Wir sollen Schutzmasken tragen im öffentlichen Verkehr. Das ist die Vorgabe des Staates. Über Sinn und Unsinn wird heftig diskutiert. Dabei weiss die Wissenschaft ziemlich genau, was davon zu halten ist. Nur hat das niemanden zu interessieren. Und konsequenterweise müssten wir noch mehr tun.
Wenn es um den Schutz vor dem Coronavirus geht, können wir natürlich einfach der Politik glauben. Wenn wir sehr viel Humor haben. Oder aber, die andere Möglichkeit, wir halten uns an die Wissenschaft. Auch dort, zugegeben, gibt es verschiedene Strömungen. Aber darunter auch die eine oder andere, die sehr nüchtern und glaubwürdig berichtet.
Zum Beispiel diese hier. Sie macht weder auf Panik noch auf totale Erleichterung. Das klingt gut. Und was sagt uns diese Quelle?
Zum Beispiel, dass die Faktenlage rund um Schutzmasken nach wie vor sehr dünn ist. Wir wissen kaum mehr als zum Beginn der Pandemie. Was einen klaren Hinweis darauf ergibt, dass Väterchen Staat (oder ist es Mütterchen? Oder gibt es eine neutrale Bezeichnung?) in einigen Staaten fast umfassend, in der Schweiz immerhin im öffentlichen Verkehr, eine Maskenpflicht erhebt, ohne genau zu wissen, ob das nötig oder sinnvoll ist. Ganz im Sinn von: Nützt es nichts, schadet es sicher auch nichts.
Relativ klar ist wenigstens das: Wer sich im Freien aufhält, kann sich die Maske sparen. Sie bringt nichts. Beziehungsweise verhindert nichts. Man muss schon einem infizierten Zeitgenossen auf Kussnähe auf die Pelle rücken, und der muss sich entscheiden, einem ins Gesicht zu husten, damit eine Gefahr entsteht. Mag vorkommen, scheint uns eher selten.
Und was ist dort, wo sich Abstand nicht immer gewährleisten lässt, zum Beispiel in Bus und Bahn? Da scheint sich die Übertragungsgefahr mit Schutzmaske insofern reduzieren zu lassen, dass ein milderer Krankheitsverlauf winkt. Wow. Immerhin.
Aber ein anderer interessanter Aspekt taucht auf, von dem man bisher kaum gehört hat. Maske hin oder her, wenn sich jemand dazu entscheidet, Ihnen ganz entschieden in die Augen zu husten - warum auch immer -, ist die Maske allein nicht genug. Dazu heisst es: «Wer noch etwas mehr zum Eigenschutz beitragen möchte, kommt um eine gut sitzende Schutzbrille mit Seitenschutz nicht herum. Denn, wenn jemand angehustet wird, landen die Tröpfchen ja nicht nur in der Nase, sondern auch in den Augen. Die Tränenkanäle spülen das Virus dann direkt an die Stelle im Nasen-Rachenraum, an der sich die Viren vervielfältigen.»
Sprich: Wer sich wirklich vor einer Infektion schützen will, braucht Schutzmaske und Schutzbrille. Aber nun die alles entscheidende Frage: Hat jemand jemals etwas von einer Schutzbrille gehört? Kaum. Was den Verdacht erhärtet, dass es bei der Maskenpflicht im ÖV nicht um den effektiven Schutz des Einzelnen geht, sondern um ein Placebo für die Allgemeinheit. Es wird das Gefühl vermittelt, der Staat tue etwas für unsere Gesundheit.
Sämtliche Auswertungen der WHO zum Thema Schutzmaske erfolgen unter Vorbehalt. So wurde beispielsweise nie genau untersucht, wie sich Maske und Abstand zueinander verhalten. Gesellschaften wie unsere, die die Distanz schon fast zur Regel gemacht haben, sind schwer auf den Effekt von Masken zu untersuchen. Was ist denn nun genau effektiv, die Tatsache, dass wir uns nicht mehr zu nahe kommen oder die Maske?
Im Gegenteil: Es gibt klare Hinweise, dass die gute Maske dazu verführt, andere, erwiesenermassen effektive Massnahme wie die Distanz aufzuweichen. Sobald wir die Maske tragen, wiegen wir uns in Sicherheit. Und vergessen alles andere.
Nüchterne wissenschaftliche Quellen wie quarks.de führen einen einsamen Kampf. Ihnen gegenüber stehen millionenschwere Kampagnen des Staates, die uns die Masken ins Gesicht drücken. Völlig egal, was das bringt - oder eben sogar verhindert. Aber wer will schon mit übereifrigen Zeitgenossen mit Maske im Zug eine Debatte über Details führen?
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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