Vor dem zweiten Wahlgang ins Gemeindepräsidium von Thal ist die Verwirrung komplett. Für einen der Kandidaten aus der ersten Runde, Felix Bischofberger, hat sich ein Komitee gebildet: Nur: Bischofberger ist offiziell gar nicht mehr im Rennen - würde eine Wahl aber annehmen.
Von fünf Kandidaten, die Gemeindepräsident von Thal werden wollten, sind nach dem ergebnislosen ersten Wahlgang noch drei übrig geblieben: Werner Reifler (CVP), Felix Wüst (FDP) und Michael Fitzi (SVP). Die CVP hatte im ersten Umgang neben Reifler auch Felix Bischofberger ins Rennen geschickt. Der erhielt gerade mal 24 Stimmen weniger als Reifler. Aber weil sich die CVP entschied, im zweiten Wahlgang nur mit einem einzelnen Kandidaten zu kommen, fiel Bischofberger aus den Traktanden. Und erklärte kurz darauf, auch nicht wild zu kandidieren.
Damit konnten in Thal aber offenbar viele nicht leben. Sie waren der Ansicht, aufgrund des sehr knappen Abstands zwischen den beiden CVP-Kandidaten sollte die Partei beide noch einmal nominieren. Bei der CVP wiederum hat man wohl die berechtigte Angst, dass es so zu einer Aufsplitterung der Stimmen kommen könnte - und die FDP oder die SVP davon profitieren. Deshalb gab es früh einzelne Aufrufe, Bischofberger zu wählen, obwohl er offiziell gar nicht Kandidat ist. Bei den Gemeindepräsidiumswahlen kann grundsätzlich jeder Name einer wählbaren Person aufgeschrieben werden.
Jetzt wurde aus diesen einzelnen Voten offenbar eine organisierte Sache. Es kursiert ein Flyer eines «Komitee pro Felix Bischberger». Wer dahinter steckt, ist unklar, der Flyer kursiert aber auch bereits in den sozialen Medien. Die Urheber weisen darauf hin, dass die beiden CVP-Kandidaten im ersten Wahlgang die besten Resultate erreicht hätten und es sich beim Stimmenunterschied von 24 praktisch um einen Gleichstand handle. Zudem seien Gemeindepräsidentenwahlen keine Partei-, sondern Personenwahlen.
In einer Grafik wird dann auch gleich eine Anleitung geliefert, wie man Bischofberger, der auf dem Wahlzettel nicht namentlich figuriert, beigefügt werden kann.
Für Felix Bischofberger ist das Ganze nicht nur angenehm. Da er beispielsweise auf Facebook bei Beiträgen mit dem Flyer markiert wird und diese so auf seiner eigenen Seite auftauchen, weckt es bei einigen den Eindruck, er stehe offiziell hinter diesen Bestrebungen.
Und was sagt Bischofberger selbst dazu? «Ich habe mich aus parteipolitischen Überlegungen entschieden, nicht mehr anzutreten und dies klar kommuniziert. Danach ist mir eine grosse Sympathiewelle entgegengekommen», so der CVP-Mann. Viele Personen würden das Vorgehen der Partei nicht verstehen, Das habe er selbst zu spüren bekommen: «Ich bekam sicher rund 50 bis 60 positive Rückmeldungen, die meinen Entscheid nicht verstanden und mich weiterhin unterstützen würden.» Danach seien Leserbriefe gekommen. Die grosse Sympathiewelle habe ihn sehr geehrt.
Aber, stellt Bischofberger klar, er selbst habe keine eigenen Aktivitäten entwickelt für ein Pro-Komitee, so wie es der Flyer nun darstelle, «ich hatte keine Ahnung, dass ein solcher versandt wird.» Aufgrund seiner momentanen Abwesenheit könne er auch nur bedingt Anstrengungen anstellen, um den Urheber zu ermitteln. Dass der Flyer nun gleich einen Wahlerfolg auslöst, glaubt Bischofberger nicht, fügt aber an: «Mein Interesse am einem Amt als Gemeindepräsident ist nach wie vor vorhanden.» Eine Wahl würde er annehmen. Aber nun gelte es, den Wahlsonntag abzuwarten.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.