Die Appenzeller Bahnen prüfen Alternativen zum Bahnverkehr auf drei Linien. Im Fall des «Gaiserbähnli» wird bereits Widerstand laut. Trotz rückläufiger Passagierzahlen müsse dieses erhalten bleiben.
Bus statt Bahn? Oder etwas ganz anderes? Die Appenzeller Bahnen nehmen derzeit drei ihrer Linien näher ins Visier und prüfen Alternativen zum bisherigen Bahnverkehr. Denn diese drei Linien sind nicht wirtschaftlich und haben zu wenig Passagiere. «Die Ostschweiz» hat berichtet.
Noch sind keine Entscheidungen gefallen. Aber auch in der Politik gilt: Besser vorbeugen als heilen. Ist einmal ein Beschluss gefasst, ist es denkbar schwierig, diesen umzustossen.
Das haben sich offenbar auch drei St.Galler Politiker gedacht: Der CVP-Nationalrat Thomas Ammann und die beiden CVP-Kantonsräte Sandro Hess und Andreas Broger. Sie fordern die Appenzeller Bahnen auf, die Strecke Altstätten-Gais «nicht leichtsinnig aufzugeben». Das «Gaiserbähnli», wie es im Volksmund heisst, biete nicht nur eine direkte Verbindung vom Rheintal ins Appenzellerland. Die rote Zugskomposition sei auch identitätsstiftend und habe aus touristischer Sicht einen hohen Stellenwert.
Für die CVP-Politiker ist die derzeitige Diskussion ein «déjà-vu». Denn schon vor gut fünf Jahren kursierten Gerüchte darüber, dass die Zahnradstrecke Altstätten-Gais eingestellt werden könnte. Und auch wenn die Arbeiten nun erst beginnen, ist für Nationalrat Ammann jetzt schon klar: «Die Studie darf keinesfalls nur dazu dienen, diese Bahnlinie einzustellen.» Er werde die Entwicklung « mit Argusaugen verfolgen.»
Sandro Hess, Kantonsrat und Präsident der CVP Rheintal, spricht sich gegen «Schnellschüsse» aus. Man dürfe das Gaiserbähnli nicht «mir nichts dir nichts» aufgeben. Deshalb sei auch ein entsprechender Vorstoss im Kantonsrat geplant.
Beeindrucken lassen sich die Wortführer des Widerstands auch nicht vom Passagierrückgang der letzten Jahre. Die historische Zahnradstrecke müsse dennoch zwingend erhalten bleiben. Denn ohne sie würde das Rheintal « ein herausragendes, touristisches Angebot und ein regional sehr beliebtes Freizeitangebot verlieren», wie der Altstätter Stadtrat und Kantonsrat Andreas Broger sagt.
Für die zukünftige Lösung dürfe man nicht nur wirtschaftliche Abwägungen anstellen, sondern auch andere Aspekte einfliessen lassen - eben touristische, aber auch historische. Statt einer Einstellung sei zu überlegen, wie man das touristische Angebot künftig besser bewerben könne.
Denn, und das räumen die Einstellungsgegner ein, nur mit Verweis auf die Bedeutung als Pendlerbahn wird es schwierig, den Erhalt zu begründen. Umso höher müsse man den touristischen Wert einstufen - für Wanderer und Schlittler oder auch Familien.
Entsprechend wehre man sich nicht gegen die angekündigte Prüfung der Linie, sie sei unbestritten, auch bei der CVP. Aber es gelte, noch weitere Ideen aufzuwerfen. Eine davon gilt der Bedeutung des Gaiserbähnli als Bindeglied. Würde man die heutige Wartezeit beim Umstieg Richtung St.Gallen von derzeit 16 Minuten reduzieren, könnte laut den CVP-Politikern die Linie übers Appenzellerland allenfalls auch für Pendler Richtung St.Gallen attraktiv werden - dann nämlich, wenn die Fahrt so kürzer wäre als via S-Bahn.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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