Autor/in
Stefan Millius
Stefan Millius (*1972) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz». Seine Stationen führten über das «Neue Wiler Tagblatt», Radio aktuell, die ehemalige Tageszeitung «Die Ostschweiz» zum «Blick».
Stefan Millius (*1972) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz». Seine Stationen führten über das «Neue Wiler Tagblatt», Radio aktuell, die ehemalige Tageszeitung «Die Ostschweiz» zum «Blick».
Der Goldacher Renato Kaiser hat mit dem «Salzburger Stier» einen Adelsschlag erhalten. Voll verdient.
Renato Kaiser.
Der Salzburger Stier ist seit bald 30 Jahren die wichtigste Auszeichnung im Bereich des Kabaretts im deutschsprachigen Sprachraum. Nun hat ihn der Goldacher Renato Kaiser erhalten. Und das wirklich verdient.
Es gibt viele Gründe dafür, wobei offen ist, welche davon auch für die Jury massgebend waren. Der erste vermutlich nicht: Renato Kaiser ist der Mann, der im Alleingang als «Aussenreporter» aus der blutleeren SRF-Sendung «Late update» von Michael Elsener etwas machen kann. Für den Bühnenparodisten Elsener, der eine veritable Fehlbesetzung für eine TV-Sendung darstellt und dafür mit entsprechenden Quoten bestraft wird, stellt Renato Kaiser einen Glücksfall dar. Seine Einschalter sind das Highlight in einer ansonsten endlos vor sich hinziehenden Kaskade zwischen Langeweile und Peinlichkeit. Warum nicht längst Kaiser selbst den Chairman der Sendung gibt, weiss man vermutlich nur beim Schweizer Fernsehen.
Ja, manchmal ist Kaiser durchschaubar. Dann, wenn er der 587. Kabarettist ist, der Witze über die AfD macht. Aber eine Sekunde später straft er schon alle Klischees Lügen und geht in eine völlig andere Richtung. Ihm ist unabhängig von der öffentlichen Meinung nichts heilig, und das ist es, was einen Satiriker eigentlich ausmachen müsste. Der Ostschweizer nützt seine Narrenfreiheit und überflügelt damit alte Vertreter des Genres wie Viktor Giacobbo, bei dem man im Endstadium immer längst wusste, was gleich kommt. Wenn er diese Qualität bewahren kann: Dank sei den Göttern des Kabaretts.
Und er bringt das alles auch gut. Erfrischend ungezwungen, ungespielt munter, man merkt ihm die Freude an der Präsenz vor der Kamera förmlich an. Und, man muss es erwähnen, er setzt seinen St.Galler Dialekt gnadenlos ein, versucht gar nicht erst, sich an den SRF-Einheitsbrei anzupassen und macht aus der Not eine Tugend. Vermutlich können viele Schweizerinnen und Schweizer mit unserem Dialekt heute besser leben als je zuvor. Nur schon das ist eine Leistung.
Alles in allem: Ein wirklich würdiger Preisträger. Und schön, dass er in einem SRF-Format Platz bekommen hat. Nun können wir nur noch hoffen, dass er fürs Schweizer Fernsehen auch dann noch eine Option ist, wenn Elseners «Late Update» bereits Geschichte ist, was nach menschlichem Ermessen nicht mehr lange dauern kann. Und sollte.
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