Sollte Donald Trump nicht wiedergewählt werden, wird er sagen, er sei «grossartiger Zweiter» geworden. Die FDP Ausserrhoden macht es vor.
Ist es Satire? Ist es ein Schuss Augenzwinkern? Oder ist es, Gott behüte, in allem Ernst gemeint? Nach der Wahlschlappe vom Sonntag bei den Nationalratswahlen verkündet die FDP Ausserrhoden auf ihrer Webseite derzeit gross und prominent platziert: «Andrea Caroni gewählt - Jennifer Abderhalden grossartige Zweite»
Grossartige Zweite werden Skifahrer, die in einem Feld von 80 Topathleten Silber holen. Oder die Schweiz, wenn sie sich dereinst an einer Fussball-WM erst im Final geschlagen geben muss. Wie man aber «grossartige Zweite» werden kann, wenn es nur zwei Kandidaturen gab: Nur die FDP Ausserrhoden weiss das.
Mit Sicherheit gab es bei dieser Wahl wie stets auch vereinzelte Stimmen für Leute, die sich gar nicht zur Wahl gestellt haben. Möglicherweise hat Max Mustermann aus Wolfhalden drei solcher Stimmen aus seiner Familie kassiert. Was ihn dann eigentlich zum «grossartigen Dritten» machen würde. Wir werden es nie erfahren, weil sich Max Mustermann hüten wird, das von sich zu behaupten.
Vielleicht bezieht sich das «grossartig» auch gar nicht auf die Platzierung, sondern auf die Anzahl Stimmen. Und dort könnte man nun darüber philosophieren, ob diese angesichts der Phalanx aus allen grossen Parteien ausser der (inzwischen geschrumpften) SVP wirklich grossartig war. Aber das ist ja der Vorteil dieses Worts: Es ist nicht an eine bestimmte Sache gebunden. Manchmal ist der Zmittag grossartig, manchmal hat man grossartig geschlafen, hin und wieder liest man einen grossartigen Text - und manchmal wird man eben auch grossartige Zweite. Von zwei.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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