dez 2023
Meinung

Sonderbares Demokratieverständnis der beiden SP-Bundesratskandidaten

am 07. Dez 2023
Besuch in St.Galler Tierarztpraxis

Wenn Dalmatiner Aramis sich auf Hautkrebs scannen lässt

am 07. Dez 2023
Schadstoffe in der Landwirtschaft

Trotz weniger Düngeüberschüsse sagt der St.Galler Bauernverband: «Die Landwirtschaft muss selbst zusätzliche Massnahmen ergreifen»

am 09. Dez 2023
Culinarium-Partnerbeitrag

Breitenmoser: Wo Appenzeller und St. Galler Klassiker Wurst sind

am 07. Dez 2023
Grosse Nachfrage nach Treffen

Wenn das Sammeln krankhaft wird: Selbsthilfegruppe für Messies in St.Gallen ist zurück

am 08. Dez 2023
Regierungsratswahlen 2024

Die SVP-Delegierten haben entschieden: Danuta Zemp und Christof Hartmann sollen in die St.Galler Regierung

am 07. Dez 2023
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Markus Scherrer

Markus Scherrer war langjähriger Sportjournalist, unter anderem für die ehemalige Tageszeitung «Die Ostschweiz». Er ist heute Kommunikationsbeauftragter der Gemeinde Flawil

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.