Das Generalkapitel von St.Ottilien ist ein internationales Meeting: Aus allen Teilen der Welt sind 55 Mönche zusammengekommen und tauschen sich aus. Dabei verbindet die Mönche die Tradition des benediktinischen Mönchtums in all seinen Facetten, wie Abt Emmanuel berichtet.
Einen ersten Einblick in meinen klösterlichen Alltag erreicht Sie von ausserhalb meiner Abtei in St. Otmarsberg. Vom 18. bis 29. September nehmen Pater Joseph Maria und ich am Generalkapitel unserer Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien in der Erzabtei St. Ottilien in Deutschland teil. In diesen Tagen wird die Struktur des klösterlichen Alltags mit Gebet, Arbeit und Lesung zwar auch gelebt, aber international und zugleich auf verschiedenen kulturellen Hintergründe.
55 Mönche aus vier Kontinenten tauschen sich über ihre Gemeinschaften, ihr Leben, ihre Arbeit und über die Freuden und Schwierigkeiten aus. Natürlich steht auch die Zukunft zur Diskussion. Offizielle Sprache ist Englisch. Da treffe ich auf Bruder Santiago aus Venezuela, knapp 40 Jahre alt, der ein wirtschaftlich und politisch gebeuteltes Land präsentiert. Ich sehe eine starke Delegation aus Afrika, in dessen Kontinent nicht nur die Kirche jung ist, sondern auch die Gesellschaft. Viele von ihnen sind im Busch gross geworden und werden die Kirche der Zukunft mitgestalten. Ich tausche mich aus mit Pater Richard, einem Prior aus einem europäischen Kloster, der über 80 Jahre alt ist und immer noch eine Führungsfunktion ausübt, da junge Mönche ausbleiben. Grosse Schwierigkeiten begleiten seinen Alltag und dieser wird immer wieder von der Hoffnungslosigkeit übermannt. Dann sind da auch Mitbrüder aus China, Korea, Indien und den Philippinen. Jung und technisch versiert, sind sie Glaubensboten aus dem Osten unseres Planeten. All das und vieles mehr ist die weltweite Kirche im Kleinen: Verschiedene Kulturen vereinen sich in Christus zu einer Gemeinschaft, die heute ihr Leben Gott und den Nächsten verschenken. Einfach aus Liebe zu Gott und den Menschen.
Dass mir und den Mitbrüder aus aller Welt ein spannendes Leben geschenkt ist, das die Tradition des benediktinischen Mönchtums aus dem 6. Jahrhundert mit modernster Technik und Kommunikation verbindet, das den einen Glauben an Jesus Christus mit Personen aus verschiedenen Kulturen und Kontinenten vereint und in ihnen Gott erkannt werden kann, das geerdete Spiritualität mit den Freuden und Leiden von heute teilt und vieles mehr, ja all das ist Teil meines Lebens. Spannend und herausfordernd zugleich. Ohne eine Gemeinschaft im Hintergrund nicht vorstellbar.
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