Sollten die Ankündigungen der Wahlsieger betreffend Verkehr in die Tat umgesetzt werden, auch nur ansatzweise, kollabiert die Schweiz wirtschaftlich in kurzer Zeit.
Im Parteiprogramm der Grünen heisst es zum Verkehr: Verkehr vermeiden, verlagern und verträglich gestalten. Wenn der Verkehr vermieden wird und ins Ausland verlagert wird, gibt es ja auch keinen Verkehr mehr, der verträglich gestaltet werden will. Und wenn mit Verträglichkeit die Anreizfinanzierung von Alternativantriebssystemen gemeint ist, im Gegensatz zu den fossilen Antriebssystemen, wird das Ganze wohl scheitern an den finanziellen Ressourcen. Woher die Kraft, wenn die Wirtschaft stillgelegt wird?
Dass Anreize nicht das Gelbe vom Ei sind zeigt eine grossangelegte Umfrage in Deutschland. Die Bereitschaft zum Erwerb eines E- Autos ist bei den Kunden mit 43% der Befragten gross. In den Zulassungen schlägt sich das aber nicht nieder. Lediglich 1.7% der Neuzulassungen in der Zeitperiode vom 01.01. bis 31.08.2019 in Deutschland sind Elektroautos, das entspricht 42'023 Elektroautos. Die deutsche Bundesregierung formulierte ein ambitioniertes Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020. Das wird wohl nichts trotz allen Umweltboni, Umweltprämien und Appellen. Geht es um einen konkreten Kauf, planten immerhin 6% der Befragten in Richtung reiner Stromer. Das ist massiv weniger als 43% der Befragten, aber immer noch einiges mehr als die tatsächlichen Neuzulassungen mit 1.7%.
Woran liegt diese Diskrepanz? Häufig wird in diesem Zusammenhang der Mangel an Lademöglichkeiten genannt. Mit 11.9 Ladepunkten belegt Deutschland hinter Niederlanden und vor Portugal aber den zweiten Platz in Europa. Die Schweiz wird in dieser Statistik nicht erwähnt.
Einen stärkeren Zusammenhang findet man dagegen, wenn man die Anteile der Elektroauto- Zulassungen mit dem in Kaufkraft umgerechneten Bruttoinlandprodukt pro Kopf vergleicht. Die zehn Länder, deren Bruttoinlandprodukt pro Kopf über dem Schnitt der 24 untersuchten Staaten liegt, finden sich auf den 11 vorderen Plätzen. Nur Portugal bildet eine Ausnahme. Vielleicht hilft hier doch das dichte Ladenetz des Landes. Am unteren Ende stehen dagegen nur weniger wohlhabende Länder.
Was heisst das: Den Kauf eines E- Fahrzeuges muss man sich leisten können. Da hilft es auch nichts, wenn für den Kauf eines Stromers Prämien bis zu 11'500 EUR wie in Rumänien geboten werden.
Die Umfrage zeigt, dass die Kunden vor allem niedrigere Preise und mehr Auswahl an Elektroautos wünschen. Das könnte für die Schweiz bedeuten, dass auch mit Höchstprämien keine Kaufentscheide für Elektroautos erzwungen werden können.
Den Takt geben die Automobilkonzerne vor. Und das ist gut so. Immerhin kommen im nächsten Jahr 8 neue Elektroautos auf den Markt. Der führende VW Konzern plant die Marktreife für 70 neue Elektroautos bis ins Jahr 2028.
Lassen wir den Markt spielen und Hände weg von Staatsdirigismus!
Manfred Trütsch ist Präsident des ACS St. Gallen – Appenzell. Der ACS bezweckt den Zusammenschluss der Automobilisten zur Wahrung der verkehrspolitischen, wirtschaftlichen, touristischen, sportlichen und aller weiteren mit dem Automobilismus zusammenhängenden Interessen wie Konsumenten- und Umweltschutz.
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