Der Bundesrat orientiert sich an den ganz Grossen. Leider nicht an den grossen Denkern der menschlichen Kultur, sondern an den Methoden der Konzerne.
Kaum bietet sich die Gelegenheit, das Volk zu veralbern, greift er zu. Man könnte eigentlich einen wöchentlichen Black Friday für Bundesräte einrichten. Müll verbreiten und das Volk für blöd verkaufen.
Hatten sie früher noch versucht, ihre Weisheit mit wohlwollenden Plattitüden zu kaschieren, argumentieren sie heute im RTL-Niveau. Ihre rhetorische Verkümmerung projizieren sie auf das Denkvermögen ihrer Untertanen. So glauben sie jeden Schwachsinn auftischen zu können und das Volk löffelt die verlogene Buchstabensuppe kommentarlos aus. Bei vielen mag das zutreffen, vor allem die ältere Generation ist noch traditionell bundesratshörig. Sie klammert sich vehement an die alten Ideale und merken nicht, oder wollen nicht, dass sich die ethische Moral des Bundesrates immer mehr dem Gefrierpunkt nähert. Damit die ganze Sache noch mit Charakterlosigkeit gewürzt wird, verstecken sich die Bundesratsmitglieder hinter Argumentationen, die wir sonst nur von Kindern kennen.
Herr Parmelin verpasste den ETH-Forschern einen Maulkorb und glaubt sich jetzt falsch verstanden. Wie wäre es mit einer bedachten, nüchternen Wortwahl? Wie soll man also seine Aussagen verstehen? In Sachen Glaubwürdigkeit sind sie gleich vernichtend wie die grössten Umweltgifte auf der Webseite des Bundes, die als Pflanzenschutzmittel deklariert werden. Gifte schützen nicht, sie killen. Dafür wurden sie ja gemacht. Er soll mal seine Reben damit einsprühen, dann sieht er es.
Die gewählten Worthülsen in den Politetagen sind nur noch peinlich, aber funktionieren scheinbar. Egal ob Postautoaffäre, EU-Beitritt oder Krankenkassen, eine artgerechte Wortwahl erreichen nur noch diejenigen, die darunter zu leiden haben. In Bern hingegen wird verräterisch argumentiert. Man versprüht die Interessen der Lobbyisten pestizidgleichin die Hirne des Volkes und reduziert die völkische Meinungsvielfalt zu einer Monokultur des Denkens. Empathie, Verantwortungsbewusstsein, Antizipation und Ehrlichkeit verschwinden wie die Insekten. Die Schweizerische Meinungsdiversität verkümmert zusehends. Zurück bleiben Propaganda und Unterdrückung. Es ist eine grandiose Leistung, wie innert einer Generation die Einzigartigkeit des Schweizer Volksfriedens mit Desinformation, Zensur und Volksverrat seitens des Bundesrates vernichtet wurde. Jeder neu gewählte Bundesrat leistete eigentlich einen Schwur, der so was verhindern sollte.
Noch nie herrschte so viel Unsicherheit, Armut, soziale Ungerechtigkeit und Verrohung im Volk. Aber in Bern, dem Elfenbeinturm der Abgehobenheit, wo ein radikaler Ausländer eher Zugang erhält wie ein besorgter Schweizer Bürger, scheint man sich dieser Entwicklung nicht bewusst zu sein. Oder sie wird absichtlich mit dem Politpestizid «Ignoranz» geflutet, wo jeglicher Keimversuch politischer Verträglichkeit gekillt wird. Früher blickten mächtige Politiker fast neidisch auf die kleine Schweiz, aber heute sind die meisten Volksvertreter nur noch Wasserträger des globalisierten Kapitalismus, siehe Bankgeheimnis oder Flüchtlingspolitik. Die moralische Volksgesundheit leidet unter dem rhetorischen und politischen Unvermögen aus Bern.
Anstatt die IV menschenverträglich zu gestalten, mästet man ihre die Gutachter. Anstatt die Altersarmut zu verhindern, werden Rentner nach Rumänien deportiert. Anstatt die traditionellen Dienstleistungen wie Post und Bahn kundenfreundlich zu halten, darf man jetzt die nächste Poststelle suchen und wer sich mit dem Zug auf den Weg macht, wird entweder verprügelt oder eingeklemmt. Und jetzt der Trinkwasserskandal. Es ist wünschenswert, dass sich die Politiker, allen voran der Bundesrat, wieder auf seine ursprünglichen Tugenden besinnt, auf die das Volk Stolz sein kann. Momentan ist er nur noch zum Fremdschämen.
Robert Dubil (*1965) ist freischaffender Regisseur und Drehbuchautor und veröffentlichte etliche Artikel auf Online-Portalen (Neopresse, Nachrichtenspiegel). Die Schwerpunkte liegen in gesellschaftskritischen bis satirischen Artikeln, Filmen und Videos zum Zeitgeschehen. Er wohnt und arbeitet in St. Margrethen.
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