Immer heftigere Naturereignisse setzen einst günstig gebauten Gebäuden heute massiv zu. Sebastian Hofer von der Gebäudeversicherung Thurgau geht davon aus, dass «im Thurgau die Naturgefahren in naher Zukunft noch intensiver werden.»
Was kann man tun, um sein Haus vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen? Mit der Frage setzt sich die Vortragsreihe Klima + Bauen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein Sektion Thurgau (SIA Thurgau) auseinander, die in Weinfelden abgehalten und von Marco Baumann und Roland Hollenstein moderiert wird. Der SIA Thurgau macht sich deshalb über das Bauen von heute für die gar nicht so ferne Zukunft Gedanken. Denn Häuser werden zwar nicht für die Ewigkeit, wohl aber für einen Zeitraum von 60 bis 100 Jahren gebaut. Umso wichtiger sei es, dass die Planenden von heute die Gebäude klimawandeltauglich machen, so Baumann. Denn wenn in 60 Jahren die heutige Durchschnittstemperatur um drei bis vier Grad übertroffen sein sollte, müssten Gebäude anderen Gefährdungen durchs Wetter standhalten können.
Naturgefahren treten häufiger auf
Dies erklärte auch Sebastian Hofer von der Gebäudeversicherung Thurgau, der am Dienstagabend in der Raiffeisenbank Mittelthurgau in Weinfelden über den Gebäudeschutz gegen Naturgefahren sprach. Hofer betonte die Wichtigkeit eines Objektschutznachweises. Denn immer wieder erlebe er es, dass Gebäude, die vor der Einführung des Objektschutznachweises - also vor der Jahrtausendwende - in leichten Senken erstellt wurden, heute unter den immer heftiger ausfallenden Klimawandelfolgen zu leiden hätten. Und das nicht, weil Bäche, Flüsse oder gar Seen ihre Umgebung fluteten. Es reiche oft, dass sich, nach heftigem Regen, das Wasser rasch an tiefer gelegenen Orten sammle. Da könne innert weniger Minuten – wie bereits im Thurgau geschehen – das Wasser im Haus 1,60 Meter hochstehen, was nicht nur gravierende Schäden mit sich bringe, sondern auch Menschenleben gefährde. «Die Klimaveränderung beeinflusst die Naturgefahren. Es ist davon auszugehen, dass die gravitativen Naturgefahren, mit Ausnahme von Lawinen, zukünftig mit grösserer Intensität und statistisch gesehen auch häufiger auftreten werden», so Hofer. Was die zukünftige Entwicklung bei Wind und Hagel anbelange, sei man sich hingegen «noch nicht ganz einig».
Das Undenkbare denken
Thomas Egli von der Egli Engineering AG aus St. Gallen sprach über die Notfall- und Risikoplanung, wobei er klarmachte, dass dabei der Personen- vor dem Gebäudeschutz Vorrang geniessen müsse. Wer heute Gebäude plane oder baue, müsse sich vermehrt daran gewöhnen, «das Undenkbare zu denken», forderte er. Dazu gehöre, dass man sich als Architekt und Bauherr vorausschauend über die Sinnhaftigkeit von Investitionen Gedanken mache. «Wenn ich jetzt Geld für eine Schutzmassnahme ausgebe, dann sollte ich mir schon überlegen, ob diese überhaupt noch wirkt, wenn der Klimawandel da ist», erklärte Egli. Wer dies beachte, der stehe auch nach einem heftigen Naturereignis «auf der sicheren Seite», so Egli.
Auf dem Bild: Sie diskutierten angeregt darüber, wie man in Zeiten des Klimawandels Gebäude gut gegen Naturgefahren schützen könne, von links Thomas Egli, Marco Baumann und Sebastian Hofer.
Christof Lampart (*1968) arbeitet seit über 20 Jahren im Raum Ostschweiz – mit Schwerpunkt in den Kantonen St. Gallen und Thurgau – als freischaffender Journalist für diverse Print- und Internetmedien.
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