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«Jagdfieber» im Kanton St.Gallen?

Grüne wollen Wolfsrudel retten: Partei kritisiert Abschusspläne des Kantons

Die St.Galler Grünen fordern ein nachhaltiges Wolfsmanagement, das auf Regulierung statt Liquidierung der Wolfspopulation setzt. «Im Kanton soll ein ganzes Wolfsrudel ausgelöscht werden. Es scheint, als hätte sich die Regierung mit dem Jagdfieber von SVP-Bundesrat Rösti angesteckt», so die Partei.

Marcel Baumgartner am 11. November 2023

Mit grosser Besorgnis verfolgen die Grünen die für sie «nicht nachvollziehbare Entscheidung der St.Galler Regierung», beim Bund ein Gesuch zum Abschuss eines ganzen Wolfsrudels einzureichen.

Im August habe der Kanton vom Bund eine Bewilligung zur Regulierung des Rudels erhalten. Nun gehe er einen drastischen Schritt weiter und wolle gleich das gesamte Rudel auslöschen. «Diese Entscheidung steht im Widerspruch zu einem nachhaltigen Wolfsmanagement», ist die Partei überzeugt.

Rechtsstaatlich fragwürdig

Die «politisch motivierte Kehrtwende» im Umgang mit dem Wolf ist nach Ansicht der Grünen unvereinbar mit den internationalen Verpflichtungen der Schweiz.

Der durch die Berner Konvention garantierte Schutz des Wolfes werde damit in stossender Weise ausgehöhlt. Zwar lasse die Konvention eine Regulierung des Wolfsbestandes zu, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass es keine andere befriedigende Lösung gäbe und die Ausnahme dem Bestand der betreffenden Population nicht schade.

Das schreiben die Grünen: «Die von Bundesrat Rösti angestrebte Reduktion der Anzahl Wolfrudel von 32 auf 12, die offenbar von der St.Galler Regierung unterstützt wird, liegt weit jenseits des Verhältnismässigen. Solange das Potenzial des Herdenschutzes in der Schweiz nicht ausgeschöpft ist, lässt sich die Ausrottung ganzer Rudel nicht rechtfertigen. Die Anzahl der Nutztierrisse durch Wölfe hat im Jahr 2023 gegenüber 2022 um 30 Prozent abgenommen, obwohl der Wolfsbestand deutlich gewachsen ist. Dies belegt die Wirksamkeit des Herdenschutzes.»

Verbesserung des Herdenschutzes notwendig

Die Grünen würden sich seit langer Zeit für verstärkte Herdenschutzmassnahmen einsetzen. Erst im September 2022 reichte Kantonsrat Daniel Bosshard einen Vorstoss ein, um den Herdenschutz zur Reduzierung von Nutztierrissen weiter zu verbessern.

«Anstatt gesamte Wolfsrudel auszulöschen, sollten Massnahmen zur Optimierung des Herdenschutzes ergriffen werden. Die betroffene Alp Gafarra hat beim Herdenschutz noch erhebliches Verbesserungspotenzial. So waren bei einem Angriff die Herdenschutzhunde gar nicht anwesend und die Herde war dabei lediglich durch Netze mit minimaler Höhe gesichert. Bei weiteren Nutztierrissen mit Präsenz von Herdenschutzhunden war die Herdenausdehnung sehr gross, was die Arbeit für die Hunde erschwerte. Andere Alpen im Streifgebiet des Rudels (unter anderem Lasa und Zanai ob Valens) beweisen, dass es ohne Risse geht», argumentieren die Grünen.

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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