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Gastkommentar

Hilft Tee trinken gegen Prämienanstieg?

Steigen die Krankenkassenprämien 2023 wegen Corona, den Covid-Impfungen und deren Nachbehandlungen? Bestimmt könnte diese Begründung für 2023 hinhalten, die Probleme liegen aber tiefer, sonst hätten wir nicht seit 20 Jahren steigende Krankenkassenprämien.

Sandra Stadler am 14. Oktober 2022

Alle sprechen seit Jahren vom «ambulant vor stationär». Dies soll, dass Heilmittel sein, um die Kosten im Gesundheitswesen zu sparen. Aber wieso steigen die Prämien denn trotzdem immer weiter? Das Problem des Ansatzes «ambulant von stationär» liegt vor allem darin, dass die ambulanten Leistungen hauptsächlich über die Versicherer und die stationären Leistungen bis zu 55% durch die Kantone mitfinanziert werden. Das bedeutet, dass Einsparungen in erster Linie bei den Kantonen erfolgen. Der Prämienzahler hat gar nichts davon.

Also frage ich mich, wie können wir Zahlende und Versicherer den überhaupt den Prämienanstieg stoppen? Manchmal kommt es mir vor als hätten wir das Gefühl mit unseren Prämien ein All-inklusive-Arrangement bezahlt zu haben. Es scheint, als fehle es an Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Jeder gibt so viel er muss oder kann und jeder nimmt, was er denkt zu brauchen. Der Staat ergänzt mit diversen Subventionen, weil wir nicht zahlen können oder wollen. Andererseits habe ich erst kürzlich gelesen, dass ein Krankenversicherer mit der FINMA darüber streitet, wie hoch der Werbeaufwand für Kundengewinnung in der Grund- und Zusatzversicherung sein darf. Wo hört solidarisches Verhalten auf und wo beginnt der Profit?

Klar sind nur die Folgen: Die Prämien steigen jährlich! Das ist kein neues Phänomen. Weh tut nur, dass sie so stark steigen und es aus Sicht der Entscheidungsträger kein Rezept dagegen gibt. Eher wird mit kurzfristigen Massnahmen ein bisschen Augenwischerei betrieben. Den Kindern lernt man, dass sie nur so viel Geld ausgeben dürfen, wie sie im Portemonnaie haben. Zudem sollen sie noch etwas auf das Sparkonto legen, weil sie ja noch die Töffliprüfung machen wollen. War es also richtig die Reserven der Krankenkassen abzubauen? Die Abfederung der stetig wachsenden Prämien konnte so über eine begrenzte Zeit gedämpft werden, aber welche Lösung gibt es nun nach der Überbrückungszeit? Laut Experten könnten heute 6 Milliarden Franken der Kosten in der obligatorischen Grundversicherung ohne Qualitätsverlust eingespart werden. Es ist offensichtlich: Die Behörden und die Akteure im Gesundheitswesen haben versagt! Wann sitzen Bundesrat, Bundesversammlung, Ärzte, Spitäler, Versicherer und Kantone zusammen und beschliessen griffige Massnahmen? Bis es wohl soweit ist, heisst es für uns Prämienzahlenden wieder einmal mehr, Tee trinken und abwarten, wie der Prämienanstieg 2024 kommuniziert wird.

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Sandra Stadler

Sandra Stadler (*1977) aus Güttingen ist Fachlehrerin an einer Sonderschule, Kantonsrätin und Präsidentin von «Die Mitte Thurgau».

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