Er fordert Grundrechte für Primaten und strengere Standards beim Fleisch, damit die Preise steigen: Der Ostschweizer Philosoph Markus Wild, der an der Universität Basel lehrt. Ein Fleischverbot strebt er nicht an - auch wenn es für ihn «ethisch richtig» wäre.
Der 47-jährige Markus Wild stammt aus Flawil, lehrt heute aber theoretische Philosophie an der Universität Basel, wo er auch studiert hat. In einem Gespräch mit der Basler Onlinezeitung primenews.ch spricht er über sein Steckenpferd, die Rechte von Tieren. Und deponiert einige provokante Aussagen.
Für den einstigen Vegetarier und heutigen Veganer ist Fleischkonsum «in moralischer Hinsicht etwas Unanständiges». Es mache einen nicht grundsätzlich zum schlechten Menschen. Aber wer Fleisch esse, setze seinen persönlichen Genuss über das Tierwohl und die Umwelt.
Wild macht einen ziemlich radikalen Vergleich: Auch wenn es einigen Leuten Genuss bereite, mit 120km/h durch ein Dorf zu rasen, sei das für die Gesellschaft nicht akzeptabel, da Menschen gefährdet würden. Genuss dürfe deshalb nicht als Rechtfertigung hinhalten. Es gebe kein überzeugendes Argument, so Markus Wild weiter, weshalb man das Leben von Tieren und Menschen nicht gleichermassen achten soll.
Ein Verbot von Fleisch sei «politisch nicht das erste, was ich anstreben würde», sagt der Philosophie-Professor im Interview, auch wenn es «ethisch richtig wäre.» Zuerst gehe es um eine Verschärfung der Produktionsbedingungen von Fleisch. Dann würden die Preise steigen. Schliesslich sei Fleisch früher auch nicht zu diesen Mengen und diesen tiefen Preisen verfügbar gewesen.
Da der Markt moralisch neutral sei und einfach das anbiete, was die Leute wollen, müsse man ihn regulieren - wie in anderen Bereichen auch.
Markus Wild engagiert sich im Initiativkomitee «Grundrechte für Primaten». Zwar gehe es ihm um die moralische Gleichbehandlung aller Tiere, aber Primaten seien uns evolutionsbiologisch am nächsten, daher fordere man die Grundrechte zuerst für diese Spezies.
Für Zündstoff sorgen könnten einige der Äusserungen des Philosophen, in denen er bezüglich den Tier-Grundrechten Vergleiche zu Säuglingen oder auch körperlich oder psychisch behinderten Menschen anstellt. Aus philosophischer Warte sind diese Vergleiche vermutlich wohlüberdacht, dem Durchschnittsleser könnten sie aber quer im Hals steckenbleiben.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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