Seit Anfang März tourt das Duo «Messer&Gabel» mit dem sechsten abendfüllenden Comedy-Bühnenprogramm «selbertschold?!» durch die Schweiz. Dabei lassen sie kaum ein Klischee aus, wenn sie in ihre Rollen als Appenzeller Originale schlüpfen.
Köbi und Jock, ihr seid seit 20 Jahren als Duo unterwegs. Geht ihr euch gegenseitig mitunter auch auf die Nerven?
Jock: Es ist wie eine alte Ehe, da scheint auch nicht immer die Sonne, aber es ist unser Job, denn wir beide lieben.
Köbi: Auch bei uns kann es richtig «tätschen»... aber wie Jock sagt, wie ein altes Ehepaar. Da rauft man sich wieder zusammen.
Wisst ihr mittlerweile, was der andere denkt, bevor er es ausspricht?
Jock: Solche Situationen gibt es immer wieder mal. Meist, wenn wir zusammen sitzen und an einer Nummer schreiben.
Köbi: Das ist doch des Öfteren schon vorgekommen. Man merkt schon an kleinsten Details, was dem Anderen in diesem Moment durch den Kopf geht.
Wo seht ihr die Gründe, dass ihr auch nach zwei Jahrzehnten immer noch ein breites Publikum anlockt?
Jock: Wir haben in den 21 Jahren eine treue Fangemeinde erarbeitet, und es kommen immer wieder neue dazu. Wir sind sehr volksnah. Sind uns nicht zu schade, für Selfies auch mal privat hinzustehen. Wir schauen uns nicht als Promis an, und das macht uns sehr persönlich und umgänglich mit unseren Mitmenschen. Äh, wie war die Frage? Es liegt vielleicht an unserem einfachen «Oberschenkelklopf-Humor». Mit uns kann man zwei Stunden abschalten, sich berieseln lassen und einfach nur lachen ohne zu studieren, ob man das darf.
Köbi: Humor ist etwas Unvergängliches. Und in der heutigen Zeit ist es wichtig, aus dem Alltag auszubrechen, und da ist ein Besuch bei uns Gold wert.
Fällt es euch heute einfacher, ein Programm zusammenzustellen als früher?
Jock: Nein, ich finde, es wird in der Tat immer schwerer. Weil der Erwartungdruck mit jedem Programm steigt. Vom Publikum und natürlich auch von uns.
Köbi: Dadurch, dass jeder reifer wird, wachsen auch die Programme mit. Heute genügt es nicht mehr, nur Oberschenkelklopfhumor zu bieten. Ja, es wird in der Tat nicht einfacher als früher.
Wie muss man sich das vorstellen? Schreibt ihr einfach über eine bestimmte Zeit Witz um Witz auf und fügt diese dann zu einem Ganzen zusammen und spannt einen Faden?
Jock: Es sind vorallem Alltagsgeschichten, die zu einem guten Programm werden. Missgeschicke von uns und andern, denn Schadenfreude ist bekanntlich die schönste Freude - nach dem Mott «gut ist mir das nicht passiert.» Dann sind es aber auch Witze, die man in Bilder und Situationen verpackt und so dem einen oder andern ein Lachen entlocken kann. Sehr wichtig für ein Programm ist bei uns der Name und die Frage, wo sind wir, wo spielt das Programm. Alp, Campinplatz, im Rösslisaal oder im Himmel.
Köbi: Man muss sich nur vor der eigenen Haustüre umschauen, da kommen einem Sachen in den Sinn: Unglaublich….
Auf welchen Sketch seid ihr besonders stolz?
Jock: Wir hatten rund acht Jahre ein Theater mit den Zuschauern an Geburtstags- und Fimenfeiern, das kam immer gut an. Aber es sind auch die unzähligen Witze, die wir für ein Internetunternehmen in drei Tagen aufgenommen haben und die heute auf WhatsApp und über Youtube um die ganze Welt gehen.
Köbi: Man ist irgendwie stolz auf jedes Programm. Und wenn es dann beim Publikum noch gut ankommt, darf man schon ein bisschen stolz sein.
Seit dem 8. März seid ihr wieder auf Tournee. Kommt hier nach der jahrlangen Erfahrung überhaupt noch Nervosität auf?
Jock: Ja, und das ist richtig so. Es braucht die Spannung im Bauch und das Kribbeln in der Magengegend. Das baut Enegie auf und macht einfach süchtig nach noch mehr Spass an unserem Job.
Köbi: Unbedingt! Die Nervosität ist natürlich bei einer Premiere bedeutend höher. Aber man braucht auch eine gewisse Anspannung vor jeder Show, um die Leistung zu bringen.
Ab welchem Zeitpunkt wisst ihr, ob ihr beim Publikum ankommt?
Jock: Ich denke, wenn sie die ersten zwei Minuten im Minimum ein Mal gelacht haben. Ich glaube, Sie lachen jetzt selber gerade…
Köbi: Ich glaube, man merkt schon bei der Begrüssung, ob die Leute schon bereit sind oder ob man die richtig ackern muss, bis der Funken springt.
Der Tourneeplan von «Messer&Gabel» ist hier zu finden.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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