logo

Stellungnahme des VSOM

«Groteske und unsoziale Medienförderung»

Für den Verband der Schweizer Online Medien (VSOM) ist die geplante Medienförderung des Bundes «unsozial». Sie würde einen Grossteil der Bevölkerung und die weniger begüterten Bürger beiseitelassen und zugleich die heutigen Medienmonopole zementieren.

Die Ostschweiz am 13. Mai 2020

Der Verband der regionalen und lokalen Schweizer Online-Medien (VSOM), dem auch «Die Ostschweiz» angehört, hat sich gegenüber Bundesbern in einer erbetenen Stellungnahme zur Medienförderung geäussert. Er warnt darin vor der marktverzerrenden Idee, im Online-Bereich nur abonnierte Medien zu fördern. Der Verband will dieses Vorhaben notfalls durch ein Referendum oder eine Volksinitiative bekämpfen.

Die Stellungnahme im Wortlaut:

Es ist grotesk, dass der Bund schwergewichtig die aussterbenden Zeitungen und nur Online-Medien fördern will, die abonniert sind. Damit würden die kostenlos zugänglichen, meist lokalen und regionalen Online-Medien bewusst vom Markt verdrängt. Zugleich würden damit die heutigen Medienmonopole der Grossverlage zementiert. Damit würde die lokale und regionale Berichterstattung gänzlich verarmen, was vielerorts schon heute der Fall ist.

Keine unsoziale Medienförderung

Mit seiner einseitigen Medienförderung würde Bundesbern sein eigenes Ziel gleich selbst sabotieren, nämlich, dass die Medienvielfalt gefördert und alle Bürger mit demokratierelevanter Information versorgt werden. Nur mit der Stützung von Zeitungen und abonnierten Online-Diensten würde das Gegenteil von dem erreicht, was anvisiert ist. Ist doch rundum bekannt, dass den Zeitungen die Abonnenten ausgehen und nur wenige Bürger bereit sind, Online-Medien zu abonnieren.

Die demokratieschädliche Idee, nur abonnierte Online-Medien zu fördern, wäre zudem in höchstem Masse unsozial. Sind die gratis zugänglichen Online-Medien aufgrund der Förder-Benachteiligung dereinst gezielt eliminiert worden, sind die Bürger faktisch gezwungen, nach Radio und Fernsehen auch noch ein Online-Medium zu abonnieren, um sich über staatliche Belange zu informieren. Da dies bekanntlich nicht funktioniert, würden sich viele Bürger noch mehr ausländischen Inhaltsanbietern und Social Media zuwenden. Das kann nicht Ziel einer basisorientierten Demokratie sein.

Die Fakten liegen auf dem Tisch

Was selbstverständlich sein müsste: Die Medienförderung darf nicht aus der Sicht der Verleger gedacht werden. Es müssen die Medienkonsumenten ins Zentrum des Denkens rücken. Und diese haben ihre Wahl längst getroffen: Alle nationalen Medienkanäle verlieren an Lesern – ausser Online. 61 Prozent der Mediennutzer beziehen ihre Nachrichten online, währenddem es bei den Zeitungen nur noch 32 Prozent sind.

In vielen Ländern hat die Politik schon länger realisiert, welche Gefahren lauern, wenn nur Grossverlage gefördert werden und sich die Medienlandschaft noch weiter ausdünnt. Sie haben erkannt, dass es auch Medien braucht, die sich im lokalen und regionalen Bereich engagieren und fördern diese gezielt. In der Schweiz aber will man sie abstrafen.

Katastrophalen Fehler vermeiden

Mit der angedachten, marktverzerrenden Medienförderung würde der Bund einen katastrophalen Fehler begehen, welcher die Schweizer Medienlandschaft nachhaltig negativ beeinflussen würde. Insbesondere die lebendige Information im Lokalbereich ginge gänzlich verloren. Der Bund würde die Medienvielfalt abwürgen. Und er würde die Mehrheit und die finanziell schwache Bürgerschaft, also all jene, die kein Online-Abonnement bezahlen möchten oder können, aus der «demokratierelevanten» Information ausschliessen. Ein solches Gedankengut ist aus medialer und sozialer Sicht rundum abzulehnen.

Die von der Universität Zürich erhobene «Entwicklung der Nutzungshäufigkeit der Mediengattungen zu Informationszwecken» zeigt, wie wichtig die Online-Medien geworden sind, und dass dieser Mediensektor als gesamte Gattung ins Blickfeld der Medienförderung rücken muss.

Bedeutungszunahme:

Online: Von ca. 52 % auf ca. 61 % (plus 9 %)

Social Media: Von ca. 66 % auf ca. 70 % (plus 4 %)

Bedeutungsverlust:

Abonnements-Zeitungen: Von ca. 57 % auf ca. 32 % (minus 25 %)

TV: Von ca. 76 % auf ca. 52 % (minus 24 %)

Radio: Von ca. 76 % auf ca. 60 % (minus 16 %)

Pendlerzeitungen: Von ca. 52 % auf ca. 38 % (minus 14 %)

Sonntag/Magazine: Von ca. 35 % auf ca. 22 % (minus 13 %)

Boulevardpresse: Von ca. 16 % auf ca. 12 % (minus 4 %)

Die Fakten sind klar:

• Die Nutzung von Online-Medien zu Informationszwecken ist bedeutender als alle anderen Mediengattungen.

• Junge Menschen können praktisch nur noch Online erreicht werden.

• Auch ältere Menschen konsumieren immer häufiger regionale Online-Portale, weil sie sich kein (Zeitungs-) Abonnement mehr leisten können oder leisten wollen.

• Nur mit Online kann lokal und regional noch Medienvielfalt geschaffen werden.

• Printmedien verlieren permanent Leser. Ihren Verlagen Geld nachzuschiessen, um deren Monopole zu festigen, liegt nicht im Interesse der Medienkonsumenten.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.