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Patrik Lanter von der NeoVac AG im Interview

Herr Lanter, ist der Atomausstieg ein realistisches Szenario?

Patrik Lanter ist CEO der in Oberriet ansässigen NeoVac AG. Seit über 50 Jahren bietet die Firma ganzheitliche Lösungen zur intelligenten und ressourcenschonenden Nutzung und sicheren Lagerung von Energie und Wasser. Ein Gespräch über Energie, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit.

Michel Bossart am 09. Juni 2023

Patrik Lanter, Energie kommt für viele aus der Steckdose. Über welches Energieklischee ärgern Sie sich besonders?

Dass ökologisch gebaut, automatisch die Umwelt schont. Dabei wird allzu oft vergessen, dass es auch noch ein effizienter Gebäudebetrieb für weniger Umweltbelastungen braucht.

NeoVac hat einen Slogan: «Making energy smarter». Wie «smart» ist das im Moment und wie viel «smarter» wird das in Zukunft noch sein?

Mit unseren Lösungen machen wir die Energienutzung sicherer und effizienter. Und sparen damit Energie, die es nicht braucht. Zum Beispiel durch verbrauchsabhängige Abrechnung der Heizkosten wird der Konsument im Durchschnitt zu 14 Prozent Einsparungen motiviert. Die massiv gestiegenen Energiekosten werden künftig zu einem noch bewussteren Umgang mit den Ressourcen führen. Viel Potential steckt in der laufenden Verbrauchsinformation. Unsere smarten App-Lösungen bieten bis zu tägliche Verbrauchsauswertungen und motivieren gemäss Studien zu weiteren 7 Prozent Energieeinsparung.

Am Standort in Oberriet sind derzeit einige Stellen offen. Spüren Sie den Fachkräftemangel?

Davon sind wir auch betroffen. Dank interessanter Job-Profile in einem Markt mit Zukunft können wir die Stellen aber doch noch recht gut besetzen. Erfreulich ist zudem, dass sich die Stellenausschreibungen zumeist auf zusätzliches Personal aufgrund unseres erfreulichen Wachstums beziehen.

Was tun Sie als Firma gegen den Fachkräftemangel?

Das Beste ist, die guten Leute zu halten. Wir tun das mit fortschrittlichen Anstellungsbedingungen und einer berechenbaren, modernen und familiären Unternehmenskultur. Unsere Fluktuationsrate liegt unter 5 Prozent und damit enorm tief für ein Dienstleistungsunternehmen mit starkem Wachstum und über 450 Mitarbeitenden.

Welche Vorkehrungen traf NeoVac um der Energiemangellage, die letzten Herbst in aller Leute Munde war, zu begegnen?

Wir sind es uns schon aufgrund unseres Geschäftsmodells gewohnt, auf eine effiziente Energienutzung zu achten. Unsere Gebäude wurden vor Jahren bereits energetisch saniert und die gesamten Dachflächen mit Fotovoltaik bestückt. Unser Betrieb versorgt sich vorwiegend mit eigenem Strom vom Dach. Zudem verwenden wir unsere Energiemonitoring-Lösungen auch für unsere eigenen Gebäude und optimieren so laufend unseren Energieverbrauch.

Schonender Umgang mit Energie und Wasser spart nicht nur Kosten, sondern auch Ressourcen und im Idealfall auch Geld. Wie nachhaltig ist NeoVac selbst?

Einerseits verpflichten wir uns aufgrund unserer Umweltzertifizierung nach ISO 14001 dazu, unseren Ressourcenverbrauch ständig zu optimieren. Andererseits liegt das in der DNA unserer Leistungen. Den grössten Nachhaltigkeitseffekt bringt die Digitalisierung. Mussten früher beispielsweise sämtliche Gebäude zur Ablesung der Messgeräte besucht werden, geht das heute zunehmend online mit Fernauslesung. Das spart Zeit, Geld und Treibstoff.

Ist NeoVac klimaneutral?

Das hängt von der Betrachtung der Systemgrenzen ab. Berechnen wir den durch unsere Leistungen entstehenden Umweltnutzen, sind wir nicht nur klimaneutral, sondern extrem klimafreundlich. Wir sorgen bei einer halben Million Wohnungen für gerechte Heizkostenabrechnungen und damit – wie erwähnt – durchschnittlich für eine Energieeinsparung von 14 Prozent. Dagegen erscheint unser Ressourcenbedarf winzig. Aber wir streben auch eine offizielle Zertifizierung an, als Zielsetzung für die nächsten Jahre.

Die Schweiz hat sich mit der Energiestrategie 2050 das Ziel gesetzt, aus der Atomenergie auszusteigen. Halten Sie das für ein realistisches Ziel?

Es bedarf mit Sicherheit grosser Anstrengungen, um dieses Ziel zu erreichen. Die grösste Herausforderung stellt die Sicherung des Winterstroms mit nachhaltiger Energie dar. Und die intelligente Vernetzung der Energiesysteme wird – vor allem auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Elektrifizierung des Verkehrs – unabdingbar sein.

NeoVac feierte 2021 ihr 50-Jahr-Jubiläum. Vor 50 Jahren war die Welt in Bezug auf die Energieversorgung noch ganz anders. Und wie wird sie Ihrer Meinung nach in 25 Jahren sein?

Da hilft ein Blick zurück. Die Entwicklung effizienter Systeme zur Produktion, Nutzung und Speicherung von Energie war die letzten 25 Jahre enorm. Ich bin überzeugt, dass sich in den nächsten 25 Jahren die Entwicklung noch beschleunigen wird und wir über die Mittel einer nahezu klimaneutralen Energieversorgung verfügen werden. Dabei ist für mich klar, dass wir uns an hohe Energiepreise gewöhnen müssen.

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Autor/in
Michel Bossart

Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).

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