Über den Autor
Die Ostschweiz
Die neue Publikation für die Kantone SG, TG, AR und AI ging Ende April 2018 online. Sie vermittelt Stimmungen und Meinungen aus der Region.
Die neue Publikation für die Kantone SG, TG, AR und AI ging Ende April 2018 online. Sie vermittelt Stimmungen und Meinungen aus der Region.
Eine Auswertung mit einer Auswahl von Einsätzen der St.Galler Frontpolizei vom November 2018 soll tiefere Einblicke in die Arbeiten der Kantonspolizei gewähren. Die Zahlen sind eindrücklich, gewisse Erlebnisse schockierend und andere erheiternd.
(Bild: Kapo SG)
Die Kantonspolizei St.Gallen berichtete in diesem Jahr bereits in fast 1'400 Medienmitteilungen unter anderem über Verkehrsunfälle, Einbrüche oder Tötungsdelikte. Diese Mitteilungen bezogen sich lediglich auf einen Bruchteil der angefallenen Arbeiten.
Auffallend ist, wie viele Einsätze hätten vermieden werden können, wenn die Leute untereinander das Gespräch gesucht oder sich geholfen hätten. Deshalb wünscht sich die Kantonspolizei St.Gallen besonders für die anstehende Adventszeit ein friedliches und respektvolles Miteinander.
Nebst den in den Medien bekannten Ereignissen rückt die Kantonspolizei St.Gallen täglich um ein Vielfaches mehr aus. «Unsere Patrouillen kümmerten sich im November 2018 nicht nur rund 50 Mal um aufgefundene Haustiere und versuchten, diese zu vermitteln, sondern sie hatten auch über 90 Mal die traurige Aufgabe, tote Tiere von der Fahrbahn zu entfernen, diese allenfalls zu entsorgen und falls erreichbar die Besitzer zu informieren», so die Kantonspolizei in einer Mitteilung.
«Unsere Mitarbeitenden kamen 55 Mal vor Ort, wenn jemand etwas Verdächtiges meldete oder sich die Bevölkerung insgesamt 42 Mal in ihrer Ruhe gestört fühlte. Alleine für die über 430 Kontrollersuchen (dies kann zum Beispiel bei den Weg versperrenden geparkten Fahrzeugen, Bettlern oder Personen, die man nicht mehr erreichen kann geschehen) und mehr als 270 Hilfeersuchen (etwa als Unterstützung bei Verlegungstransporten, Einweisung der Rega oder wenn jemand in einer Tiefgarage eingeschlossen ist) benötigte sie insgesamt rund 450 Stunden.»
Die Mitarbeiter der Kantonspolizei waren als eine der ersten auf dem Platz, als sich die 27 aussergewöhnlichen Todesfälle, die sechs Suizide oder die sechs Suizid-Versuche ereigneten. Solche Ereignisse seien jeweils nicht nur belastend, sondern auch zeitaufwändig. So benötigte die Frontpolizei im November alleine für die erste Abhandlung von aussergewöhnlichen Todesfällen vor Ort über 65 Stunden.
Schockierend ist auch, dass bei über 50 Einsätzen rund 75 Stunden investiert werden mussten, um bei Streitigkeiten im häuslichen Bereich zu schlichten. Dazu kommen knapp 80 Stunden, in denen die Mitarbeitenden total 40 fürsorgerische Unterbringungen durchführten.
Die Patrouillen kümmerten sich im November um drei entwichene, fünf verwirrte, zehn entlaufende und 16 vermisste Personen.Sie intervenierten über 40 Mal, wenn es zu Tätlichkeiten kam und rückten 15 Mal wegen Hausfriedensbruch aus. Sie nahmen total 182 Sachbeschädigungen auf und führten 120 Personenkontrollen durch.
Nicht zuletzt kümmerten sich die Mitarbeitenden 30 Mal um alkoholisierte Personen und sorgten dafür, dass diese in ihrem Zustand sicher nach Hause kamen – wenn es nicht anders ging, mussten die Mitarbeitende dafür sogar als private Taxifahrer fungieren. Übrigens: Alkoholisierte Personen anlässlich Verkehrskontrollen oder Unfällen wurden nicht dazugezählt.
Jeden Monat bleiben gewisse Meldungen speziell in Erinnerung. Im November war dies beispielsweise ein Telefonanruf, bei dem jemand meldete, dass ein nackter Mann im Wald umherjogge. Eine Patrouille fand daraufhin einen Mann vor, der angab, es zu geniessen, aufgrund des schönen Wetters und ungeachtet der kühleren Temperaturen nackt um sein Auto zu rennen.
