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Konjunkturforum «Zukunft Ostschweiz»

Energiewende bedingt Versorgungssicherheit

Damit die Energiewende bis 2050 gelingen kann, ist eine gesicherte Energieversorgung unabdingbar. Die Abkühlung in der Ostschweizer Wirtschaft hat sich derweil verlangsamt, die Aussichten bleiben verhalten. 

Die Ostschweiz am 21. November 2023

Bei Zukunft Ostschweiz 2023 war die Energie- und Ressourcenknappheit das zentrale Thema. «Das Ziel ist klar: Klimaneutralität bis 2050», leitete IHK-Direktor Markus Bänziger ein. Dafür brauche es einen klugen Mix aus verschiedenen Energiequellen. Mit Verweis auf eine IHK-Unternehmensumfrage zeigte sich Bänziger überzeugt: «Die Versorgungssicherheit muss zwingend gewährleistet sein, damit die Energiewende gelingt.»

Die Wirtschaft ist engagiert, die Nachfrage aber noch eingeschränkt

Martin Osterwalder, CO-CEO der Osterwalder Gruppe, Nadia Sieber, Geschäftsführerin der Sigmund Sieber AG und René Wagner, Inhaber und CEO der ALUWAG AG, diskutierten die verschiedenen Herausforderungen ihrer Branchen in Richtung klimaneutrale Wirtschaft.

«Für uns als Betonzulieferin sind nachhaltigere Produkte zulasten höherer Preise noch schwer durchsetzbar, es fehlt schlicht die Zahlungsbereitschaft dafür», erklärte Sieber. Anders als bei Nahrungsmitteln habe der Käufer eines Bauwerks kaum Transparenz über die Nachhaltigkeit der Rohstoffe. «Trotzdem wollen wir mit Recycling, erneuerbarer Energie und elektrischen Lastwagen mit gutem Beispiel vorangehen», so Sieber.

Auch für René Wagner sind höhere Preise ein zentrales Hindernis der Energiewende: Die Ostschweizer Industrie befinde sich im internationalen Wettbewerb. Entsprechend sensibel reagiere man auf die Entwicklung der Energiepreise. Kreislaufansätze würden sich bei der Metallverarbeitung aber auch wirtschaftlich lohnen, so Wagner.

Martin Osterwalder sieht die mangelnde Wirtschaftlichkeit demgegenüber als Hemmnis für die Bemühungen in der Wasserstoffproduktion: «Wasserstoff ist nachhaltig und ermöglicht das Speichern von Energie aus erneuerbaren Quellen. Die Technologie ist ausgereift, die Wirtschaftlichkeit aber noch nicht gegeben».

Alle drei Podiumsgäste arbeiten mit ihren Unternehmen intensiv an einer nachhaltigeren Zukunft. Die Märkte für erneuerbare Energien und ressourcenschonende Produkte entwickeln sich, der Staat müsse aber die hierfür erforderlichen Rahmenbedingungen ermöglichen, waren sich alle einig.

Die Schweiz braucht eine Wasserstoffstrategie

Gerade im Hinblick auf Wasserstoff lässt sich europaweit erkennen, dass die Infrastruktur ausgebaut wird. «Fast jedes Land in Europa hat eine Wasserstoffstrategie, nicht so die Schweiz», mahnte Markus Friedl von der OST – Ostschweizer Fachhochschule. «Der Bund publizierte letzte Woche eine erste Auslegeordnung, die Ostschweiz erhält aber bisher keine Berücksichtigung», bedauert Bänziger.

Die IHK fordert daher gemeinsam mit den Handelskammern der Bodenseeregion die Etablierung einer grenzüberschreitenden Wasserstoffinfrastruktur sowie die Einbettung der Ostschweiz in eine nationale Wasserstoffstrategie. Die Forderung ist Teil eines Massnahmenkatalogs, welchen die IHK in ihrer aktuellen Schriftenreihe «Zwischen Versorgungssicherheit und Klimaneutralität: Ein Weg in die Zukunft» präsentiert. Ziel der Forderungen ist die Sicherstellung der Rahmenbedingungen, damit die Dekarbonisierung der Wirtschaft gelingen kann.

Binnenwirtschaft stützt, Aussenhandel schwächelt

Traditionsgemäss widmete sich «Zukunft Ostschweiz» auch der konjunkturellen Entwicklung. Der Wirtschaftsmotor lief in den vergangenen zweieinhalb Jahren auf Hochtouren. Seit Anfang Jahr geriet er aber zunehmend ins Stocken, wie Jan-Egbert Sturm von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich ausführte. «Die Geschäftslage hat sich über das Jahr eingetrübt, insbesondere bedingt durch die konjunkturelle Abkühlung im Ausland», so Sturm. Die Geschäftslage wird von den Unternehmen insgesamt noch knapp als gut eingestuft.

«In der Industrie fehlen die Aufträge aus dem Ausland», bestätigte Christin Walser, Co-Geschäftsführerin des Industrie-KMU Walser+Co.AG aus Wald. Erste Bremsspuren zeigen sich auch im Gastgewerbe und im Detailhandel. Die inländisch orientierten Branchen wirken insgesamt aber weiterhin stützend. So berichtete der Appenzeller Bauunternehmer Urs Koch von einer weiterhin sehr guten Geschäftslage, wenngleich sich der Ausblick nun etwas eintrübe. Grund dafür seien unter anderem die gestiegenen Zinsen, die mittelfristig auf die Bautätigkeit drücken.

«Investitionsentscheide hängen aber primär von den strategischen Zielen und nicht bloss vom Zinsniveau ab», erklärte René Walser, Bereichsleiter Privat- und Geschäftskunden der St.Galler Kantonalbank. Er beobachte deshalb, dass die Ostschweizer Unternehmen zwar gewisse Projekte zurückstellen, grundsätzlich aber weiterhin investieren.

Einblicke aus dem Konjunkturboard Ostschweiz zeigten: Insgesamt erwarten die Ostschweizer Unternehmen für die kommenden sechs Monate eine weitgehend impulslose Entwicklung – also weder einen spürbaren Aufschwung noch einen starken wirtschaftlichen Einbruch.

(Bild: pd)

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