Bei einem anderen Fall vermittelten die Mitarbeitenden weil ein Mann abends auf einem Parkplatz mit seinem Bein in einen lockeren Schachtdeckel fiel. Er war wütend auf den alkoholisierten Areal-Besitzer, weil dieser seiner Meinung nach dafür hätte sorgen müssen, dass so etwas nicht passiert. Letzterer wiederum wollte mit diesem Unfall nichts zu tun haben.
Auf den Platz gerufen wurden mehrere Mitarbeitende, als ein junger Mann die Kantonale Notrufzentrale anrief und sagte, er würde sich mit einem Sturmgewehr erschiessen. Der Mann konnte nach Gesprächen und Verhandlungen in Gewahrsam genommen und in eine Klinik überführt werden.
Wegen den am Gewässer aufgefundenen Kleidern einer entwichenen Frau wurden in einem Fall bereits die Polizeitaucher und die Polizeihundeführer aufgeboten – die Frau meldete sich später glücklicherweise unversehrt in der Klinik zurück.
Nicht einfach gestaltete sich zudem der Einsatz in einer Bar, wo mehrere alkoholisierte Personen aufeinandertrafen und diverse Nettigkeiten austauschten. Die Bilanz dieses Einsatzes: Mehrere Verletzte, diverse Sachbeschädigungen und sich aus Angst selbst verbarrikadierte Gäste, denen die Polizei erst ihren Ausweis durch ein an diesem Abend entstandenes Loch in der Tür strecken musste, damit sie hereingelassen wurde.
Einen ziemlich dreisten Betrugsfall erlebte eine Frau, die einem Herrn online einen Wellnessgutschein abkaufte. Als sie diesen erhielt, bemerkte sie, dass der Gutschein im Wert von ursprünglich 550 Franken nur noch zehn Franken Wert hatte. Da der Verkäufer diesen nicht eingelöst hatte erstattete er Anzeige wegen Betrugs – anscheinend kopierte jemand die Geschenkkarte von der Onlineplattform und nutzte diese für sich selbst.
Kurios war auch diese Anzeige wegen Betrugs: Eine Frau überwies einem Mann, den sie über Facebook kennen- und lieben lernte, über den Zeitraum von eineinhalb Jahren rund 500'000 Franken in der Hoffnung, dass daraus eine ernsthafte Beziehung entstehen könnte. Den Mann hat sie nie und wird sie wahrscheinlich auch niemals sehen.
Dass manche Verkehrsteilnehmende einen sehr kurzen Geduldsfaden haben, zeigte auch dieser Vorfall: Aufgrund eines unvorsichtigen Spurwechsels eines Autofahrers hupte eine Autofahrerin. Der vorausfahrende Mann bremste das Auto der Frau daraufhin bis zum Stillstand aus. Beide Personen verliessen dann ihre Fahrzeuge und fingen an, sich gegenseitig zu beschimpfen. Die Frau teilte dem Mann eine Ohrfeige aus, woraufhin dieser sie mit Pfefferspray besprühte.
Mitarbeitende der Kantonspolizei St.Gallen gehen noch viel mehr Aufgaben nach und arbeiten in dutzenden weiteren Fachbereichen. Alleine die Frontmitarbeitenden nehmen auch Anzeigen auf, tätigen Ermittlungen und Abklärungen, führen Befragungen durch und leiten weitere Schritte ein. Kaum zu glauben, aber solche Arbeiten sind in den oben angegebenen Arbeitsaufwänden nicht einmal enthalten, denn bei den erwähnten Einsatzzeiten handelt es sich lediglich um den ersten Aufwand, den die Patrouillen vor Ort hatten, bevor sie wieder einrückten, um die Folgearbeiten zu erledigen.
Trennung und Hausverkauf?
Nach Kritik von Susanne Vincenz: CVP-Kandidat Würth kontert
«Wollen sich CVP und FDP den Ständeratssitz kaufen?»
Susanne Vincenz-Stauffacher und die IHK: Was war da wirklich los?
Herisauer Gemeindepräsident muss gegen eigenen Angestellten antreten
Totalsanierung eines historischen Bauwerks
Im Kanton St. Gallen fehlen Stellen für Asylsuchende
Wil: Stau trotz neuer Kreisel
Wie der FC St.Gallen seine Fans zur Verzweiflung bringt
Über 2000 Ferkel ohne Narkose kastriert
Yess! The new Joe Cocker from Appenzell
Werden Sie Gastautor oder Gönner von «Die Ostschweiz». Oder teilen Sie uns Verbesserungswünsche mit - unter info@dieostschweiz.ch